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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair
Autoren: N Werlin
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verfrachtete Lucy auf den Beifahrersitz des Wagens, erklärte ihr, was er vorhatte, und konnte sich später nicht mehr an die Fahrt zu dem Ferienhaus erinnern. Zach schlug eine Fensterscheibe ein und gelangte so ins Haus. Dann brachte er Lucy in eines der Schlafzimmer. Seine Sorge, dass es in dem Haus vielleicht keinen Strom und keine Heizung gab, war unbegründet. Später wollte er das Fenster mit der zerbrochenen Scheibe mit Brettern vernageln. Er wollte Geld dalassen für die Reparatur und für alles, was sie in dem Haus benutzten.
    Wichtig war jetzt vor allem, dass Lucy die nassen Sachen auszog. Zach half ihr dabei, rubbelte sie mit Handtüchern trocken und wickelte sie in eine warme Decke. Er machte auf dem Herd Wasser heiß, obwohl er eigentlich keine Ahnung hatte, wozu. Er hatte das mal in einem Film gesehen, und falls er sterilisiertes Wasser bräuchte– zum Reinigen eines Messers, um damit die Nabelschnur durchzuschneiden? War es das?–, na ja, er wäre jedenfalls vorbereitet.
    Kurz darauf hatte Zach eine Panikattacke und blieb vierzig Sekunden im Badezimmer, um sich wieder zu beruhigen.
    Anschließend ging er zurück zu Lucy.
    » Zach, es ist bald so weit«, sagte sie heiser.
    » Ich weiß.«
    Er setzte sich neben sie, nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich. Lucy schmiegte sich an ihn. Zach legte eine Hand unter ihr Kinn und hob sanft ihren Kopf, damit er ihr direkt in die Augen sehen konnte. Nach einem langen, intensiven Blick beugte er sich über sie und küsste ihre rauen, spröden Lippen.
    » Du hast es geschafft«, sagte er schließlich.
    » Ich weiß nicht. Immerhin hast du mir geholfen. Ohne dich hätte ich das letzte Stück nicht gepackt. Ob das trotzdem zählt?«
    » Du hast es geschafft«, betonte Zach. » Ich bin doch deine wahre Liebe, oder nicht? Ich trage sogar dieses lächerliche Hemd. Und ich sage dir, du hast es geschafft.«
    » Kann sein«, sagte Lucy. » Ich weiß es nicht– aber vielleicht hab ich es auch nicht geschafft. Ich fühle mich so– so merkwürdig.«
    » Na ja, schließlich bekommst du ein Baby.«
    » Es ist nicht nur das. Zach? Hör mir zu, Zach. Ich hab ihn da draußen gesehen, den Elfenritter. Er war da.« Die nächste Wehe kam, und Lucy hechelte. » Ich hab mit ihm gesprochen. Hast du ihn auch gesehen?«
    » Nein, tut mir leid, Luce. Ich hab nur dich gesehen. Aber ich glaube dir natürlich«, fügte er hastig hinzu, als sie ein enttäuschtes Gesicht machte. » Ich glaube, ich hab gesehen, wie du mit ihm gesprochen hast, aber ihn selbst nicht.«
    » Vermutlich solltest du das auch nicht. Aber du glaubst mir doch, dass er dort war?«
    » Ja.«
    » Er wollte, dass ich aufhöre. Er sagte– er versprach–, er sagte, wenn ich– wenn ich aufhören würde– vielleicht war es ein Trick. Ich bin nicht sicher– ich wollte– ich dachte– deshalb hab ich aufgehört–« Sie schrie kurz auf. » Und Miranda– die anderen Frauen, meine Familie– oh, Gott, Zach– du hast ja keine Ahnung, was mit ihnen passiert ist– ich muss dir das erklären–«
    » Erzähl es mir später«, meinte Zach. » Bist du okay?«
    Es dauerte eine volle Minute, bevor Lucy antworten konnte. » Ja. Ich– ja.«
    Zach gab sich selbstbewusst. » Gut, dass ich beim Geburtsvorbereitungskurs aufgepasst habe. Und manches hab ich mit den Jahren auch von Soledad gelernt. Lass uns ein wenig herumgehen, Luce, okay? Ich weiß, das klingt seltsam nach allem, was du heute schon geleistet hast. Aber lass es uns einfach versuchen. Schaffst du das?«
    » Ja.« Lucy brachte immer nur eine Silbe heraus.
    Sie begannen, langsam im Zimmer auf und ab zu gehen. Dabei beobachtete Zach Lucy von der Seite. Die Stunden in der Bay of Fundy kamen ihm fast wie ein Traum vor. Aber sie waren Realität.
    Trotz ihrer Behauptung, den Elfenritter gesehen zu haben, wirkte Lucy immer noch so normal, vernünftig und pragmatisch wie vorher. Zach bemerkte, dass sie tief in Gedanken versunken war, sofern die in immer kürzeren Abständen auftretenden Wehen es zuließen, und dass sie Angst hatte, so wie er auch. Vielleicht war es das Beste, nicht darüber zu sprechen und sich nicht zu fragen, ob Lucy die Aufgaben nun erfüllt und den Fluch gebrochen, oder ob Zach mit seiner Hilfe alles vermasselt hatte. Es gab sowieso kein Zurück mehr. Und sie würden es auf jeden Fall bald erfahren.
    Jetzt mussten sie erst einmal ein Baby auf die Welt bringen, und zumindest für Zach spielte das eine größere Rolle als der Elfenritter.
    In den
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