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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft
Autoren: Jo Beverley
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Beutel und ein Messer hingen, doch seine Autorität war nicht zu verkennen. Dies musste der Bastard FitzRoger sein.
    Er peitscht die Missetäter in seiner Burg persönlich aus?, dachte Imogen voller Entsetzen und trat instinktiv einen Schritt zurück.
    Dem äußeren Anschein nach war erst einmal nichts zu befürchten.
    Er schien sauber, sympathisch und zivilisiert, seine Gesichtszüge waren fein, wenngleich etwas hager, die Augen von einem klaren Grün; bei einer Frau hätte man sie wohl schön genannt. Das dunkle Haar fiel ihm – der neuesten Mode, die ihrem Vater so missfallen hatte, entsprechend – in Wellen bis zu den Achseln. Er war groß, hatte breite Schultern und einen kräftigen Körper, und eine gewisse Eleganz in seinen Bewegungen schien der schlichten Brutalität eines Kriegsmannes entgegenzustehen. Jedenfalls sah er vollkommen anders aus als Warbrick.
    Weshalb also raste Imogens Herz? Warum hatte sich ihre Kehle so sehr zusammengezogen, dass sie keinen Ton mehr herausbrachte? Wieso warnte ihre innere Stimme sie, unverzüglich zu fliehen?
    Vielleicht wegen der Kälte dieser fesselnden grünen Augen. Als sie Imogen kurz musterten, schienen sie in ihre Seele zu blicken und nicht gutzuheißen, was sie dort sahen. Dann musterte er den Wachmann, und Imogen war sich sicher zu spüren, wie die Hand des Mannes zitterte, ehe er sie losließ. Auf ein Nicken hin entfernte sich Harry.
    FitzRoger, der Bastard, saß bequem auf einem Fass, ein Bein hochgestellt und den Arm auf das Knie gestützt. »Ihr seid gekommen, um Gerechtigkeit zu erlangen? Tragt eure Sache vor. Ich habe nicht viel Zeit.« Die Stimme war forsch und unpersönlich, und darüber konnte Imogen nur froh sein. Das Letzte, was ein menschliches Wesen sich wünschen würde, war, das Interesse dieses Mannes zu wecken.
    Imogen brachte kein Wort heraus. Was konnten sie sagen, damit sie so schnell wie möglich wieder aus Castle Cleeve hinauskamen?
    Siward sprang nervös für sie ein. »Wir wurden von unserem Land vertrieben, Herr. Von Lord Warbrick.«
    Bei diesem Namen bemerkte Imogen in den grünen Augen einen Funken Interesse aufleuchten. Sie erinnerte sich daran, dass sie hierhergekommen waren, weil Cleeve und Warbrick alte Feinde waren; dass sie gekommen waren, um Vergeltung zu finden. Das war nach wie vor so. Wieso verzagte sie, weil FitzRoger, der Bastard, sich als harter Mann erwies? Sie brauchte einen Helden, keinen Troubadour. FitzRoger schien genau der Richtige zu sein, um ihr zu helfen, ihre Burg wiederzugewinnen, und die Tatsache, dass sie vor ihm zitterte, hatte absolut nichts zu bedeuten.
    »Wo liegt dieses Land?«, fragte FitzRoger.
    Siward blickte hilfesuchend zu Imogen, doch ihr Kopf war wie leer gefegt. »Tatridge«, antwortete er schließlich.
    »Das gehört zu Carrisford?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Kennt ihr die Burg?«
    Nach einem kurzen Zögern antwortete Siward: »Ja, Herr.«
    »Sagt mir etwas darüber.«
    »Herr, wir sind nur einfache Leute und gekommen, um Gerechtigkeit …«
    »Sagt mir etwas darüber.« Er hatte die Stimme nicht erhoben, doch sein Befehl war zwingend.
    Sogar Siward stotterte jetzt etwas. »H-Herr«, begann er, »ich weiß nicht, was Ihr wissen wollt. Fragt mich, und ich werde mein Bestes tun, um zu antworten.«
    Imogen beobachtete fasziniert, wie FitzRoger, der Bastard, einen Goldring an seiner rechten Hand drehte. Er hatte schöne Hände, sie ließen Kraft und Geschick vermuten, doch diese Bewegung mit ihrer stummen Drohung machte Imogen starr und steif.
    »Wie viele Eingänge?«, fragte FitzRoger.
    »Nur das Haupttor und der Hintereingang«, antwortete Siward.
    Das stimmt nicht, dachte Imogen, denn es gab auch noch einen Eingang, der mit den Geheimgängen verbunden war. Sie vermutete, dass Siward sie auf diesem Weg aus der Burg geschafft hatte.
    »Wie ist der Haupteingang gesichert?«
    »Mit einer Zugbrücke und einem Fallgitter, Herr. Der Torweg ist schmal, gut bewacht und mit Mordlöchern versehen. Wie dieser hier.«
    »Weißt du, wie viele Mann in Garnison liegen?«
    »Nein, Herr, aber genügend.«
    »Was ist mit dem Hintereingang?«
    »Zwei Wachen, glaube ich, und er führt zu einem schmalen Weg mit einem weiteren Tor vor der eigentlichen Burg.«
    Imogen bemerkte die Strenge in FitzRogers Augen und spannte sich an. Er argwöhnte etwas. »Für einen Bauern bist du überraschend gut informiert«, bemerkte er.
    Bilder des Schandpfahls traten für Sekundenbruchteile in Imogens Gedanken. Sie hörte ein Stöhnen und
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