Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
nicht nur standhaft, sondern war auch vernichtend offen.
    »Aber sicher, Liebes, und ich darf doch sagen, daß es höchste Zeit ist, daß du und Andrew, daß ihr euer Haus für euch habt. Mr. Harvey sagte mir gestern abend, daß er den Wagen völlig zufriedenstellend finde, deshalb gebe ich ihm heute einen Scheck und lege mein Schicksal in die Hände von Mr. Major, Parsivals und meines.«
    Der kleine Hund hörte seinen Namen und öffnete ein Auge, schloß es aber sofort wieder. Er war von seinen heldenhaften Abenteuern und dem ungewöhnlichen Getue, das seither um ihn gemacht wurde, restlos erschöpft, sah nur sein Frauchen einmal an und legte sich dann wieder schlafen. Alle lachten und Lee sagte: »Welch ein Segen, daß du ihn damals morgens im Gestrüpp gefunden hast, Tante Hester. Wie lange das schon her zu sein scheint!«
    »Das ist es wahrhaftig«, sagte Grant laut, und Lee errötete.
    »Oh, das meinte ich wirklich nicht. Es war herrlich mit euch allen. Ich werde diese Zeit nie vergessen«, und sie versuchte mit einem Blick Andrew dazu zu bringen, ihre Worte zu bekräftigen.
    Statt dessen wandte er sich an Miss Connor: »Mußt du wirklich so überstürzt abreisen? Du gehörst doch zur Familie, und die Familie tut sich immer zusammen, um über die Gäste zu lästern, wenn sie gegangen sind.«
    Übertönt von neckenden Worten und Gelächter sagte Lee: »Liebe Tante Hester, das meinen wir wirklich ernst. Geh noch nicht.«
    Ebenso leise antwortete Miss Connor, in der Stimme noch mehr herzliche Zuneigung als sonst: »Meine liebe kleine Nichte, ich muß. Wenn ich bleibe, bleibt Dennis auch, und wer weiß, wer seinem Beispiel noch folgen könnte? Andrew war sehr geduldig, aber auch bei ihm ist irgendwo eine Grenze.«
    Als Lawrence startbereit war, erklärte Grant plötzlich: »Wenn es dir nichts ausmacht, alter Junge, fahre ich nicht mit.«
    Es entstand ein unangenehmes Schweigen. Lee wußte zwar, daß Andrew Grant schätzen gelernt hatte, aber trotzdem... Sie sagte tapfer: »Nein, Grant, warum solltest du mitfahren? Bleib noch ein bißchen«, aber jetzt fürchtete sie um die Laune ihres Mannes.
    Es gab jedoch keinen Grund zu irgendwelchen Befürchtungen. Grant bekam einen hochroten Kopf und erklärte, er fände es eine gute Idee, Arbeitsferien zu machen, und Mr. Macgregor habe ihm eine vorläufige Beschäftigung angeboten, wenn also Lawrence seinen Kram hinüberfahren und vor Macgregors Tür absetzen würde, könnte er selbst zu Fuß gehen.
    Lawrence lachte etwas überheblich. »Herzlichen Glückwunsch, mein Junge. In Ordnung, ich werde mich um den Koffer und alles andere kümmern. Und jetzt können wir wohl starten, meine ich. Es ist zehn Uhr. Es gibt nichts besseres, als früh zu reisen.«
    Sie versammelten sich alle, um ihn zu verabschieden, und plötzlich empfand Lee eine bisher unbekannte Zuneigung für Lawrence. Schließlich hatte hauptsächlich er einen großen Erfolg aus den Theaterstücken gemacht, und er hatte die Niederlage, die er bei Kitty erlitten hatte, sehr sportlich genommen. Außerdem hatte er nie auch nur andeutungsweise an die schreckliche Situation erinnert, als er zutiefst gedemütigt und mit einem zerstörten Selbstbewußtsein an seiner Zelttüre gestanden hatte und sie und Tante Hester beschämt an ihm vorbeigeschlichen waren.
    Miss Connor, merkte Lee, empfand dasselbe, denn sie verabschiedete sich von Lawrence herzlich und ging sogar so weit zu sagen, sie habe sich gefreut, die Gesellschaft eines Künstlers genießen zu dürfen. »Ich war erstaunt festzustellen, wie sehr die Kunst in den Kolonien fortgeschritten ist, sie hat in der Tat meinen Horizont überschritten«, fügte sie humorvoll hinzu, »aber sie hat trotzdem die Kultur wesentlich gefördert.«
    Lawrence zeigte sich von diesem Lob beeindruckt und beugte sich sehr galant über ihre Hand, die nicht mehr ganz so weiß und makellos war wie vor ungefähr einem Monat.
    Er sagte dem Professor fröhlich auf Wiedersehen. »Und ich hoffe, Sir, daß Sie mir Ihren Unfall vergeben«, worauf der Professor, wie man es nicht anders erwartet hatte, antwortete, daß er ihm mehr als vergeben habe, denn ohne die zerbrochene Flasche wären ihm diese herrlichen Ferien nie in den Schoß gefallen.
    Damit hatten Lawrences schöne Reden sich erschöpft. Er verabschiedete sich kurz von Sally, gab der Hoffnung Ausdruck, daß sie ein Förderer ländlicher Kultur werden möge, sobald sie Mrs. Harvey in die Flucht geschlagen habe, was ihm einen finsteren Blick
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher