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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst
Autoren: Brenda Novak
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ihre Nasen in die Angelegenheiten anderer zu stecken.
    Emmas Augen brannten. Max war schon vor einigen Stunden auf dem Rücksitz eingeschlafen, nachdem sie eine kurze Pause für ein Abendessen eingelegt hatten. Wenn sie doch nur nicht so müde wäre! Am liebsten würde sie immer weiter- und weiterfahren, aber inzwischen war es bereits elf Uhr. Nach einem ganzen Tag hinter dem Lenkrad spürte sie nun ihre verkrampften Nackenmuskeln. Zeit für eine Rast und ein Quartier für die Nacht – und für einen Bluttest bei Max. Zum Abendessen hatte Emma ihm eine Insulininjektion gegeben und musste nun prüfen, ob sein Blutzuckerspiegel nicht zu stark abgefallen war.
    Max schlief vornübergebeugt. Sie langte nach hinten und berührte seine Stirn. Dass er nicht schwitzte, war ein gutes Zeichen. Sie konnte also ruhig noch eine weitere halbe Stunde nach einem geeigneten Motel suchen. Trotzdem war sie besorgt, denn man wusste es nie ganz genau, Diabetes war ein tückisches Leiden.
    Emma schrak zusammen, als sie merkte, dass sie den Wagen versehentlich in die Mitte der Straße gelenkt hatte. Hastig drehte sie am Lenkrad, um wieder auf die richtige Spur zu kommen. Bevor sie von der Straße abkam und im Graben landete oder gegen einen Baum fuhr, sollte sie eine Pause einlegen.
    Vor sich bemerkte sie die Lichter einer Stadt. Dort würden sie bleiben.
    Manuel umkreiste wutentbrannt seinen Schreibtisch und warf dem zitternden Gärtner eine Landkarte hin. “Wohin?”, schrie er. “Wo will sie hin?”
    Carlos stand der Schweiß auf der Stirn. Ängstlich sah er zu Richard und Hector, zwei Handlangern von Manuel, die es sich auf Stühlen bequem gemacht hatten. “Ich … ich weiß nicht”, stieß er hervor.
    “Das hast du schon einmal gesagt”, entgegnete Manuel. “Wenn dir nichts Besseres einfällt, werde ich die Grenzpolizei anrufen. Und dann ist dein schöner amerikanischer Traum vorbei.”
    Carlos war zwar kräftig gebaut, aber nicht sehr groß. Bei jedem einzelnen Wort von Manuel schien er ein Stückchen mehr in sich zusammenzusacken. “Aber ich habe doch überhaupt nichts damit zu tun”, stotterte er.
    Hector stand auf. Sehr groß und schlank, überragte er den Gärtner bei Weitem. Mit der Hand fuhr er sich durchs blondierte Haar, dann trat er näher zu ihm. “Ich hab dich gesehen, Carlos”, sagte er. “Ich hab die ganze Zeit das Haus beobachtet, verstehst du? Und heute Morgen, als ich hier angekommen bin, hab ich gesehen, wie du mit jemandem in einem weißen Auto gesprochen hast.” Er kniff die Augen zusammen. “Ich habe gedacht, es sei Juanita.”
    “Aber ja, es war Juanita”, erwiderte Carlos. “Das hab ich doch schon gesagt.”
    Manuel konnte sich nicht mehr beherrschen. Er holte aus und schlug Carlos die geballte Faust mitten ins Gesicht. Dabei spürte er, wie das Nasenbein unter der Wucht nachgab. Carlos’ Kopf prallte gegen die Wand. Beinahe wäre er vom Stuhl gefallen. Manuel starrte seine Hand an, selbst überrascht von dem plötzlichen Gewaltausbruch. Aber Carlos wusste, dass er und seine Helfer oft rohe Gewalt anwendeten.
    Er riss die Arme hoch, um sich vor weiteren Schlägen zu schützen.
    “Lüg mich nicht an!”, sagte Manuel mit eiskalter Stimme. Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutete er drohend auf den zitternden Gärtner. “Du wirst mir jetzt alles sagen, was du weißt, sonst lasse ich dich ausweisen.”
    “Aber … ich …”, stotterte Carlos.
    “Und deine Familie werde ich auch anzeigen”, fügte Manuel hinzu. “Ein Besuch der Grenzpolizei wäre doch wirklich das Letzte, was deine arme kranke Mutter jetzt gebrauchen könnte.”
    Kraftlos sanken Carlos’ Arme herunter und er starrte auf das Blut an seinen Händen. “Aber,
Señor
, bitte,
por favor.
Ich will keinen Ärger. Ich … ich habe doch eine Familie.”
    “Dann erzähl mir endlich, was du über meine Familie weißt.” Manuel holte wieder aus. Am liebsten hätte er den Gärtner so lange verprügelt, bis er winselnd am Boden lag. Der Kerl hatte Vanessa und Dominick bei der Flucht geholfen.
    Carlos zitterte wie Espenlaub. Er spürte, dass jeden Augenblick etwas Schreckliches passieren konnte.
    “Wem gehört das Auto, mit dem Vanessa weggefahren ist?”, fragte Manuel. “Wo hat sie es her?”
    Als Carlos schwieg, verpasste Manuel ihm einen weiteren Schlag. Und noch einen. Er hätte weiter auf ihn eingeschlagen, wenn Hector ihn nicht beiseitegezogen hätte. “Manuel, hör auf, nicht hier. Du bist zu unvorsichtig.”
    Aber Manuel war
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