Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch des Magiers

Fluch des Magiers

Titel: Fluch des Magiers
Autoren: Sandra Melli
Vom Netzwerk:
als Nachtisch ein Stück schönes, rohes Fleisch.«
    Da die Wirtin es aufgegeben hatte, sich über Laisas Essgewohnheiten zu wundern, brachte sie rasch das Gewünschte.
    Während Laisa aß, gesellte Rongi sich zu ihr und stibitzte mehrere Stücke Fisch. Das Fleisch ließ er allerdings in Ruhe. Sein eigener Greedh’een-Stamm, der jenseits der Grenzen zum Blauen Land lebte, kochte und briet Fleisch ähnlich wie die Menschen. Daher waren sogar ihm Laisas Tischmanieren manchmal zu wild.
    Kurz darauf kehrten auch Ysobel und Borlon zurück und meldeten, dass sie den Flussmaulstaub beseitigt hätten. Rongi hörte ihnen zu und stellte dann die Frage, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte.
    »Werden dann nicht die Fische im Wasser bewusstlos?«
    »Nur wenn sie es einatmen«, antwortete Borlon gelassen und lachte dann, als Rongi ihn mit glitzernden Augen ansah. »Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Das Zeug wird im Wasser so stark verdünnt, dass es keinen Schaden mehr anrichten kann.«
    »Schade«, meinte der Katling. »Sonst wäre ich heute Nacht hinausgegangen, um ein paar Fische zu fangen.«
    Laisa drehte sich zu Rongi um. »Keine Sorge, mein Guter. Du wirst heute Nacht noch genug Fische fangen können – und recht große dazu!«
    »Mit wie vielen Angreifern werden wir es zu tun bekommen?«, fragte Borlon verunsichert. Auch wenn sie gute Waffen besaßen, so waren viele Hunde doch des Bären Tod.
    Laisa zuckte mit den Achseln. »Um das zu erfahren, müsste ich über die Palisade klettern und in Tenelian eindringen.«
    »Soll nicht ich das tun? Ich bin kleiner als du«, meldete sich Rongi.
    »Vor allem bist du blau und dieses Land dort drüben so grün, dass es selbst Tenelin dort schlecht würde. Außerdem gibt es dort haufenweise Spürartefakte. Du wärst entdeckt, bevor du auch nur die Spitze der Palisade erklommen hättest«, wies Ysobel den Katling zurecht.
    Während Rongi beleidigt die Unterlippe vorschob, gab auch Laisa den Gedanken auf, sich in Tenelian umzusehen. Damit würde sie ihre Feinde nur warnen. Zwar passte es ihr wenig, hier wie auf dem Präsentierteller warten zu müssen, doch in diesem Fall, sagte sie sich, würde der Speck sich stärker erweisen als die Maus.
    ☀ ☀ ☀
    Die nächsten Stunden vergingen quälend langsam. Die Nacht brach herein, und nun spannte sich der Himmel wie ein dunkles Zelt über das Land, das – nur für magisch begabte Personen sichtbar – von den sechs Farben der Götter illuminiert wurde. Laisa überprüfte noch einmal ihre Waffen. Mit der Springschlange, den sechs Wurfmessern und dem Schwert mit einer Klinge aus weißer Magie war sie gut für einen Kampf gerüstet. Ihr Bogen aber würde ihr hier im Gebäude nicht helfen.
    Borlon hatte größere Probleme, denn er konnte seine schwere Doppelaxt in diesen Räumen nicht richtig schwingen. Dennoch legte der Bor’een die Waffe neben sich auf die Bank.
    »Ich will vorbereitet sein«, sagte er grimmig.
    »Das wollen wir alle.« Laisa nickte ihm zu und sah sich um.
    Obwohl Waffentragen in diesem Gebäude nicht gern gesehen wurde, hatten die Goisen-Schiffer, die hier übernachteten, jede Menge Dolche und Entermesser in die Fährstation mitgebracht und verbargen sie unter Decken und Mänteln. Neben der Schanktheke lehnte nun eine große Holzkeule, die die Wirtin jederzeit an sich nehmen konnte, und die Frau hatte sogar ihre Knechte und Mägde mit Knüppeln und Messern bewaffnet.
    »Was soll das?«, fragte Laisa schließlich. »Hier gibt es keine Schlacht! Ich will nicht, dass unbeteiligte Leute zu Schaden kommen.«
    Die Miene der Wirtin nahm einen grimmigen Ausdruck an. »Diese Fährstation steht unter dem Schutz der Götter. Wer es wagt, hier den Frieden zu brechen, ist unser aller Feind.«
    »So ist es!«, stimmte ein Goisen-Kapitän der Frau zu. »Es geht nicht allein um die Fährstation, sondern um die gesamte Stromschifffahrt auf dieser Seite. Die Tenelianer lassen die Treidelpfade verkommen und behindern uns, wo sie nur können. Wozu es führt, wenn man die Kerle nicht in ihre Schranken weist, hat sich in Thilion gezeigt. Dort hätten sie beinahe den König umgebracht, damit ihr eigener Herrscher dessen Nachfolge antreten kann. Doch wenn Tenealras von Tenelian auch noch Thilion beherrschte, wäre es für uns Goisan mit der Stromschifffahrt vorbei.«
    Laisa merkte dem Mann und auch den anderen Goisen an, dass diese auf eine Gelegenheit hofften, Tenelian in der Heiligen Stadt als Friedensstörer anzeigen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher