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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt
Autoren: Gmeiner Verlag
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wollte denn der Postler so zeitig in der Früh von den Garbers?«
    Mehlhammer überlegte kurz. »I glaub, er hat was von aner
Telefonstörung gsagt«, meinte er dann. »Na, ka Wunder nach dem riesigen Kracher
in der Nacht.«
    Brandtner zupfte sich gedankenverloren am linken Ohrläppchen.
Dann blickte er auf seine Uhr. »Gut, ich muss los. Falls sich etwas Neues
ergibt, rufen Sie mich sofort an.« Er gab dem Beamten die Rufnummer seines
Diensthandys. Und zu seiner Hauptzeugin meinte er freundlich: »Kann ich Sie
irgendwo absetzen?«
    »Na danke«, entgegnete diese, »waun i scho amoi im Kaffeehaus
sitz, dann schau i ma glei no a poar Illustrierte aun. Zum Auframa gibt’s heid
eh nix.« Sie lächelte Brandtner an. »Und Sie wern ma do sicha no an Kaffee
zoin, wo i Ihna s gholfen hob. Oda?«
    Brandtner schmunzelte und legte fünf Euro auf den Tisch.
»Damit sollten sich sogar noch zwei Kaffee ausgehen«, meinte er noch, ehe er
die gute warme Stube verließ.

3
    Während Mario Palinski mit zwei Minuten
Verspätung das Café ›Kaiser‹ betrat und sich nach Dr. Rossbach umsah, Major
Brandtner seinen Wagen zu starten versuchte und nach einigen Anläufen auch
erfolgreich war und gleichzeitig das Gespräch mit den Kriminalbeamten für Hans
Garber immer unangenehmer wurde, betraten zwei Weihnachtsmänner die Filiale der
»Kreditbank Austria AG« in der Obkirchergasse.
    Der kleinere der beiden blieb gleich an der Eingangstüre
stehen und interessierte sich für die dort aufgelegten Informationen und
Broschüren. Der Große, dessen Gesicht derart hinter Perücke und Rauschebart
versteckt war, dass man seine Augen lediglich erahnen konnte, sah sich dagegen
erst einmal um. Da vor jeder der beiden offenen Kassen eine kleine Schlange
Wartender stand, die schnell Nachschub besorgen wollten, um den berechtigten
Erwartungen des Handels nach neuen weihnachtlichen Umsatzrekorden entsprechen
zu können, wandte sich Santa Claus an Anni Enigler. Die saß an ihrem
Schreibtisch und blickte ihn freundlich an. »Wie kann ich Ihnen helfen, lieber
Weihnachtsmann?«
    Der sagte nichts, sondern hielt der stellvertretenden
Filialleiterin lediglich ein Stück Papier hin. Mit der Linken, die Rechte hatte
er bedrohlich in die Tasche seiner dicken roten Weihnachtsmannjacke versenkt.
    »Ach, da brauche ich aber meine Lesebrille«, meinte Anni
unschuldig und kramte das Stück aus ihrer Tasche. »Die Schrift ist doch ein
wenig klein geraten.« Dazu lachte sie ihr typisch freundliches Lachen, das
nicht nur bei den Kunden sehr beliebt war.
    Ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich aber blitzartig und
spiegelte Schreck und Betroffenheit wider, Gefühle, die sie angesichts der
Botschaft auf dem Zettel überkommen hatten.
    ›Das ist eine Uberfall‹, stand da in ungelenker Blockschrift
geschrieben. »Sie rufe gleich die Chefe oder ich schießen. Nix sagen, nix
Polizei, nix Dummheit, dann alles in Ordnung.«
    Beim Aufstehen schwankte Anni leicht. Wovor sie sich ihr
Leben lang gefürchtet hatte, was ihr aber bisher erspart geblieben war, war
gerade eingetreten. Sie war Teil eines Banküberfalles, was heißt Teil. Sie
stand im Zentrum, im Auge des Hurrikans. Zumindest für den Moment.
    »Einen Augenblick bitte«, murmelte sie, »ich sage dem Chef,
also Herrn Direktor Garber, gleich Bescheid.«
    »Nix Polizei«, zischte ihr die Symbolfigur der ›friedlichsten
Zeit im Jahr‹ noch zu und deutete mit dem Kopf leicht auf seine rechte, in der
Tasche versenkte Hand. Frau Enigler war sicher, die Konturen einer darin
befindlichen Waffe erkennen zu können.
    »Nein, nein«, versicherte sie noch, dann wollte sie aufstehen
und sich leicht zitternd zum Büro Garbers begeben.
    »Nix gehen, anrufen«, forderte sie der Verbrecher auf. »Chef
soll komme, aber sofort«, befahl er nachdrücklich. »Sonst …«, seine
Gestik ließ nur wenig Spielraum für Interpretationen.
    »Aber bei Herrn Garber sind zwei Herren …« Nicht, um
den bösen Buben zu warnen, sondern um generelle Kalamitäten zu vermeiden, hatte
Frau Enigler darauf hinweisen wollen, dass die Kriminalpolizei im Hause war.
Doch der Weihnachtsmann schnitt ihr das Wort einfach ab.
    »Is egal, wer bei Chef, du jetzt anrufen. Sofort!«, forderte
er sie nochmals nachdrücklich auf. Also was blieb der stellvertretenden
Filialleiterin anderes übrig.
    »Ich habe doch gebeten, jetzt nicht gestört zu werden«,
reagierte Garber etwas unwirsch auf den Anruf Annis. »Kann
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