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Fliege machen

Fliege machen

Titel: Fliege machen
Autoren: Lucie Flebbe
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auf die humpelnde
Frau, die einen Stapel Zeitschriften den Ostring hinunter Richtung Bahnhof
schleppte.

    Kurzerhand ließ Danner seinen Geländewagen auf den
Busbahnhof rumpeln und sprang aus dem Wagen.

    Mit einem Rums schlug ich die Autotür zu. Ich hatte die Zeitungsverkäuferin
ebenfalls erkannt. Als wir ihr jetzt entgegenliefen, erinnerte ich mich an
Engels Worte beim Verhör: Flieges Exfreundin, die bodo -Verkäuferin, hatte den Penner unbedingt wiederhaben wollen.

    Somit zählte diese Exfreundin auf alle Fälle auch zum
Kreis derjenigen, die mit Fliege in einen handgreiflichen Streit hätten geraten
können.

    Als Eule uns entdeckte, drehte sie um und hinkte eilig in
die Richtung, aus der sie gekommen war, davon.

    Sehr schnell war sie allerdings nicht. Wir hatten sie bald
eingeholt. »He, warten Sie mal!«

    Eule hastete mit gesenktem Kopf weiter.

    Danner überholte sie und stellte sich ihr in den Weg.

    Â»Hau ab! Oder ich schrei! Ich schrei, dass die Polizei
kommt, hörste?« Die Stimme der Frau klang schrill. Sie drängelte sich an Danner
vorbei.

    Hatte die Angst vor uns?

    Ich überholte die verstörte Frau von der anderen Seite. »Wir
wollten Ihnen nur sagen, dass wir Fliege gefunden haben«, erklärte ich. »Wir
dachten, das interessiert Sie vielleicht.«

    Â»Interessiert mich nicht!« Trotzdem sah Eule kurz zu mir
auf, ihr erschrockener Blick strafte ihre Worte Lügen. Zwei Zeitungen glitten
unter ihrem Arm weg und flatterten zu Boden.

    Â»Mist!« Die Frau blieb erst stehen, rannte dann kopflos
ein paar Schritte weiter, zögerte wieder.

    Ich hob die Zeitungen auf und hielt sie ihr mit ausgestrecktem
Arm entgegen. Danner blieb hinter mir zurück.

    Misstrauisch beäugte Eule das Papier, wie ein scheues
Tier, das sich nicht entschließen kann, einem Menschen aus der Hand zu fressen.

    Die Zeitungsverkäuferin machte zwei schnelle Schritte auf
mich zu und schnappte mir die Blätter aus der Hand: »Und? Wo ist er?«

    Â»Tot.«

    Eules Augen wurden riesig hinter der dicken Brille. »Du
willst mich verarschen!«

    Ich schüttelte den Kopf. »Er hatte eine Wunde an der
Schläfe. Ist geschlagen worden. Wissen Sie, wer das gewesen sein könnte?«

    Eule sah zu Boden, drehte hektisch den Kopf.

    Â»Haben Sie mit ihm gestritten?«

    Schnelleres Kopfdrehen: »Ich streite mich nie.«

    Â»Aber Sie wollten ihn doch zurückhaben, nicht wahr? Waren
Sie nicht sauer, dass der Sie wegen so einer Jungen verlassen hat?«

    Ihr Kinn sank immer tiefer auf ihre Brust hinunter: »Ich
bin nie sauer.«

    Â»Aber verletzt? Gekränkt? Haben Sie nach der Trennung
noch mal mit ihm geredet?«

    Â»Wir haben uns nich getrennt. Wenn wir uns gesehen haben,
haben wir zusammen gepennt. Aber jetzt war seit Wochen nix.«

    Â»Sie haben ihn auch nicht gesucht?«

    Eule stand in sich zusammengesunken vor mir und rührte
sich nicht mehr.

    Danner war näher gekommen. Jetzt nickte er unmerklich.

    Â»Sie haben nach ihm gesucht? Richtig?«

    Eules Schultern bebten.

    Â»Ich wusste immer, wo er war«, flüsterte sie tonlos.

    Â»Wie meinen Sie das?«

    Â»Nie hat er davon gesprochen, aber ich wusste immer, dass
er andere Frauen hatte. Ich kannte alle.« Sie schaukelte ihren Oberkörper rhythmisch
vor und zurück.

    Â»Sie haben ihn beobachtet?«, schlussfolgerte ich. Ich versuchte,
mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen, bemühte mich, die Frau mit meiner
Stimme zu beruhigen. »Waren Sie an dem Abend in der Kneipe? Im Park?«

    Eule schaukelte weiter, gleichmäßig, vor und zurück. Kam
mir sehr gestört vor, aber ich wertete es mal als Ja.

    Danner zog sein Handy aus der Tasche.

    Â»Ich hatte ihn verloren, im Park. Ich war zu langsam. Über
eine Stunde bin ich rumgelaufen. Es war so kalt, ich dachte, ich erfrier. Ich
wollte schon zurück, da hab ich ihn gesehen. Wieder mit einer.«

    Aus Eules leiser Stimme wurde ein Weinen.

    Â»Mit einer Frau? Wer war es?«

    Â»Ich war zu weit weg. Aber er hat sich mit der zusammen
besoffen, ich hab die Pulle gesehen. Und gestritten haben die. Sie hat ihn am
Arm festgehalten und da isser vollstramm über die Bank in den Busch gekippt.«

    Â»War die fremde Frau groß, klein, dick, dünn, alt, jung?
Irgendwas, woran Sie sich erinnern können?«, bohrte Danner.

    Eule zuckte vor ihm zurück: »Es war dunkel, die
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