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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair
Autoren: N Werlin
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sich draußen der Sturm.
    Der Elfenritter war spurlos verschwunden, und nur die kleine Familie blieb in dem Häuschen zurück.

Kapitel 57
    Zwei Wochen später tanzte Lucy an einem Sonntagmorgen mit Dawn auf dem Arm durch die Küche, während ihre Pflegemutter die Liste für den Familienbrunch abhakte.
    » Sie hat gerade wieder ein Bäuerchen gemacht«, verkündete Lucy.
    Soledad betrachtete Dawn mit sachkundigem Blick. » Reib ihr weiter den Rücken, falls noch mal was kommt. Dann wollen wir mal sehen. Kaffeegebäck. Eier und Füllungen für Omeletts. Bagels, Frischkäse und Räucherlachs. Würstchen. Quiche. Salat. Saft– das besorgen Zach und die Greenfields. Und Leo kümmert sich natürlich um den Sekt–«
    » Hast du Heidelbeeren bekommen?«, unterbrach Lucy sie.
    » Ja, und die kosten ein Vermögen. Allerdings nicht so viel wie die Pralinen.«
    » Die Pralinen mit den kleinen Abbildungen drauf?«, fragte Lucy. » Hervorragend. Pralinen mit ’ner Abbildung, das sind die besten, oh yeah, Pralinen mit Karamellfüllung, das sind meine liebsten, oh yeah«, sang sie Dawn vor. Als sie mit dem Baby herumwirbelte, sah sie, wie Soledad Sektkelche aus einer Schachtel mit der Aufschrift Waterford nahm. » Sind die neu? Die sind ja sagenhaft!«
    Soledad wurde rot. » Ja. Die waren im Angebot. Dein Vater hat mich gestern damit überrascht. Er meinte, der Anlass verlange nach etwas Besonderem.«
    Lucy betrachtete die Gläser aus der Nähe. Sie waren schlank, funkelnd und zerbrechlich. » Ich kann es kaum erwarten, eines davon zu benutzen.«
    » Du darfst höchstens einen Schluck Sekt trinken«, warnte Soledad. » Schließlich stillst du. Aber du kannst einen Kelch mit Saft bekommen.«
    » Du und Zachs Mom lasst mir in letzter Zeit überhaupt nichts mehr durchgehen«, meinte Lucy. Das stimmte, aber Lucy störte es nicht. Alles kam ihr, jeden Tag aufs Neue, wie ein Wunder vor– auch wenn ihre Schwiegermutter ihre Fähigkeiten als Mutter infrage stellte (was, wie Lucy zugeben musste, ziemlich ärgerlich war).
    Carrie und Nate Greenfield waren vor drei Tagen mit ihrer Tochter Gina aus Arizona gekommen. Sie wohnten bei Lucy und Zach, und Carrie wollte mit Gina noch einen ganzen Monat bleiben und sich um das Baby kümmern, während Lucy den versäumten Unterrichtsstoff nachholte.
    Wie es danach weitergehen sollte, war noch ungewiss. Lucy wusste, dass es sowohl für sie als auch für Zach ziemlich schwierig werden würde, das Baby und das College unter einen Hut zu bringen. Lucy hatte bereits schlimme Stunden hinter sich, in denen Dawn nur geschrien hatte, und sie hatte eine Ahnung davon bekommen, wie schwer es war, ein Baby zu versorgen. Die Eltern hatten vermutlich recht, dass unter normalen Umständen eine Ehe und ein Kind zu diesem Zeitpunkt wohl kaum das Richtige gewesen wären. Vielleicht wäre es für Lucy und Zach das Beste, wenn sie wieder bei Soledad und Leo einzogen. Wahrscheinlich würde Lucy eines Tages dem lieben Gott auf Knien dafür danken, dass sie es nicht allein schaffen mussten.
    Aber das konnte alles später entschieden werden. Im Augenblick fand Lucy es albern, sich über etwas anderes Sorgen zu machen, als über Dawns Ess- und Schlafgewohnheiten.
    Es war eine Erleichterung– nein, die reinste Freude–, die ganz alltäglichen Probleme einer verheirateten jungen Mutter mit einem Neugeborenen zu haben. Sogar die ständige Müdigkeit war ihr willkommen.
    Lucy hatte Soledad vor ein paar Tagen anvertraut, dass es eigentlich nicht das Baby war, das sie nachts wach hielt. » Ich bin im Grunde gar nicht müde. Ich möchte nur im Bett liegen und Dawn ansehen oder Zach atmen hören. Ich möchte einfach nur daliegen und für das dankbar sein, was ich habe. Und weißt du was? Manchmal löse ich im Kopf Matheaufgaben. Als wäre es eine Garantie für geistige Gesundheit, wenn man das Quadrat über einer Hypotenuse berechnen kann.«
    » Wenn du keine komplizierten Aufgaben mehr lösen kannst«, hatte Soledad trocken geantwortet, » dann gib dem Baby die Schuld, nicht dir selbst. Es gibt viele junge Mütter, die können nicht mal zwei und zwei zusammenzählen.«
    Soledad hatte kurz innegehalten und dann vorsichtig gefragt: » Lucy, hast du Angst davor, zu schlafen?«
    » Nein«, hatte Lucy geantwortet und sich auf die Lippe gebissen. » Nur, manchmal muss ich an Miranda denken. Das ist alles.«
    Soledad hatte genickt. » Ich auch.«
    Das hat sich nicht geändert, überlegte Lucy jetzt. Miranda war nach wie vor der dunkle
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