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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman
Autoren: Stephen King
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Schenectady, und seinen Klienten ins Richterzimmer zu führen, um die Vergleichspapiere unterzeichnen zu lassen. Der Anwalt des Klägers beobachtete mit offensichtlicher Bestürzung und Unglauben, wie sein Klient, der Präsident der Good Luck Paint Company, seinen Namen auf die sechs Kopien kritzelte, und seine runde Glatze glänzte matt, während der Gerichtsnotar Kopie für Kopie beglaubigte. Billy saß ganz ruhig da, die Hände im Schoß gefaltet, und hatte das Gefühl, in der Lotterie gewonnen zu haben. Beim Lunch war, bis auf das übliche Gerede, alles vorüber.
    Billy führte seinen Klienten zum Essen zu O'Lunney's, bestellte ihm ein Wasserglas voll Chivas und für sich selbst einen Martini und rief Heidi zu Hause an.
    »Mohonk«, sagte er, als sie sich meldete. Mohonk war ein weitläufiges Feriengebiet im Norden des Staates New York, in dem sie vor langer Zeit ihre Flitterwochen – ein Geschenk von Heidis Eltern - verbracht hatten. Sie hatten sich auf Anhieb in diesen Ort verliebt und inzwischen zweimal ihren Urlaub dort verbracht.
    »Was?«
    »Mohonk«, wiederholte er. »Wenn du nicht mitkommen willst, frage ich Jillian im Büro.«
    »Das wirst du nicht tun! Billy, was hat das zu bedeuten?«
    »Willst du nun hinfahren oder nicht?«
    »Natürlich will ich! Dieses Wochenende?«
    »Morgen, falls du Mrs. Bean dazu kriegst, ab und zu nach Linda zu sehen und dafür zu sorgen, daß der Abwasch erledigt wird und keine Fernsehorgien in unserem Wohnzimmer veranstaltet werden. Und falls...«
    Doch erst einmal übertönte Heidis Aufschrei seine Erklärungen. »Dein Prozeß, Billy! Was ist mit den Farbdämpfen und den Nervenzusammenbrüchen und den psychotischen Anfällen und...«
    »Canley ist zu einem Vergleich bereit. Das heißt, der Vergleich ist schon abgeschlossen. Nach zirka vierzehn Jahren sinnlosem Gerichtsverhandlungsgewäsch und ewig langen Auseinandesetzungen über juristische Anschauungen, die praktisch nichts zu bedeuten hatten, hat dein Mann endlich mal einen Fall für den Guten gewonnen. Klar und eindeutig.
    Der Canley-Prozeß ist abgeschlossen, und ich fühle mich wie der Kaiser von China.«
    »Billy! Wahnsinn!« Wieder ein Aufschrei, diesmal so laut, daß die Stimme im Hörer ganz verzerrt klang. Billy hielt ihn lächelnd vom Ohr weg. »Wieviel kriegt dein Typ?«
    Billy nannte ihr die Summe, und jetzt mußte er den Hörer beinahe fünf Sekunden lang vom Ohr weghalten.
    »Glaubst du, Linda würde es uns übernehmen, wenn wir mal fünf Tage blau machten?«
    »Wenn sie bis ein Uhr aufbleiben und den Spätfilm ansehen und Georgia Deever einladen darf, damit sie sich die ganze Nacht über Jungs unterhalten und sich mit meinen Schokoladenkeksen vollstopfen können? Willst du mich auf den Arm nehmen? Wird es um diese Jahreszeit kalt dort oben sein, Billy? Soll ich deine grüne Strickjacke einpacken?
    Willst du lieber deinen Parka oder deine Jeansjacke mitnehmen? Oder beides? Glaubst du...?«
    Er sagte ihr, daß sie das selbst entscheiden solle, und ging zu seinem Klienten zurück. Dieser hatte seinen Chivas zur Hälfte geleert und war jetzt in der Stimmung, polnische Witze zu erzählen. Er sah aus, als hätte er einen Schlag mit dem Hammer auf den Kopf bekommen. Halleck trank seinen Martini und lauschte mit halbem Ohr den Standardwitzen über polnische Tischlermeister und polnische Restaurants, während seine Gedanken fröhlich zu anderen Themen wanderten. Dieser Prozeß könnte weitreichende Konsequenzen haben; es war noch zu früh zu sagen, daß er seine Karriere beeinflussen würde, aber es könnte immerhin der Fall sein. Durchaus sogar. Nicht schlecht für diese Art von Fällen, die große Firmen später für sich als Wohltätigkeitsarbeit reklamierten. Es könnte bedeuten, daß...
    ...der erste Schlag schleudert Heidi nach vorn. Einen Moment lang liegt sie auf ihm. Er spürt einen schwachen Schmerz in seinen Geschlechtsteilen. Der Stoß ist hart genug, daß Heidis Sitzgurt blockiert. Blut spritzt hoch – drei pfenniggroße Tropfen – und klatscht wie roter Regen an die Windschutzscheibe. Sie hat nicht einmal mehr Zeit zu schreien; sie wird später schreien. Er hat nicht mehr die Zeit, sich auch nur andeutungsweise über den Unfall klar zu werden. Das setzt erst mit dem zweiten Stoß ein. Und er...
    ... trank den Rest seines Martinis in einem Schluck aus.
    Tränen traten ihm in die Augen.
    »Alles in Ordnung?« fragte der Klient – sein Name war David Duganfield – ihn.
    »Mir geht es so gut, daß Sie
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