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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman
Autoren: Stephen King
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worden. Die Firma Greely, Penschley und Kinder hieß nun Greely, Penschley, Kinder und Halleck. Heidis Mutter hatte endlich ihre schon lange im Raum schwebende Drohung wahrgemacht und war zurück nach Virginia gezogen. Linda war zu guter Letzt doch noch in das Jugendteam der Cheerleaders aufgenommen worden, und das war für Billy der größte Segen; es hatte Zeiten gegeben, in denen er fürchtete, daß Lindas theatralische Auftritte ihn in einen Nervenzusammenbruch treiben würden. Alles war großartig gelaufen.
    Dann waren die Zigeuner in die Stadt gekommen.
    »Dünner«, hatte der alte Zigeuner gesagt, und was, zum Teufel, war mit seiner Nase los gewesen? Syphilis? Krebs? Oder etwas viel Schlimmeres – wie Lepra? Und überhaupt, warum kannst du nicht einfach damit aufhören? Warum läßt du es nicht einfach auf sich beruhen?
    »Du mußt immer daran denken, nicht wahr?« fragte Heidi plötzlich - so plötzlich, daß Halleck zusammenzuckte. » Bil ly, es war nicht deine Schuld. Das hat der Richter gesagt.«
    »Ich habe gar nicht darüber nachgedacht.«
    »Und worüber hast du nachgedacht?«
    »Das Journal«, antwortete er. »Hier steht, daß das Baugeschäft sich wieder belebt.«
    Richtig, nicht seine Schuld; so hatte es der Richter gesagt.
    Richter Rossington. Cary, für seine Freunde.
     
    Freunde wie mich, dachte Halleck. Habe manche Runde Golf mit dem alten Cary Rossington zusammen gespielt, wie du sehr wohl weißt, Heidi. Bei unserer Silvesterparty vor zwei Jahren, das Jahr, in dem ich eigentlich vorhatte, das Rauchen aufzugeben, und es dann doch nicht getan habe, wer hat dich denn da beim traditionellen Neujahrskuß an deinen ach-so-grapschigen Busen gegrapscht?
    Na rate mal, wer? Bei meiner Seele, es war der gute alte Cary Rossington, so wahr ich atme und lebe!
    Ja. Der gute alte Cary Rossington, vor dem Billy schon mehr als ein Dutzend kommunale Rechtsfälle verteidigt hatte.
    Der gute alte Cary Rossington, mit dem Billy manchmal unten im Club Poker gespielt hatte. Der gute alte Cary Rossington, der sich nicht von allein für befangen erklärt hatte, als sein guter, alter Golf-und-Poker-Kumpel Billy Halleck (Cary pflegte ihn manchmal auf den Rücken zu klopfen und zu rufen: ›Na, wie läuft's denn so, Big Bill?‹) vor ihm im Gericht erschien, diesmal nicht, um einen bestimmten Punkt des Kommunalrechts auszuführen, sondern unter Anklage wegen fahrlässiger Tötung.
    Und als Cary Rossington nicht von sich aus den Fall jemand anderem übergeben hatte, wer hat da buh geschrien, meine Lieben?
    Wer in dieser ganzen fairen Stadt Fairview war der Buh-Schreier?
    Wieso? Niemand! So war's nämlich! Niemand hat buh geschrien!
    Was waren das schließlich für Leute? Doch nur eine Bande dreckiger Zigeuner! Je eher sie aus Fairview abhauten und sich in ihren großen Kombiwagen mit den ›Nationale Wiedergutmachung‹-Aufklebern auf den hinteren Stoßstangen auf den Weg machten, je eher man die Rückwände ihrer selbstgezimmerten Wohnmobik und Campingwagen sah, desto besser. Je eher, desto.. .
    ... dünner.
    Heidi drückte ihre Zigarette aus und sagte: »Scheiß auf dein Baugeschäft. Ich kenne dich besser.«
    Das war anzunehmen. Und Billy vermutete, daß auch sie darüber nachgedacht hatte. Sie sah so alt aus, wie sie war: fünfunddreißig –, und das war selten. Sie hatten sehr, sehr jung geheiratet, und er konnte sich immer noch an den Vertreter erinnern, der eines Tages, nachdem sie drei Jahre verheiratet waren, an die Tür kam, um Staubsauger zu verkaufen. Er hatte auf die zweiundzwanzigjährige Heidi hinabgeblickt und sie höflich gefragt: »Ist deine Mutter zu Hause, Schätzchen?«
    »Es schadet meinem Appetit nicht«, sagte er, und das war zweifellos wahr. Angst oder keine Angst, er hatte die Rühreier vertilgt, und von dem Speck war nichts mehr zu sehen. Er trank die Hälfte seines Orangensafts und schenkte ihr sein gewohntes breites Billy-Halleck-Lächeln. Sie versuchte zurückzulächeln, aber irgendwie gelang ihr das nicht ganz. Er stellte sich vor, daß sie ein Schild trüge: MEIN LÄCHLER IST VORÜBERGEHEND AUSSER BETRIEB.
    Er langte über den Tisch und nahm ihrte Hand. »Heidi, es ist alles in Ordnung. Und selbst wenn nicht, es ist vorbei.«
    »Ich weiß. Ich weiß.«
    »Wird Linda...?«
    »Nein. Nicht mehr. Sie sagt ... sie sagt, ihre Freundinnen würden sehr loyal sein.«
    Ungefähr eine Woche, nachdem es passiert war, hatte ihre Tochter schwere Zeiten durchmachen müssen. Sie war entweder in Tränen
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