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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus
Autoren: Oliver Hassencamp
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brauchte er nicht weiter zu schwindeln auf nüchternen Magen, ja, er konnte sich ganz ungestört dem Frühstück widmen. Tante Lene ließ ihn allein. Sie fuhr zum Friseur, in den Salon Annegret von Frau Treitschke- Zwiebenich , diesem parfümierten Zwiebelfisch, wie Florian sie nannte, die es mit seinem Vater immer so wichtig hatte.
    Auch das Mittagessen nahm er allein ein. Tante Lene hatte einen Topf mit köstlicher dicker Suppe auf den Herd gestellt. Erst am Nachmittag kam sie zurück und sah völlig anders aus. Das stellte Florian in der Teestunde fest, denn als sie heimkam, befand er sich beim Trainingslauf, vorbei an den Wohnungen seiner Schulkameraden Uwe, Detlef, Pitt und Jörg. Nicht einen traf er mehr an. Alle waren schon mit ihren Eltern verreist.
    Morgen muß ich mit Agathe weg! Das wurde ihm klar. Sonst werden das die langweiligsten Ferien überhaupt!
    „Tante Thekla hat angerufen!“ schwindelte er plangemäß auf die Frage, was er denn getrieben habe in der Zwischenzeit.
    „Thekla ruft bei mir an?“ wunderte sich die Zigarillowitwe und zog an dem dunklen Stengel .
    Florian nickte. „Sie hat sich auf mich konzentriert und wußte, daß ich allein bin.“
    „Und was wollte sie?“ Die Frage kam aus einer Rauchwolke. Florian mußte erst einen Klumpen Himbeereis im Mund auftauen. „Sie hat sich Sorgen gemacht wegen meiner Schlafwandlerei.“
    „Das hat sie gewußt?“ Tante Lene wurde wieder sichtbar. „Klar.“ Es klang weniger klar, wegen eines Stücks Torte. „Sie hat auch gewußt, daß du beim Friseur bist.“
    „Das ist mir aber gar nicht recht!“ Tante Lene tastete nach ihrer Frisur, als müsse sie feststellen, ob sie tatsächlich dort war. „Und was sagt sie zu deiner Schlafwandelei ?“
    „Sie meint, das würde eine Zeitlang so bleiben. Ich hätte gerade einen sensitiven Schub, weil ich für das Übersinnliche begabt bin. Ich soll die Turnschuhe anbehalten, wenn ich ins Bett gehe. Damit ich besseren Halt habe und mich nicht so leicht verletze, wenn ich rumgeistere.“ Und er schloß seinen Bericht mit einem weiteren Stück Torte.
    Streng sah ihn die Tante an und sagte: „Du... du verulkst mich?“
    „Nein!“ antwortete Florian eindringlich. „Das hat sie gesagt, ganz bestimmt. Ruf an und frag sie, wenn du mir nicht glaubst.“ Er wußte ja, sie würde das nie tun.
    Sie spreizte auch sofort alle Finger und bleckte dazu die Zähne, zwischen denen der Zigarillo klemmte. Dann nahm sie ihn heraus und sagte: „Ich werde etwas ganz anderes tun. Ich werde dich heute nacht einsperren!“
    „Dann falle ich womöglich aus dem Fenster!“ Florians Stimme klang besorgt. Damit hatte er nicht gerechnet.
    Die Tante schüttelte ihren veränderten Kopf. „Der Rolladen ist sehr stabil. Außerdem werde ich den Gurt abschneiden. Er bleibt unten, solange du da bist.“
    „Und wenn ich mal raus muß?“
    „Dann rufst du…“ Sie hielt inne. Ihre Schwerhörigkeit war ihr eingefallen. Doch schon wußte sie einen Ausweg. „Das Haustelefon! Es steht auf meinem Nachttisch. Mein guter Kurt hat es seinerzeit einrichten lassen. Ich werde dir einen Apparat ins Zimmer stellen. Das Haustelefon hör ich!“
    Florian gingen die Argumente aus. „Aber Tante, ich kann dich doch nicht jedesmal wachklingeln, wenn...“
    „Das ist mir lieber, als wenn du aus dem Fenster fällst!“ gab sie zurück.
    Menschenskind! dachte er. Da hab ich mich ja in was hineingeritten! Mein schöner Plan...
    Die neue Lage mußte erst begrübelt werden. Das erschien ihm so wichtig, daß er sogar den weiteren Tortenverzehr abbrach, das Geschirr abräumte und erklärte, er werde in seinem Zimmer bis zum Abendessen lesen. Ein Buch über die Abwehr von PSI-Angriffen, betonte er, weil sie diese Dinge nicht mochte. Meine einzige Chance ist Tantes Angst vor dem Übersinnlichen! kombinierte er auf dem Bett ausgestreckt. Ich muß heute nacht raus! Trotz verschlossener Tür und Fenster. Sonst sitze ich hier die ganzen Ferien fest.

Die Kellerklinik

    Das Heck des Wagens lag polizeiwidrig tief, der Federweg war gleich Null. Bei Unebenheiten der Straße, besonders auf dem berüchtigten Bahnübergang, pfiffen die Reifen in den Radkästen, und die mehr als hundert Flaschen Wein und Bier klapperten besorgniserregend.
    Agathe störte das nicht, ihr Fuß blieb auf dem Gaspedal. Wenn sie in Neustadt für die Pension einkaufte, stapelte sie so lange, bis wirklich nichts mehr reinging.
    „Rein vom Technischen her hätte ich Bedenken!“ sagte Florian, als
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