Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
es nicht glauben würden«, sagte Billy und langte über den Tisch, um Duganfields Hand zu drücken. »Herzlichen Glückwunsch, David.« Er wollte nicht mehr an den Unfall denken, wollte nicht mehr an den alten Zigeuner mit der abfaulenden Nase denken. Er gehörte zu den Guten; diese Tatsache kam deutlich' in Duganfields kräftigem Händedruck und seinem müden, leicht sabbernden Lächeln zum Ausdruck.
    »Vielen Dank, Mann«, sagte Duganfield. »Vielen herzlichen Dank.« Plötzlich beugte er sich über den Tisch und umarmte Billy Halleck ungeschickt. Billy erwiderte die Umarmung. Doch als Dunganfields Arme sich um seinen Hals schlangen, streifte eine Hand leicht über seine Wange, und er mußte sofort wieder an das eigenartige Streicheln des alten Zigeuners denken.
    Er hat mich angefaßt, dachte Halleck, und trotz der herzlichen Umarmung seines Klienten fing er an zu zittern.
    Auf dem Heimweg versuchte er, an Duganfield zu denken – Duganfield war eine gute Sache, um jetzt darüber nachzudenken –, aber als er über die Triborough Bridge fuhr, ertappte er sich dabei, daß er gar nicht an Duganfield, sondern an Ginelli dachte.
    Duganfield und er hatten fast den ganzen Nachmittag bei O'Lunney's 'Verbracht, aber eigentlich hätte Billy seinen Klienten lieber zu den Three Brothers geführt. Es war das Restaurant, an dem Richard Ginelli eine informelle, stille Teilhaberschaft hielt. Es war jetzt schon Jahre her, daß er zum letztenmal bei den Three Brothers gegessen hatte – angesichts Ginellis Reputation war das nämlich nicht sehr klug –, aber immer noch dachte er zuerst an die Brüder. Billy hatte dort manche gute Mahlzeit eingenommen und immer viel Spaß dabei gehabt, obwohl Heidi sich nie viel aus Ginelli gemacht hatte. Er hatte den Verdacht, daß Ginelli ihr Angst einflößte.
    Er fuhr gerade auf der New Yorker Umgehungsstraße an der Gun-Hill-Road-Ausfahrt vorbei, als seine Gedanken wie zwangsläufig wieder zu dem alten Zigeuner zurückkehrten.
    Ginelli war's, an den du als erstes gedacht hast. Nachdem du an jenem Tag nach Hause gekommen warst und Heidi heulend am Kü chentisch saß, da hast du als erstes an Ginelli gedacht. »He, Rieh, ich habe heute eine alte Lady umgebracht. Kann ich mal kurz in die Stadt kommen, um mit dir darüber zu reden?«
    Aber Heidi war nebenan in der Küche, und Heidi hätte das nicht verstanden. Billys Hand hatte eine Weile über dem Hörer gehangen und war dann runtergefallen. Ihm war mit plötzlicher Klarheit bewußt geworden, daß er ein angesehener Anwalt aus Connecticut war, dem, wenn die Dinge haarig wurden, nur ein Mensch einfiel, den er anrufen könnte: einen New Yorker Gangster, der es sich offensichtlich im Laufe der Jahre angewöhnt hatte, die Konkurrenz über den Haufen zu schießen.
    Ginelli war ein großgewachsener Mann, sah nicht umwerfend gut aus, hatte aber eine natürliche Art, so daß er in jeder Kleidung irgendwie elegant wirkte. Er hatte eine kräftige, freundliche Stimme – nicht die Art von Stimme, mit der man sofort Drogenhandel, Gewalttätigkeit und Mord assoziierte. Aber er hatte mit allen drei zu tun, wenn man seiner Polizeiakte Glauben schenkte. Und es war Ginellis Stimme gewesen, die Billy an diesem schrecklichen Nachmittag, nachdem Duncan Hopley, der Polizeichef von Fairview, ihn hatte laufen lassen, sehr gerne gehört hätte.
    »... oder den ganzen Tag da rumsitzen?«
    »Häh!« Billy zuckte zusammen. Ihm wurde plötzlich klar, daß er vor einer der wenigen Mautkabinen am Rye-Platz stand, die tatsächlich mit einem Beamten besetzt war.
    »Ich habe gesagt, wollen Sie nun bezahlen oder...?«
    »Schon gut«, sagte Billy und gab dem Mann eine Dollarnote. Er nahm das Wechselgeld in Empfang und fuhr weiter.
    Schon fast in Connecticut, noch neunzehn Ausfahrten bis zu Heidi. Dann ab nach Mohonk. Duganfield funktionierte nicht so recht als Ablenkung; versuchen wir's also mal mit Mohonk. Vergessen wir die alte Zigeunerin und den alten Zigeuner mal für 'ne Weile, wie war das?
    Aber seine Gedanken wanderten unweigerlich zu Ginelli zurück.
    Billy hatte ihn durch die Firma kennengelernt, die vor sieben Jahren eine Rechtsangelegenheit für Ginelli erledigt hatte - eine Firmengründungssache. Billy, damals noch ein sehr junger Junioranwalt der Firma, hatte den Auftrag bekommen. Keiner der Seniorpartner hätte sich diesen Fall auch nur durchgesehen. Schon damals war Ginellis Reputation ziemlich schlecht. Billy hatte Kirk Penschley nie gefragt, warum die Firma Rieh
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher