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Fluch der Nacht: Roman

Fluch der Nacht: Roman

Titel: Fluch der Nacht: Roman
Autoren: Christine Feehan
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Stimme, wie sie beim Laufen aufzubringen vermochte. Zum Glück gehorchten beide Männer, ohne Fragen zu stellen, und konzentrierten sich darauf, den steilen Abhang so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Die Schutzzauber der Höhle waren nicht nur tödlich, sondern verwirrten und desorientierten auch jeden Wanderer, der auf sie stieß. Das Warnsystem genügte für gewöhnlich, um Menschen solch ungute Gefühle zu vermitteln, dass sie das Gebiet verließen, doch waren die Schutzzauber erst einmal ausgelöst, waren sie bestrebt, Erinnerungen auszulöschen oder sogar zu töten, um den Zugang zu der Eishöhle zu schützen.
    Lara wusste, dass dies definitiv der Ort war, nach dem sie gesucht hatte. Jetzt musste sie nur noch überleben, um dorthin zurückkehren und die lange begrabenen Geheimnisse ihrer Vergangenheit aufdecken zu können. Gerald stolperte, und Terry schrie auf, als einer der Schlangenköpfe gegen eine besonders harte Ansammlung von Schnee und Eis stieß und die Fänge sich dadurch noch tiefer in sein Fleisch bohrten.
    Lara spürte, wie der Berg erbebte. Zuerst war alles still, dann hörte sie ein entferntes Grollen. Das ominöse Geräusch nahm an Stärke und Volumen zu, bis es zu einem Brüllen anschwoll, und der Schnee, der eben noch so langsam hinabgeglitten war, gewann an Tempo und rollte jetzt in aufgewühlten, hoch in die Luft aufstiebenden Massen auf sie zu. Lara bezwang ihre Panik und griff in den Quell des Wissens, den sie, wie sie jetzt ganz sicher wusste, in sich barg. Ihre Tanten waren ihr nie menschlich erschienen, aber ihre Stimmen waren es gewesen, und der immense Informationsreichtum, den sie in Jahrhunderten zusammengetragen hatten, war in Laras Erinnerungsvermögen eingebunden worden.
    Sie entstammte der Familie der Drachensucher, was ein wundervolles karpatianisches Erbe war. Sie war menschlich, aber mit der Kraft und Furchtlosigkeit undenklicher Zeiten ausgestattet. Zudem war sie Magierin und in der Lage, Energie zu bündeln und sie in positiver Weise anzuwenden. All ihre Vorfahren waren mächtige Geschöpfe gewesen. Das Blut von drei verschiedenen Spezies floss durch ihre Adern, und doch gehörte sie in keine dieser Welten und ging ihren eigenen, selbst gewählten Weg - allein, aber immer von der Weisheit ihrer Tanten angeleitet.
    Deutlich spürbare Kraft durchströmte Lara, und sie konnte das Knistern von Elektrizität wahrnehmen, als Blitze den Himmel über ihnen erhellten. Noch einmal blickte sie über ihre Schulter und erteilte den außer Rand und Band geratenen Naturgewalten den Befehl, den Schutzzaubern entgegenzuwirken, die der schwarze Magier auf dem Berg verwendet hatte.
    Ich rufe dich, Eiswasser. Lass dich führen von meiner Hand und biete mir die Zuflucht, die ich brauche!
    Der Schnee kam urplötzlich zum Stillstand, erstarrte, wo er gerade war, zu Eis und bildete eine riesige, frei in der Luft hängende Woge über ihren Köpfen.
    »Lauft!«, schrie Lara. »Nun mach schon, Gerald! Wir müssen von diesem Berg herunter.«
    Die Nacht brach schon herein, und die Lawine war nicht das Schlimmste, was ihnen passieren könnte. Der Wind hatte sich gelegt, doch die Stimmen blieben und schrien Warnungen, die Lara nicht zu ignorieren wagte. Sie und Gerald packten Terry und eilten, halb laufend, halb rutschend, den steilen Hang hinunter. Über ihren Köpfen hatte die schwere Schneedecke eine gigantische Welle gebildet, die reglos wie eine Unheil bringende Statue über ihnen hing.
    Terry hinterließ Rinnsale von Blut, während sie über den vereisten Boden schlitterten. Alle waren total verschwitzt, als sie den Fuß des Abhangs erreicht hatten. Ihren Mietwagen zu finden, war ein Leichtes, da in diesem abgelegenen Teil Rumäniens die meisten Einheimischen noch Pferdekarren benutzten. Autos waren hier kein gewohnter Anblick, und das ihre, so klein es auch war, sah irgendwie viel zu modern aus an einem viele Jahrhunderte alten Ort wie diesem.
    Gerald zog Terry über die Wiese zu den wenigen kahlen Bäumen, unter denen ihr Wagen stand. Lara drehte sich noch einmal zu dem Berg um, ließ langsam den Atem entweichen und klatschte dreimal in die Hände. Eine seltsame, erwartungsvolle Stille entstand für einen Moment. Dann kam Bewegung in die Woge aus Eis; Schnee begann zu fallen. Der Berg geriet ins Rutschen, und eine Wolke weißen Sprühnebels erhob sich in die Luft.
    »Lara!«, keuchte Terry. »Du musst diese verdammten Zähne aus meinem Knöchel herausziehen. Mein Bein tut höllisch
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