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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman
Autoren: Stephen King
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Ginelli überhaupt als Klienten angenommen hatte; man hätte ihm ja doch nur gesagt, daß er seine Arbeit machen und die politischen Entscheidungen den Älteren überlassen solle. Deshalb hatte er vermutet, daß Ginelli wohl etwas über eine Leiche im Schrank von irgend jemandem wußte; er war ein Mann, der seine Ohren aufsperrte.
    Billy hatte seine dreimonatige Arbeit im Auftrag der Three Brothers Associates, Inc., mit der Einstellung begonnen, daß er den Mann, für den er arbeiten sollte, sicher nicht mögen, vielleicht sogar fürchten würde. Statt dessen fühlte er sich zu ihm hingezogen. Ginelli war ein Charismatiker. Es machte Spaß, mit ihm zusammenzusein. Mehr noch, er behandelte Billy mit einem Respekt und einer Zuvorkommenheit, die ihm in der eigenen Firma während der nächsten vier Jahre sicher nicht zuteil werden würden.
    Billy hielt an der Norwalk-Mautstelle und warf seine fünfunddreißig Cent ein. Dann reihte er sich wieder in den Verkehr ein. Ohne darüber nachzudenken, beugte er sich vor und öffnete das Handschuhfach. Unter den Landkarten und dem Handbuch für den Wagenbesitzer fand er zwei Yes-Torties. Er riß die Verpackung von dem einen auf und aß es gierig. Dabei fielen einige Krümel auf seine Weste.
    Seine Arbeit für Ginelli war schon lange erledigt gewesen, als das Große Geschworenengericht in New York diesen beschuldigte, eine Reihe von Exekutionen im Stil des organisierten Verbrechens angestiftet zu haben, die das Ausmaß eines Drogenkrieges angenommen hätte. Die Anklage des Obersten New Yorker Gerichtshofs war im Herbst 1980 auf dem Schreibtisch ihrer Kanzlei gelandet. Im Frühjahr 1981
    war sie, weil sich unter den Hauptbelastungszeugen plötzlich eine Sterblichkeitsrate von fünfzig Prozent eingestellt hatte, verschwunden. Einer war zusammen mit zwei von drei Polizeibeamten, die zu seiner Bewachung eingeteilt waren, mitsamt dem Wagen in die Luft geflogen. Ein anderer war mit einem abgebrochenen Regenschirmgriff durch den Hals gestochen worden, als er sich in einem der Schuhputzerstühle im Grand-Central-Bahnhof die Schuhe wichsen ließ. Die beiden anderen hatten dann gar nicht so überraschend beschlossen, daß sie sich nicht mehr länger darauf versteifen könnten, ob es nun wirklich Richard ›Der Hammer‹ Ginelli gewesen war, den sie dabei belauscht hatten, als er den Auftrag, einen Brooklyner Drogenbaron namens Richovsky abzuknallen, gegeben hatte.
    Westport. Southport. Bald zu Hause. Er beugte sich wieder vor und wühlte im Handschuhfach... Aha! Da war noch eine halbvolle Erdnußschachtel von der letzten Flugreise übriggeblieben. Die Nüsse schmeckten zwar fad, aber sie waren noch genießbar. Billy Halleck mampfte sie weg, ohne von ihnen mehr zu schmecken als von den beiden Yes-Torties.
    Im Laufe der Jahre hatten Ginelli und er sich regelmäßig Weihnachtskarten geschrieben und sich gelegentlich aus alter Gewohnheit bei den Three Brothers zum Essen getroffen.
    Infolge dessen, was Ginelly beharrlich als ›meine Probleme mit der Legalität‹ bezeichnete, waren die Essen weniger geworden, bis sie ganz aufhörten. Dran war zum Teil Heidi schuld gewesen - in bezug auf Ginelli hatte sie sich mittlerweile in eine Weltklasse-Meckerziege verwandelt – aber zum Teil hatte es auch an Ginelli selbst gelegen.
    »Du solltest lieber eine Zeitlang nicht mehr herkommen«, hatte er zu Billy gesagt.
    »Was? Wieso?« hatte Billy unschuldig darauf erwidert, als hätten er und Heidi sich nicht gerade in der Nacht davor genau darüber gestritten.
    »Weil ich, was die öffentliche Meinung betrifft, ein Gangster bin«, hatte Ginelli geantwortet. »Junge Anwälte, die sich mit Gangstern anfreunden, kommen nicht voran, William, doch das ist's, worauf es wirklich ankommt - halte deine Weste rein und mach Karriere!«
    »So, das ist also alles, worauf s ankommt, häh?«
    Ginelli hatte daraufhin eigenartig gelächelt. »Nun... es gibt noch ein paar andere Sachen.«
    »Zum Beispiel?«
    »William, ich hoffe, du wirst es nie herausfinden müssen.
    Komm ab und zu mal auf einen Espresso vorbei. Wir werden miteinander plaudern und lachen. Was ich sagen will ist, wir bleiben in Verbindung!«
    Und so war es auch geschehen. Er hatte gelegentlich mal bei den Three Brothers reingeschaut (wobei er allerdings, während er auf die Ausfahrtsrampe von Fairview bog, zugeben mußte, daß die Intervalle länger und länger geworden waren). Und als er sich in der Situation befand, sich wegen fahrlässiger Tötung vor
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