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Titel: Flatline
Autoren: Erwin Kohl
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Grund dafür feststellen konnten.
    Joshua sah auf die Küchenuhr an der Wand hinter seinem Vater. Für elf Uhr hatte sich eine Ärztin vom Institut für Rechtsmedizin angekündigt. Bei der Obduktion eines Drogentoten, den ein Spaziergänger in der Nähe des Düsseldorfer Schwanensees gefunden hatte, gab es einen seltsamen Befund. Die ermittelnde Dienststelle hat das Landeskriminalamt um Mithilfe gebeten. Karin Seitz und Daniel van Bloom waren zwar im Dienst, aber Joshua wollte unbedingt dabei sein. Offiziell, weil er Jack während dessen Krankheit vertrat, aber das war es nicht. Seit einem halben Jahr wälzte er angestaubte Akten, bearbeitete liegengebliebene Fälle. Es kribbelte in seinen Fingern, tief in seinem Innern hoffte er auf einen neuen Fall.

4
    »Den hat jemand dort abgelegt!«
    Max Drescher hegte nicht die geringsten Zweifel. Der Senior im Team der Spurenermittler hatte in seiner langen Karriere schon viele Mordopfer zu Gesicht bekommen.
    »Der linke Arm lag unter seinem Rücken. So kann er nicht hingefallen sein. Selbst im Todeskampf funktionieren grundlegende Körperreflexe. Die Arme fahren aus, um den Sturz zu mildern, ob man will oder nicht.«
    Drescher unterstützte seine Worte mit ausschweifenden Gesten. Kalle sah ihn nachdenklich an.
    »Schleif- oder Fußspuren konnten wir nicht sicherstellen. Das Wetter war ausgesprochen ungünstig. Der Schnee, auf dem sich die Spuren vermutlich befanden, war ja bereits geschmolzen. Bleibt noch abzuwarten, was die Untersuchung des Bestecks bringt, vielleicht bekommen wir da wenigstens ein paar brauchbare Fingerabdrücke.«
     
    Bungert kritzelte auf seine Schreibtischunterlage. Kalle dachte an den Morgen zurück. Alle Nachbarn waren befragt worden, niemand hatte in der Nacht etwas gesehen oder gehört. Kollegen hatten sich in der Szene umgehört und V-Männer befragt. Niemand kannte die Person auf dem Foto. Das Bild des Toten ging vor wenigen Minuten an sämtliche Polizeidienststellen des Landes. Seine Fingerabdrücke waren nicht in der Kartei. Das Ergebnis der DNA-Untersuchung stand noch aus. Es war ungewöhnlich, dass ein Junkie noch niemals erkennungsdienstlich behandelt worden war. Die Spezialisten der Rechtsmedizin hatten bereits einen Zahnabgleich gemacht, der in der kommenden Woche in einem Fachblatt der Zahnärzte veröffentlicht werden würde, falls die Identität des Toten bis dahin noch unbekannt wäre. Kalle schaltete den Monitor ein, um die Vermisstendatei zu durchsuchen, als Eugen Strietzel anrief.
    »Todesursache war eine Atem- und Kreislaufdepression als Folge eines allergischen Schocks. Nichts Außergewöhnliches bei einer derartigen Intoxikation …«
    »Moment«, unterbrach Kalle den Gerichtsmediziner, »du willst damit sagen, er ist an einer Überdosis Heroin gestorben?«
    »Heroin lässt sich nicht nachweisen, es wird im Körper in Morphine umgewandelt. Davon war er allerdings voll bis in die Haarspitzen. Letztendlich ist er an einer Überdosierung gestorben. Ob es Heroin oder etwas anderes war, kann ich nicht mehr feststellen.«
    »Wir haben es also mit einem toten Junkie zu tun.«
    »Auch das kann ich nicht bestätigen. Das Opfer kann genauso gut erst seit vier Tagen Drogen konsumiert haben, der Befund wäre derselbe. Ebenso verhält es sich im Übrigen nach einer Schmerztherapie mit Morphium. Dafür gibt es allerdings keinen Anhaltspunkt.«
    Bungert, der das Gespräch mitbekommen hatte, nickte zustimmend.
    »Noch etwas: Wir haben das Opfer routinemäßig auf Hepatitis A und B untersucht und dabei eine überraschende Entdeckung gemacht. In seinem Blut haben wir das HBe-Antigen in großen Mengen entdeckt. Diese Tatsache und die enorm hohe Virämie deuten auf einen äußerst hohen Befall mit Hepatitis-B-Viren hin. Gewebeproben haben allerdings ergeben, dass keinerlei Schädigung der Leber vorliegt. Das ist eigentlich unmöglich. Ich habe bereits eine Probe zur Virologie der Uniklinik gebracht.«
    Kalle konnte den Sinn nicht verstehen. Sie hatten es definitiv mit einem Drogentoten zu tun. Ob dieser nun vorher an Hepatitis erkrankt war oder nicht, war ihm völlig egal.
     
     

5
    »Wie geht es Jack?« Karin, die von zwei Stapeln Akten umgeben, an ihrem Schreibtisch saß, klang besorgt.
    Joshua zuckte hilflos mit den Schultern. Er hatte sich den Vormittag freigenommen, um Jack zu besuchen. Er atmete tief durch, bevor er zur Antwort ansetzte.
    »Unverändert. Irgendein unbekannter Virus. Man hat ihn in die Uniklinik
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