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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair
Autoren: N Werlin
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konnte, und dass sie sich selbst nicht helfen konnte. » Bitte«, flüsterte sie vergebens.
    Lucys Verhalten und ihre offensichtliche Verzweiflung bereiteten Zach Unbehagen. Sie hatte behauptet, der Ritter sei da, aber dort, wohin sie gezeigt hatte, war nichts als Staub. Doch wenn Lucy behauptete, er sei da…
    Nervös und unsicher schob er die Hand unter sein Hemd und berührte die nahtlose Weste. Er versuchte, beruhigend zu klingen. » Okay. Es spielt keine Rolle, ob ich ihn sehen kann, solange du es kannst. Er ist hier, Lucy. Ich glaube dir.«
    » Wirklich?«, fragte sie beinahe flehend.
    » Ja.« Aber Zach war sich nicht hundertprozentig sicher. Dieser seltsame Ausdruck in Lucys Augen. Ihre offensichtliche Qual. War das der beginnende Wahnsinn? Seine Finger krallten sich in das Filzhemd.
    Und dann sah er plötzlich etwas: ein Flimmern in der Luft, dort wo sich Licht und Schatten um die Staubpartikel verteilten. Nach kurzer Zeit nahm die Erscheinung die Gestalt eines großen Mannes an.
    Wie hatte er auch nur einen Moment an Lucys Worten zweifeln können?
    Zach warf sich zwischen die seltsam schwankende Gestalt und seine Frau. Dabei hielt er weiterhin die Weste fest, obwohl sein Instinkt ihm dringend riet, beide Fäuste hochzunehmen.
    » Wagen Sie es nicht, sich ihr zu nähern«, schrie er die Gestalt an. » Das lasse ich nicht zu.«
    » Zach?«, fragte Lucy erstaunt. » Du siehst ihn auch?«
    » Oh, ja.« Während Zach sprach, nahm die Gestalt eine festere Form an. Die Umrisse wurden schärfer. Nach und nach erschienen ein riesiger durchsichtiger Kopf, ein Arm, ein flimmernder Torso–
    Und der Mann– der Elfenritter, oder was auch immer er oder es war– materialisierte sich vollständig und stand jetzt vor Zach und Lucy.
    » Unglaublich.« Vorsichtig ließ Zach das nahtlose Hemd los und wartete, ob der Ritter wieder verschwinden würde. Tatsächlich, die Gestalt wurde verschwommener. Und als Zach das Hemd erneut berührte, wurden die Umrisse wieder deutlicher.
    Das also war das Geheimnis. Im Grunde brauchte er nur eine Hand dazu. Zach trat ein paar Schritte zurück, damit er noch näher bei Lucy und Dawn stand. Er sprach so ruhig er konnte. » Luce? Ich vermute mal, dass das keine Halluzination ist, oder?«
    Lucy holte tief Luft. » Wenn ja, dann halluzinieren wir beide.« Sie war erstaunt, wie erleichtert sie auf einmal war. Sie war nicht allein. Jedenfalls noch nicht.
    Lucy wollte diese letzten Augenblicke nicht vergeuden. Sie wusste, was sie Zach zu sagen hatte. Es war ihre einzige Chance, ihm die Wahrheit über den Fluch zu sagen und ihm zu erklären, was sie getan hatte und warum. » Zach«, begann Lucy.
    Zach unterbrach sie. » Warte, ich kenne diesen Kerl! Er arbeitet für Soledad! Am Abend des Balls war er bei euch zu Hause–«
    » Ja, aber das spielt jetzt keine Rolle!«, warf Lucy eilig ein. » Zach, der Elfenritter war auch in der Bay of Fundy. Er hat mit mir gesprochen. Ich muss dir etwas sagen. Ich hab etwas mit ihm vereinbart. Es ist schlimm. Ich– ich–« Sie fing an zu stottern und blickte in Zachs verwirrtes Gesicht.
    » Ausgezeichnet«, meinte der Elfenritter und zog die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er stand jetzt keine zwei Meter von ihnen entfernt in würdevoller Haltung. » Wie ich sehe, bist du dir deiner neuen Verpflichtung mir gegenüber bewusst, Lucinda. Ich fürchtete schon, ich müsste dich daran erinnern. Das hätte dir bestimmt nicht gefallen.«
    Er nickte Zach kurz zu. » Und du hast recht. Ich war da, als Lucy sich auf den Ball vorbereitete. Ich hab mich an diesem Abend köstlich amüsiert. Die Dinge müssen immer etwas manipuliert werden, wenn ein Scarborough-Mädchen so weit ist, zu mir zu kommen. Ein paar Tricks machen die Sache oft erst so richtig interessant. Das Mädchen hingegen muss sich ungehindert mit den drei Aufgaben abmühen und darf nicht beeinflusst werden. Aber ich wähle stets die Umstände und die zweite Hauptfigur aus.«
    » Gray Spencer«, sagte Zach rundheraus.
    » Er war leicht zu steuern«, erklärte der Elfenritter. » Wie die meisten männlichen Teenager. Von der Liebe direkt in den Tod. Es war ein Kinderspiel für mich, seinen Alkoholpegel zu manipulieren. Schließlich sollte sein Unfall absolut authentisch wirken. Tja, wie gesagt, er war leicht zu steuern. Im Gegensatz zu dir.« Er zog vor Zach symbolisch den Hut. » Nicht, dass du etwas Besonderes wärst. Aber ich hab dich zunächst tatsächlich unterschätzt, und dann hat dich dieses Hemd bis zu
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