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Fleckenteufel (German Edition)

Fleckenteufel (German Edition)

Titel: Fleckenteufel (German Edition)
Autoren: Heinz Strunk
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wahrscheinlicher halte, es gibt keinen. Aber vielleicht gibt es doch einen, und ich bin nur zu doof. Ich habe manchmal das Gefühl, in den Tümpeln meiner Dummheit unterzugehen.
    Harald hat wie alle anderen brav mitgepustet, obwohl er’s garantiert mindestens so bescheuert fand wie ich, ich hab genau drauf geachtet. Eine gute Gelegenheit, sich mit ihm zu solidarisieren. Auf dem Weg zum Abendbrot gehe ich neben ihm und sage halblaut:
    «Das war vielleicht ein Quatsch mit den Blasen, fandest du nicht?»
    Harald guckt mich stumpf an, wie es stumpfer nicht geht: «Wann hast du dir eigentlich zum letzten Mal in den Arsch gekackt?»
    Alles klar. Irgendwann wird er mich abgreifen, und dann gibt’s auf die Glocke, Jesus hin, Jesus her.

    Im Erdgeschoss der Nougathöhle befindet sich der Gemeinschaftsraum, der auch als Speisesaal fungiert. Unsere Köchin heißt Frau Thieß, ich kenne sie von der Jugendfreizeit in Schweden im letzten Jahr. Obwohl sie bestimmt nicht älter als fünfzig ist, sieht sie mit ihrem Dutt und den mit dicken Stützstrümpfen umwickelten Wasserbeinen schon total aus wie eine Oma. Sie ist dauererschöpft und kommt aus der Küche so gut wie niemals raus, weil sie alles alleine macht außer Geschirr auf und wieder abdecken und Abwasch, dafür sind nach einem ausgeklügelten System wir zuständig. Keine Ahnung, ob sie Geld dafür bekommt oder aus Nächstenliebe kocht. Die Erwachsenen sitzen im hinteren Teil des Raums, die Jugendlichen vorn. Die Sitzordnung, die sich heute ganz spontan ergibt, gilt für die gesamte Freizeit, das ist immer so. Ich sitze mit den Jungen aus meinem Zelt an einem Tisch, auch das ist immer so. Mir gegenüber Detlef und Andreas, neben mir der Vampir.
    «Sag mal, wie heißt du eigentlich?», frage ich ihn.
    «Torsten.»
    «Ach, ich auch. Mit t oder th?»
    «Nur mit t.»
    Andreas mischt sich ein:
    «Okay, dann nennen wir euch auch so. Du» – er zeigt auf mich – «heißt mit teha und du» – er zeigt auf den Vampir – « mit te .»
    Hahahahahehehehohoho!
    Er lacht über seinen öden Witz aus allen Rohren. Mein Gott, was für ein Idiot, geil und dumm. Andreas guckt triumphierend in die Runde. Torsten mit t weiß nicht, in welchen Wind er seinen Vampirumhang hängen soll, vielleicht hat er auch den Gag nicht geschnallt:
    «Wenn du meinst. Mir soll’s recht sein.»
    Andreas guckt pro forma Detlef an, um auch dessen Zustimmung einzuholen. Der nickt, wahrscheinlich aus Angst, was falsch zu machen. Der wird es noch schwer haben, ganz schwer. Zu Hause mischt er bestimmt Popel unters Essen, damit’s besser schmeckt, aber hier geht das ja nun nicht.
    Suppsch suppsch, ich habe mir echt eine ganz schön große Portion Nivea in die Kimme geschmiert. Der Brand heilt, die entzündeten Gebiete sind kochend heiß. Heilhitze, die Niveacreme saugt die Entzündung aus der Haut und wird zu Lava, Magma, weißem Magma. Das matschige Gefühl am Arsch ist auch schon wieder irgendwie geil. Zum Glück hat keiner eine Ahnung davon, was sich bei mir gerade hintenrum abspielt.
    Diakon Steiß erhebt sich. Endlich. Wir falten die Hände, dann spricht er das Tischgebet:
    «Herr, segne das, was du uns bescheret hast, amen.» Bravo. In der Kürze liegt die Würze.
    Mit dem ausgefeilten Fünf-Freunde- Essen hat das Thieß’sche Abendmahl nichts zu tun: Graubrot, Schwarzbrot, Margarine, schlimme Augenwurst, Käsescheibletten, Gurkenscheibchen, Tomatenachtel.
    Den fünf Freunden werden auf ihrem englischen Schloss zeitgleich gebratene Hähnchenkeulen, ofenwarme Brötchen, hartgekochte Eier, geräucherter Schinken sowie eine Käse- und Aufschnittplatte serviert. Zum Nachtisch Eis mit Sahne oder Früchten und Erdbeerkuchen. Zu trinken gibt’s frischgepresste Säfte, Malzbier und einen Krug eisgekühlte Limonade.
    Detlef beschmiert eine Scheibe Graubrot dick mit gelber, kranker Margarine, belegt sie mit einer Scheibe schlimmer Augenwurst und packt darauf noch eine Scheibe schlimmen Wellblechkäse. Er schneidet Gurke und Tomate klitzeklein und schichtet die Matschepatsche nochmal obendrauf. Schichtbetrieb, haha. Dann nimmt er ein Salzfass und schüttet hemmungslos drauflos. Ich fasse es nicht. Wurst und Käse sind doch an sich schon salzig, da kann man doch erst mal probieren, bevor man nachsalzt. Nachsalzen, ohne vorher probiert zu haben, ist unhöflich dem Koch gegenüber. Detlef bedeckt die Stulle mit einer dicken Salzschicht. Der Typ macht mich jetzt schon wahnsinnig, der wird’s echt nicht leicht haben,
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