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Fluch von Scarborough Fair

Fluch von Scarborough Fair

Titel: Fluch von Scarborough Fair
Autoren: N Werlin
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Schatten, der auf ihrem Leben lag. Lucy versuchte, nicht daran zu denken, dass sie vielleicht noch immer in der Gewalt des Elfenritters war. Noch immer gefangen.
    Würden sie Miranda nach wie vor von Zeit zu Zeit wiedersehen, scheinbar geisteskrank? Oder war sie inzwischen tot? Was war mit Miranda passiert, seit der Fluch gebrochen war?
    Lucy hatte keine Ahnung. Und sie hatte das Gefühl, wenn Zach in der Bay of Fundy und in dem Sommerhäuschen nicht bei ihr gewesen wäre, hätte sie vielleicht geglaubt, alles wäre nur ein Traum gewesen. Ein furchtbarer, ausschweifender Albtraum, oder eine psychotische Wahnvorstellung.
    Außerdem war es ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass es– obwohl ihr persönlicher Albtraum vorbei war– noch eine andere Welt in ihrer Nähe gab. Eine Welt voller Magie und Flüche und unheimlicher Dinge, eine irrationale Welt.
    Lucy dachte nicht gern darüber nach, aber all das Erlebte ließ keinen anderen Schluss zu. Und was mochte es wohl noch alles in dieser Welt da draußen geben?
    Lucy schauderte.
    » Ähm. Habt ihr im Krankenhaus immer noch keine Nachricht von Padraig Seeley bekommen?«, fragte Lucy Soledad. Sie kannte die Antwort schon, aber sie wollte sie noch mal hören.
    Soledad schüttelte den Kopf. » Das Telefon ist abgestellt, das Appartement leer. Jacqueline ist wütend. Wir versuchen, seine Initiativen für junge Väter so gut es geht fortzuführen.«
    » Ihr werdet jemand anderen finden.«
    » Hoffentlich. Nächste Woche wollen sich zwei Männer vorstellen.« Ein Schatten huschte über Soledads Gesicht. » Ich kann einfach nicht glauben, dass ich ihn eingestellt habe.«
    » Hör auf«, sagte Lucy. » Es war nicht deine Schuld. Genauso wenig wie du daran schuld warst, dass der Sturm dich und Leo daran gehindert hat, zur Bay of Fundy zu kommen. Du bist seinem Charme erlegen. Und wenn du ihn nicht eingestellt hättest, hätte er einen anderen Weg gefunden, um sich hier herumzutreiben.«
    » Mag sein. Trotzdem mache ich mir Vorwürfe, dass ich ihm vertraut habe.«
    » Mom«, sagte Lucy leise. » Weißt du was? Vielleicht werde ich ihm eines Tages sogar dankbar sein. Denn wenn der Elfenritter nicht gewesen wäre, wäre ich heute vielleicht gar nicht mit Zach zusammen. Vielleicht wären wir später noch zusammengekommen, aber Dawn hätte ich bestimmt nicht. Ich will nicht behaupten, dass ich froh darüber bin, was passiert ist. Aber es tut mir nicht leid, dass ich heute so bin, wie ich bin, und dieses Leben führe. Obwohl ich mir noch vor einem Jahr meine Zukunft ganz anders vorgestellt habe, bin ich jetzt mit meinem Leben zufrieden. Und was Miranda betrifft, bin ich froh, dass ich nun die Wahrheit kenne und weiß, wie tapfer und liebevoll sie war.«
    Es dauerte eine Weile, bis Soledad etwas erwidern konnte. » Ich auch«, sagte sie leise und betrachtete Lucys Gesicht. Lucy war kein Mädchen mehr. Sie war jetzt eine Frau. Eine sehr starke Frau.
    Jede Mutter wäre stolz auf sie.
    Das aufgeregte Herumtollen von Pierre kündigte die Ankunft der restlichen Familie sowie Sarah Heberts an. Kurz darauf hatte sich die Familie Markowitz-Greenfield an dem gedeckten Esstisch versammelt, und alle Anwesenden hoben jetzt ihre Gläser.
    » Auf Baby Dawn, auf Lucy und Zach, und auf uns, die erfahrenen und oftmals, wenn auch nicht immer, weisen Eltern–«
    Kurz bevor es an der Tür klingelte, fing Pierre an zu bellen. Offenbar hielt jemand den Klingelknopf für einige Sekunden gedrückt, denn es läutete lange und durchdringend.
    Alle drehten sich um. Leo hob eine Augenbraue und fragte Soledad: » Erwartest du noch jemanden?«
    » Nein. Es sei denn, Mrs Spencer hat sich nun doch entschlossen, zu kommen.« Soledad sah Lucy an, die den Kopf schüttelte.
    » Nein. Sie war gestern zwar furchtbar nett und so dankbar, dass mir die Tränen kamen, aber ich bezweifle, dass sie sich all dem hier gewachsen fühlt.« Lucy deutete auf den Tisch.
    Es klingelte erneut.
    » Ich geh schon«, sagte Zach. Mit Dawn auf dem Arm verschwand er im Wohnzimmer. Leo stellte sein Glas ab und lief hinter ihm her. Zwei Sekunden später hörten die anderen, wie die Haustür geöffnet wurde.
    Pierre hörte auf zu bellen.
    Eine heisere Frauenstimme sagte ganz deutlich: » Hallo, Leo. Du weißt ja gar nicht, wie schön es ist, dich zu sehen. Und dich, Lucys Ehemann. Verzeih mir, dass ich mich nicht an deinen Namen erinnere. Ich hab ein paar seltsame Tage hinter mir, oder besser gesagt, achtzehn seltsame Jahre.«
    Im Esszimmer
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