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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag
Autoren: Alan Bradley
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Puppenspielers erreichte. Er musste mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus gebracht werden, bestand aber trotzdem - gegen den Willen seines Arztes - darauf, heute anwesend zu sein und seinem verstorbenen Kollegen die letzte Ehre zu erweisen … Allerdings wissen wir aus zuverlässiger Quelle, dass draußen vor der Tür ein einsatzbereiter Krankenwagen steht, nur für alle Fälle …«
    Jetzt wechselte das Bild zu einer Szene, die wir noch nicht kannten. Die Kamera filmte von oben hinab, von einer Galerie aus vielleicht, und ihr Blick senkte sich immer tiefer ins Studio hinunter, nahm sozusagen die Perspektive eines herabschwebenden Engels ein, wobei sie immer näher auf den Sarg zufuhr. Dann hielt der Blick am Fuß des Sarges inne. Wer dort
stand, konnte niemand anderer als »Snoddy das Eichhörnchen« sein.
    Die Handpuppe stand vermutlich auf einem Holzsockel, ihre kleinen Lederohren, die vorstehenden Zähne und der buschige Fragezeichenschwanz waren so arrangiert, dass Snoddy traurig auf den Sarg seines Herrn und Meisters blickte, die Eichhörnchenpfoten andächtig gefaltet, den Eichhörnchenkopf zum Gebet gesenkt.
    Es kommt öfter vor, dass ich, wie jetzt auch, mit einem Mal alles überdeutlich sah wie im aufflammenden Blitzlicht eines Zeitungsfotografen. Der Tod war nicht mehr als eine simple Maskerade, ebenso, wenn nicht noch mehr, das ganze Leben! Und sowohl der Tod als auch das Leben waren auf die eine oder andere Weise von irgendeinem himmlischen Mutt Wilmott sorgsam arrangiert, der hinter den Kulissen die Fäden zog.
    Wir alle waren Marionetten, einer wie der andere, die von Gott - oder dem Schicksal, oder der Chemie, ganz wie man will - auf einer Bühne in Bewegung gesetzt wurden, wo uns die Hände der Rupert Porsons und Mutt Wilmotts dieser Welt tanzen ließen. Oder die Hände der Ophelia und Daphne de Luces dieser Welt.
    Am liebsten hätte ich einen Jubelschrei ausgestoßen!
    Ich bedauerte es sehr, dass Nialla nicht da war, damit ich ihr meine Entdeckung hätte mitteilen können. Schließlich hatte es niemand mehr verdient als sie. Doch soweit ich wusste, steuerte sie den altersschwachen Austin bereits die Hänge irgendeines Berges in Wales hinauf und hinunter, um in irgendein walisisches Dorf zu gelangen, wo sie, mithilfe einer in aller Eile aufgetriebenen echten Mutter Gans, ihre Kisten auspacken und später am Abend in irgendeiner weit entfernten Sankt-Davids-Halle vor den gaffenden Dorfbewohnern ihre ganz eigene Version von Jack und die Bohnenranke zur Aufführung bringen würde.
    Ich überlegte, wer von uns nun, da Rupert nicht mehr unter
uns weilte, der Galligantus war. Wer von uns war nun der Unhold, der aus heiterem Himmel ins Leben der anderen krachte?
    »Tief empfundene Achtungsbezeigungen treffen nach wie vor hier bei uns ein, von Land’s End bis John O’Groats«, verkündete der Kommentator, »sogar aus dem Ausland.« Er machte eine Kunstpause und seufzte ergriffen, als hätte es ihn übermannt.
    »Hier in London wird die Schlange der Trauernden trotz des unablässigen Regens immer länger. Sie reicht inzwischen bis zur Allerseelen-Kirche und weiter bis zum Langham Place. Über dem Eingang zum Funkhaus blicken die Statuen von Prospero und Ariel auf die Menge der Trauergäste herab, als nähmen sie ebenfalls an der allgemeinen Trauer teil.
    Unmittelbar nach den heutigen Feierlichkeiten im Funkhaus«, fuhr der Sprecher tapfer fort, »wird Rupert Porsons Sarg zur Waterloo Station gebracht und von dort aus zum Ort der Beisetzung, dem Friedhof von Brookwood in Surrey.«
    Inzwischen hatte auch Feely mitbekommen, dass wir genug davon hatten.
    »Was für ein rührseliger Quatsch!«, verkündete sie, marschierte mit langen Schritten durchs Zimmer und schaltete das Gerät aus. Das Bild auf der Mattscheibe zog sich zu einem winzigen Lichtpunkt zusammen - und erlosch.
    »Mach die Vorhänge auf, Daffy«, befahl sie, und Daffy sprang sofort auf. »War das langweilig - sterbenslangweilig! Machen wir doch zur Abwechslung ein bisschen Licht.«
    In Wahrheit wollte sie natürlich bloß ihren Dieter besser beäugen können. Da sie zu eitel war, um ihre Brille aufzusetzen, hatte Feely von Ruperts Beerdigung wahrscheinlich nicht mehr mitgekriegt als verschwommene Spülwasserschlieren. Außerdem ist es wirklich ziemlich witzlos, von einem verliebten Bauernburschen aus nächster Nähe angeschmachtet zu
werden, wenn man die Verzückung des besagten Bauernburschen gar nicht mitkriegt.
    Mir fiel natürlich
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