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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen
Autoren: Mary Scott
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und dann verstummte er plötzlich. »Was ist das? Riecht das nicht nach Rauch?« und im nächsten Augenblick sprang er aus dem Bett und öffnete die Tür.
    Ihr Zimmer führte direkt ins Wohnzimmer, denn Gänge gab es in dem alten Haus nicht. Im nächsten Raum war keine Spur von Feuer, aber aus der Küche drang langsam dicker Qualm, gemischt mit einem gräßlichen Geruch. Andrew brüllte: »Wacht alle auf. Die Küche steht in Flammen«, und stieß dabei heftig mit dem Professor zusammen, der aus seinem Zimmer kam.
    Einen Augenblick lang herrschte wildes Durcheinander. Die Nacht war sehr dunkel, und das Haus glich einem finsteren Keller. Andrew rief Lee zu: »Zünde eine Kerze an. Nein, bring die Taschenlampe. Sind Sie es, Professor? Wir wecken besser Tante Hester.«
    Aus dem Schlafzimmer kam Lees verzweifelte Stimme: »O Andrew, die Taschenlampe ist ausgebrannt. Ich bringe eine Kerze. Aber erst muß ich Parsival rauslassen. Vielleicht steht auch die Waschküche in Flammen.«
    »Laß Parsival in Ruhe«, rief Andrew aufgeregt, als er sich in der pechschwarzen Dunkelheit durch die Küche tastete. »Verstehst du denn nicht, daß Sally schläft und ihr Zimmer wahrscheinlich jeden Moment zu brennen anfangen kann? Bring die Kerze und geh wieder raus, du kannst hier nicht helfen.«
    Er tappte vorwärts, wobei er Streichhölzer anzündete, die sofort ausgingen, anstatt die Umgebung zu erleuchten. Das Zimmer schien ganz angefüllt zu sein mit Qualm und Menschen, denn inzwischen war Cynthia aus ihrem Wagen bis zu ihnen vorgedrungen, Miss Connor war aus ihrem Zimmer gekommen, der Professor versuchte, seine Kerze anzuzünden, und Lee bemühte sich verzweifelt, sich an allen vorbeizudrängen und in die Waschküche zu gelangen. Wohin man sich auch wandte, jeder stieß mit jedem zusammen oder trat jemand auf den Fuß.
    Aber wo war das Feuer? In der Küche war Qualm, aber der Ofen war schon seit Stunden aus. Der Kamin war auch in Ordnung. Andrew, noch ganz verschlafen und von den vielen Leuten verrückt gemacht, so daß die Küche ihm wie eine pechschwarze Hölle erschien, brauchte einige Minuten, bis er merkte, daß der Qualm unter der schlecht schließenden Tür von Sallys Zimmer hervorkroch und daß der gräßliche Geruch von brennendem Kapokhaar kam. Er rief ihren Namen, tastete nach dem Türgriff, und bevor er ihn finden konnte, hörte man im Zimmer das Geräusch von zersplitterndem Glas. Verzweifelt rief er den anderen zu: Das Zimmer muß die reinste Hölle sein. Jetzt ist das Fenster kaputt. Und ich kann die Türe nicht öffnen. Mein Gott, sie ist zugeschlossen.«
    Zum Glück war die Tür wie der größte Teil des Hauses schlecht gebaut und dünn. Als er sich kräftig dagegen warf, spürte Andrew, wie sie nachgab, und im nächsten Augenblick rief eine Stimme von drinnen: »Ist alles in Ordnung. Ich habe das Fenster eingeschlagen, um reinzukommen. Ich habe sie gepackt, und Grant hilft mir. Das Bett brennt.«
    Andrew brach die Tür auf, als Grant gerade von außen rief: »Ich habe sie draußen. Es ist ihr nichts passiert. Holt schnell Wasser für das Zimmer.«
    Dann wurde eine starke Taschenlampe in seine Hand geschoben, und Lawrence sagte hinter ihm: »Hier ist der erste Eimer, gieß ihn drauf, während ich den nächsten hole.«
    Jetzt konnte Andrew erkennen, daß das Bett schwelte und eine Flamme an der Wand hochzukriechen begann. Der Nachttisch brannte langsam; der Qualm von brennendem Kapokhaar benahm einem den Atem. Lawrence begann heftig zu husten, aber seine Geistesgegenwart ließ ihn nicht im Stich. »Kannst du die Bettdecke erwischen? Man muß sie zum Fenster hinauswerfen, sie wird ewig weiterbrennen.«
    Das gelang ihnen mit vereinten Kräften, und die Luft wurde wieder besser. Schnell bildeten sie eine Löschmannschaft, wobei jede Art von Gefäß Verwendung fand. Cynthia hatte die Bratpfanne gepackt und Lee die Milchkanne, während der Professor und Tante Hester, da sie nichts anderes fanden, alle falsche Scham in den Wind geschlagen hatten und sich nun mit einem der heikleren Teile von Alf Parsons Toilettegegenständen in der Hand näherten.
    In Kürze war die Wand durchweicht, der Tisch gelöscht und die schwelende hölzerne Bettstatt nach draußen befördert. Die Helfer waren eifrig, aber es waren zuviele, und ihre Bemühungen wurden außerdem noch von Parsival behindert, der zwar der Held des Tages war, ihnen aber zur Last fiel, weil er von einem zum anderen rannte, die Leute zu Fall brachte und qualvoll aufheulte,
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