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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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Baseball-Cap, der andere mit Stetson.
    Es lag daran, dass sie immer noch ihre knallgelben Schutzanzüge trugen und lediglich die Kapuzen zurückgezogen hatten. Neben ihren Polypropylenstiefeln lagen Gasmasken und Sauerstofftanks.
    »Ich finde, der Gestank war am Schlimmsten«, dachte Straker laut nach, während er rauchte. »Vor allem am ersten Tag.«
    Walton spuckte Tabaksaft aus. »Ne, mir hat eher zu schaffen gemacht, wie sich der Ort anfühlte. Vielleicht war’s auch bloß ’ne psychologische Sache, weil wir ja wissen, was sich da drin abgespielt hat.«
    »Ich meine ... wer hätte sich so was je vorgestellt? Die ganzen Menschen ...«
    »Die Teppichentsorger haben gemeint, es waren um die 20. Sie wussten nicht genau, wie’s passiert ist, aber ... Scheiße, überall im Zimmer waren diese Axteinschläge.«
    »Und dann noch der ganze Pornoscheiß«, fügte Straker hinzu. Eigentlich wollte er nur noch weg, doch er fühlte sich zu müde, um sich dazu aufzuraffen.
    »Schätze, das macht man so, wenn man reich ist. Man kauft sich ’ne Pornofirma und verlagert sie in sein Haus. Dann stopft man die Bude voll mit heißen Miezen ...«
    »Und dann bringt man sie um«, beendete Straker die Beschreibung des verwirrenden Szenarios. »Und soll ich dir was sagen? Manchmal, wenn ich da drin in ein Zimmer gegangen bin, hatte ich plötzlich das Gefühl ...«
    »Als wärst du auf einem Friedhof und würdest von jemandem beobachtet?«
    »Ja, das war ständig so, aber das mein ich nicht. Ein paarmal hatte ich plötzlich das Gefühl, geil zu werden.«
    Walton kicherte. »Scheiße, du bist doch ständig geil.«
    »Ich mein’s ernst, Mann. Ich stand da drin und hab geronnenes Blut und Eingeweide vom Boden eines Zimmers gekratzt, in dem ein Haufen Leute ermordet wurden, und auf einmal bekam ich einen Steifen.«
    »Tja, ich schätze, dann hast du einen ziemlichen Dachschaden.«
    »Total ekelhaft. Mir war schlecht, auf dem Boden krochen die Maden rum und ich wollte nur den Kopf aus dem Fenster stecken und kotzen ... aber gleichzeitig hatte ich einen verdammten Ständer.«
    Walton schüttelte den Kopf und rückte die Krempe seines schwarzen Cowboyhuts zurecht. »Fahren wir zur Kneipe, du brauchst dringend ’nen Drink.«
    Die beiden stöhnten, als sie sich aufrappelten, ihre Ausrüstung zusammensammelten und sich zum Lieferwagen schleppten, der mit Nass- und Trockensaugern sowie Chemikalien vollgestopft war. Auf der Seite des Fahrzeugs stand:
    WALTONS EXTREMREINIGUNGSDIENST
(TATORTE, BRÄNDE, LEICHENFUNDE)
WIR SIND ABGEHÄRTET!
    Ein weiterer großer Lieferwagen rollte auf den Vorhof. Mehrere, mit ähnlichen Schutzanzügen bekleidete Männer stiegen aus.
    »Wer sind die Kerle?«, fragte Straker.
    »Schädlingsbekämpfer ...« Walton wandte sich an den vordersten der Neuankömmlinge. »Viel Spaß, Jungs.«
    »Ist es schlimm?«, fragte der Mann mit Gasmaske in der Hand. »Bezahlt hat die Lady jedenfalls äußerst großzügig.«
    »Es ist sogar ausgesprochen übel«, antwortete Walton. »Tobt euch aus.«
    Weder Walton noch Straker verloren ein weiteres Wort, als sie in ihr eigenes Fahrzeug kletterten. Walton suchte einen zackigen Countrysong im Radio, legte den Gang ein und fuhr los.
    Straker war immerhin froh darüber, dass man ihm die Entsorgung der Leichen erspart hatte. Aber ein Teil seines Verstands ging die Möglichkeiten durch. Was ist da drin wirklich passiert?
    Im Rückspiegel beobachtete er, wie die riesige Villa erst zusammenschrumpfte und dann nach der ersten Kurve verschwand. Doch tatsächlich würde sie nie so ganz verschwinden, wie er in den folgenden Jahren feststellen sollte – sie blieb beharrlich in seiner Erinnerung haften.
    »Warte mal«, sagte er. »Was ist eigentlich aus dem Kerl geworden?«
    Walton spuckte erneut aus. »Aus welchem Kerl?«
    »Na, dem reichen Kerl, diesem Hildreth.«
    »Scheiße, ich ... ich weiß es nicht.«
    IV
    Adrianne Saundlund musterte mit trübem Blick die vorbeiziehenden Gesichter. Bitte, setzt euch NICHT hierhin, dachte sie. Adrianne reiste immer mit Fluggesellschaften, die freie Platzwahl anboten, denn in der Regel hatte sie Pech – sie bekam immer einen Stinker oder eine Mutter mit einem quengelnden Baby neben sich gesetzt. So hatte sie zumindest eine Chance. Sie war immer früh genug da, um zu den ersten Passagieren zu gehören, die an Bord gingen. Dann pflanzte sie sich auf den ersten Fensterplatz und bemühte sich, so unfreundlich wie möglich zu wirken, um potenzielle Sitznachbarn dazu
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