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Fleischmarkt

Fleischmarkt

Titel: Fleischmarkt
Autoren: Laurie Penny
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Wild
-Filme erscheinen seit 1997. Sie drehen sich immer um Sex und folgen immer dem gleichen Schema: Ein Kamerateam sucht in der Öffentlichkeit junge, attraktive Frauen und fordert sie auf, vor der Kamera ihren Körper zur Schau zu stellen, zu strippen, sich zu küssen und auszuziehen – in der Regel vor männlichen Zuschauern und im Tausch für T-Shirts, Basecaps o.Ä. Anm. d. Ü.
    4 Letts, Q., »The First Ladette: How Germaine Greer’s legacy is an entire generation of loose-knickered lady louts«, in:
The Daily Mail
, 20.11.2009.
    5 Baudrillard, J.,
La société de consommation, Le Point de la Question
, 1970, S. 206
    6 Power, N.,
Die eindimensionale Frau
, Berlin 2011, S. 84 f.
    7 Wolf, N.,
Der Mythos der Schönheit
, Reinbek 1991, S. 192
    8 Elliott, C. / Schaffauser, T., »Sex Workers Are Not Criminals«, in:
The Guardian
, 8.3.2010
    9 Britische Fernsehserie; in der Hauptrolle spielt Billie Piper das Callgirl »Belle«. Vorlage für die Serie ist der britische Blog »Belle De Jour – Diary Of A London Call Girl«, welcher ebenfalls als Buch erschienen ist. Die Serie wird im Vereinigten Königreich von ITV und in den Vereinigten Staaten vom Abosender Showtime gezeigt. In Deutschland ist die Serie beim PayTV Sender RTL Passion zu sehen – mit dem Titel »Geständnisse einer Edelhure« –, sowie online bei der Videocommunity MyVideo, dort allerdings im englischen Originalton mit Untertiteln.
    10 Roberts, R./Sanders, T./Smith, D./Myers, E., »Participation in Sex Work: Students’ Views«, in:
Sex Education: Sexuality, Society and Learning
, 10 (2), 2010. S. 145-156
    11 Ein »pimp« (engl.: Zuhälter) ist eine Erscheinung der afroamerikanischen Popkultur. Der Pimp entfaltet eine Attitüde, die zwischen extremem Machismo und bewusst tuntenhaftem Verhalten changiert. Der Pimp-Lifestyle ist dabei immer extrem frauenverachtend. Frauen werden zu bloßen Sexobjekten degradiert, deren Körper das einzig Bedeutende ist. Pimping bedeutet oft vereinfacht »aufmotzen«. Anm. d. Ü.

2. Raum einnehmen
    »Der weibliche Hunger – nach öffentlicher
Macht, nach Unabhängigkeit, nach sexueller
Befriedigung – muss kontrolliert werden.
Dem Körper der magersüchtigen Frau
ist diese Regel grausig eingebrannt.«

Susan Bordo
    Wir leben in einer Welt, die den unwirklichen weiblichen Körper anbetet und echte weibliche Macht verachtet. Diese Kultur verurteilt Frauen dazu, immer so auszusehen, als seien sie verfügbar, während sie nie wirklich verfügbar sein dürfen, und zwingt uns, sozial und sexuell konsumierbar zu erscheinen, während wir selbst sexuell so wenig wie möglich konsumieren sollen. Unsere drastischste Vergeltung dafür besteht darin, uns selbst zu konsumieren: Sich selbst verzehren – das tun immer mehr von uns.
    Zahllose Frauen und Männer in der westlichen Welt leiden an einer gravierenden Essstörung: einem privaten, gewalttätigen Ausdruck des kulturellen Traumas, das entsteht, wenn der weibliche Körper als kommerzielle Ressource angeeignet und die Frau als industrielles Produktionsmittel verstanden wird. Seit 1999 ist die Anzahl der Teenager, die mit Anorexia nervosa in die Klinik eingewiesen werden, um 80% gestiegen. In Europa und Nordamerika leidet eine von 100 Frauen und einer von 1000 Männern an dieser Erkrankung. Etwa die doppelte Anzahl leidet an Bulimia nervosa oder einem anderen pathologisch gestörten Essverhalten. Eine von zehn Erkrankten wird an den direkten Folgen des Problems sterben und über die Hälfte wird sich nie wirklich davon erholen, sondern jahrelang unter Komplikationen leiden. Einige werden sich dafür entscheiden, ihr Leben vorzeitig zu beenden. 12 Dass so unglaublich viele Frauen an Essstörungen leiden, ist nicht nur ein Beweis für die Zerbrechlichkeit dieses Geschlechts, sondern für die Toxizität der patriarchalen kapitalistischen Standards, die auch nach nahezu einem Jahrhundert ›politischen Feminismus‹ für Weiblichkeit gelten. Täglich wird uns klargemacht, dass wir hungriger, schlampiger, hässlicher, bedürftiger, ärgerlicher, mächtiger und weniger perfekt sind, als wir sein sollten. Es ist viel mühsamer, dieser Kultur des Kritisierens und der daraus folgenden Herabsetzung des Selbstwertgefühls die Stirn zu bieten, als die Scham darüber einfach wegzuhungern. Achtzig Jahre nach der Einführung des allgemeinen Wahlrechts in den meisten Ländern der Ersten Welt sind selbst in der Generation, die erlebt hat, wie viel Energie und Größe Frauen haben können, und
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