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Fleckenteufel (German Edition)

Fleckenteufel (German Edition)

Titel: Fleckenteufel (German Edition)
Autoren: Heinz Strunk
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und den Mädchenbereich.

    Es fängt an zu nieseln. Niesel niesel. Jetzt nieselt es auch noch, denke ich. Wir sammeln uns auf der Wiese, und Peter Edam verkündet, wer mit wem zusammen pennen darf oder muss. Mir soll alles recht sein, wenn ich nur nicht mit Harald oder mit Peter Behrmann in ein Zelt komme. Der Gemeindehelfer rattert mit schleppender Schleppstimme die Beschlüsse runter. Russisches Roulette. Mein Name will und will und will nicht fallen.
    Zeltbelegschaft auf Zeltbelegschaft auf Zeltbelegschaft: «Susanne Bohne, Ina Blankenburg, Petra Teer, Karin Vogt.» Und Abmarsch. «Harald Stanischewsky. Peter Behrmann, nie gehört und nie gehört.» Abmarsch. Haha, Peter Behrmann, jetzt bist du dran! Aua aua, mein Arsch brennt. «Karsten Petermann und Dirk Kessler und nie gehört und nie gehört.» Abmarsch. Außer mir stehen jetzt nur noch Detlef, Andreas, nie gehört und nie gesehen und ich frierend auf dem regenglasierten Zeltplatz. Edam schaut uns vielsagend an. Alles klar. Hätte besser laufen können, aber auch bedeutend schlechter. Mit Andreas in einem Zelt, den kenne ich wenigstens. Seine dicke, große Rute zum Greifen nahe, gleichzeitig Lichtjahre entfernt. Na ja, immer nur der Schwanz des Elektrikersohnes, es gibt auch noch andere Dinge im Leben. Der Nie-gehört sieht mit seinen kohlrabenschwarzen Augen, die aus einem länglichen Totenschädel blitzen, irgendwie fies aus, vampirartig, so was. Außerdem hat er spitze Ohren, wie Mr.   Spock. Detlef ist noch schiefer und krummer als im Bus. Der wird’s noch schwer haben.
    Die Bettgestelle sind aus Eisen und wirken, als hätten früher Landser darauf geschlafen. Spakige Matratzen und platte Kopfkissen verstärken den weltkrieghaften Eindruck. Die Füllung der Matratze fühlt sich unangenehm klumpig an, man will gar nicht wissen, woraus die besteht. Bezüge und Schlafsäcke und Laken mussten wir selber mitbringen. Dünne, kalte Ostblocklaken, die in dem Moment feucht werden, in dem man sie auspackt. Ich bin sehr ungeschickt im Bettenbauen, dabei muss es schnell gehen, denn ich will vor der Abendandacht noch meinen Arsch behandeln. Es ist jetzt kurz nach sechs, um halb sieben gibt’s Abendbrot, davor ist Andacht. Freizeiten bestehen aus einer ununterbrochenen Reihe von Andachten. Abendandacht. Morgenandacht. Stoßgebet. Abendandacht. Morgenandacht. Gottesdienst. Abendandacht. Morgenandacht. Messe. Abendandacht. Morgenandacht. Christmette. Abendandacht. Morgenandacht. Betstunde. Und so weiter.
    «Wer pennt denn wo?»
    Andreas schaut fragend in die Runde.
    Mr.   Spock: «Ich würde gern am Eingang schlafen, wenn niemand was dagegen hat.»
    Niemand hat was dagegen.
    Andreas: «Ich penn hinten hier in der Nougathöhle.»
    Hä, versteh ich nicht. Wieso Nougathöhle? Egal, klingt lustig, sehr lustig sogar. Andreas jedoch scheint das nur so dahingesagt zu haben, die beiden anderen reagieren nicht, und er hat seine Bemerkung auch gleich wieder vergessen. Ich nicht. Nougathöhle, passt irgendwie.
    Als Nächstes räumen wir unsere Sachen in winzige, verdellte Metallspinde. Auspacken, auspacken, auspacken. Oje, da ist ja noch ein Buchstaben-T-Shirt, wie kommt das denn mit? Das war vor ein paar Jahren in, gab’s vorher nicht, hatten alle, man kaufte sich ein einfarbiges T-Shirt und ließ auf der Frontseite seinen Vornamen mit einer Art Nickicordstoffbuchstaben draufbügeln und auf der Rückseite den Namen seiner Lieblingsband. THORSTEN. DEEP PURPLE. Ich dachte, das wäre längst schon weggeschmissen. Ich knülle es zusammen und tu es in den Schmutzbeutel. Weiter im Text: Hosen, Schuhe, Pullover, Hemden, eine warme Jacke. Als Letztes die Kulturtasche, jetzt heißt es beten. Wenn mir meine Mutter Niveacreme eingepackt hat, dann wird bis morgen früh wieder alles gut, wenn nicht, muss mir neue Arschhaut eingepflanzt werden. Wühl, grabbel, stöber. Seife. Shampoo. Zahnbürste. Waschlappen. Zahnpasta. Nagelschere. Drei Tuben Fleckenteufel. Eine gegen Fett, eine gegen Blut, eine gegen Rost. Blut und Fett kann ich ja noch verstehen, aber Rost? Wühl wühl, stöber stöber, grabbel grabbel. Dann: Ja, ja, ja! Ganz tief unten, wo es feucht und krümelig ist, ertaste ich eine Minidose Niveacreme. Gerettet. Niveacreme ist ein magisches Teufelszeug, das praktisch alles heile macht. Alle anderen Cremes auf der ganzen Welt sind im Grunde genommen überflüssig. Ich stehle mich ins Waschhaus, zum Glück bin ich alleine. Mein Arsch glüht wie das Osterfeuer. Von Rechts wegen müsste
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