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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt
Autoren: Gmeiner Verlag
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fuhr er in die Taschen seines
Sakkos, aber da war nichts. Wo könnte er das lästige ›Bindl‹ noch hingesteckt
haben?
    Inzwischen hatte ein Taxi neben Garbers Wagen angehalten.
Nachdem der Banker sein eiskaltes Nachtquartier verlassen hatte, ersuchte er
den Fahrer, beim ›Zur-Seite-Schieben‹ des Pkws behilflich zu sein.
    »Harte Nacht gehabt, Chef?«, flachste der schäbig grinsende
Taxler, während er sich daran beteiligte, den in der Mitte des Parkplatzes vor
dem Neustifter Friedhof befindlichen Mercedes ordnungsgemäß abzustellen.
    Nachdem Garber das erfreulich gut beheizte Taxi bestiegen und
sein Fahrtziel genannt hatte, entdeckte er die Krawatte in der linken Innentasche
seines Mantels. Er nahm es als gutes Omen dafür, dass sich doch noch nicht
alles gegen ihn verschworen hatte. Beim Versuch, sich das gute Stück wieder um
den Hals zu knoten, musste er allerdings feststellen, dass sein Hemd nicht
richtig geknöpft war. Der zweite Knopf von oben befand sich im dritten
Knopfloch, ganz so, als ob er sich hastig und unachtsam angezogen hätte. Einen
Moment lang war Garber versucht, sich eine angenehme Erklärung dafür
vorzustellen, dann überkam ihn aber ein ungutes Gefühl. Was hatte das alles zu
bedeuten? Und wieso konnte er sich ab dem Moment, da Marli den einzigen
Zippverschluss seiner Hose geöffnet hatte, an rein gar nichts mehr erinnern?

     
    *
    Der Experte
der Feuerwehr hatte nicht lange gebraucht, um festzustellen, dass es sich bei
der Gasexplosion in der Villa der Garbers um keinen bedauerlichen Unfall
handelte, der auf ein Leck in der Gasleitung des Gebäudes aus dem späten 19.
Jahrhundert zurückzuführen war. Am Hauptventil im Keller war kräftig
manipuliert worden, und da sich die Explosion vor allem nach oben gerichtet
hatte, war das Corpus delicti weitgehend unzerstört geblieben. Darüber hinaus
war festgestellt worden, dass in den Schlafzimmern Benzin als Brandverstärker
zum Einsatz gelangt war. Da hatte jemand absolut auf Nummer sicher gehen
wollen, dachte Major »Fink« Brandtner vom Landeskriminalamt Niederösterreich.
Seinen richtigen Vornamen hütete er wie ein Staatsgeheimnis, den kannte kaum
jemand und verwendete keiner. Alle nannten ihn »Fink«, nicht, weil er wie ein
Vogel aussah, sondern weil er im Ruf stand, äußerst gefinkelt zu sein.
    Brandtner war vor zehn Minuten am Tatort eingetroffen und
noch immer ziemlich sauer, dass sein Assistent Inspektor Lorenz Egger
ausgerechnet heute krank sein und er daher alles allein machen musste.
    Das Ganze war schlimm genug und reichte in Verbindung mit dem
devastierten Tatort aus, einem die Stimmung schon am Morgen zu versauen. Als
die wahren Stimmungskiller erwiesen sich dann aber die fünf bisher gefundenen
Teile eines menschlichen Körpers, der wahrscheinlich einmal einer Frau gehört
hatte. Die zahlreichen kleinen Fleischfetzen, die über den gesamten ehemaligen
Eingangsbereich verstreut waren, waren dabei noch gar nicht berücksichtigt. Die
Vermutung hinsichtlich des Geschlechtes der menschlichen Überreste verdankte
die Polizei vor allem dem Umstand, dass ein noch jetzt sehr teuer wirkender
Pelzmantel die enorme zerstörerische Kraft der Detonation wesentlich besser
überstanden hatte als seine mutmaßliche ehemalige Trägerin.
    Mehlhammer, einer der beiden uniformierten Beamten der
örtlichen Polizei, war zum Major getreten. »Da ist eben eine Frau Hebsack
gekommen. Sie sagt, sie wäre die Putzfrau der Garbers, denen das Haus gehört.
Hat«, fügte er nach einer Sekunde noch dazu. »Jetzt gehört ihnen ja nur mehr
eine Ruine. Wollen Sie mit der Dame sprechen?«
    Brandtner nickte zunächst automatisch, hielt den Polizisten
aber dann kurz zurück. »Sagen Sie, Mehlhammer, gibt es in dieser schönen Stadt
ein Café, das um diese Zeit schon geöffnet hat? Ich kann mich ja kaum mit
dieser Frau bei Minusgraden im Freien unterhalten, die erfriert mir ja.«
    Und du mit ihr, dachte der Befragte, während er auf seine
Armbanduhr blickte. »Das Café Berger am Hauptplatz müsste schon offen sein«,
erwiderte er, »die sperren um 7.30 Uhr auf, wenn ich mich nicht sehr
irre. Sie können sich aber auch in der Polizeiinspektion aufwärmen. Unsere
Hermine kocht Ihnen gerne einen Kaffee.«
    »Nein danke, ich glaube, ich ziehe das Kaffeehaus vor«,
winkte Brandtner ab. »Ich werde mich da einmal provisorisch einrichten. Bitten
Sie die Putzinger, mich in einer halben Stunde dort zu treffen. Und
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