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Flashback

Titel: Flashback
Autoren: Dan Simmons
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deine Mutter umgebracht. Halt dich da raus, Val.«
    Der Junge riss die Augen auf und wich zurück.
    »Nein, Bottom-san.« Der gedrungene Japaner schüttelte auf die ihm eigene Art den Kopf, die den ganzen Oberkörper einbezog. »Ich habe den Mord an Ihrer Frau und an dem stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt Harvey Cohen nicht arrangiert. Das schwöre ich bei meiner Ehre.«
    »Ihre Ehre!« Nick lachte. Der zuckende Schmerz in seinem Kopf war so stark, dass er fast weggesackt wäre. »Die Ehre eines Mannes, der kaltblütig seine eigene Tochter getötet hat. Mit einer Kugel Kaliber .22, die in ihrem Schädel rumgerattert ist und ihr das Gehirn zerfetzt hat.«
    » Hai «, knurrte Sato. »Ich habe meine geliebte Kumiko getötet. Wie vorher ihre Mutter war sie das Licht meines Lebens. Und dieses Licht habe ich mit eigener Hand ausgelöscht. Aber Sie müssen begreifen, dass es eine Form von Jigai war – der rituelle Selbstmord
einer Samuraikriegerin. Mein Liebling Kumiko war tatsächlich ein Samurai.«
    »Ihre Tochter hat aber nicht Selbstmord begangen, Sato«, fauchte Nick. » Sie haben sie umgebracht. Sie haben sie erschossen und anschließend auch noch Keigo ermordet, der Ihnen voll vertraut hat.«
    » Hai. « Sato senkte leicht den Kopf. »Aber das wäre auf Befehl von Nakamura-sama sowieso geschehen. Für meine Tochter und ihren Geliebten gab es kein Entrinnen. Kumiko wusste, welches Schicksal auf sie wartete, als sie sich an die Behörden in Denver wandte, um den wahren Ursprung von Flashback zu enthüllen. Es war ihr Jigai, und ich habe beiden einen schnellen, schmerzlosen Tod ermöglicht.«
    »Sie haben den Jungen doch zerfleischt.«
    Satos geneigter Kopf bewegte sich hin und her. »Nur die Leiche. Er war sofort tot.«
    Nick hatte sich auf einen Ellbogen gestützt, doch jetzt sank er wieder zurück. Sein Blick hing weiter an Sato. McReady und Val waren wie ferne Silhouetten. Die Welt bestand nur noch aus Sato und ihm.
    »Das verstehe ich nicht«, knirschte Nick.
    »Um meinen Plan zu verwirklichen, habe ich Nakamuras volles Vertrauen gebraucht«, erklärte Sato. »Meine geliebte Kumiko und der junge Keigo hatten sich für ihr Schicksal entschieden. Keigos Versuch, der Welt davon zu erzählen, wie Japan mit Flashback den Zusammenbruch Amerikas beschleunigt hat, war so furchtlos und kühn wie der junge Mann selbst. Wie Sie gesagt haben, Bottom-san, ein geborener Rebell in einer Kultur, deren Geschichte kaum Rebellen kennt. Ich habe die Hinrichtungen selbst vorgenommen, um Nakamuras Probe zu bestehen.«
    »Und wozu das Ganze?«
    »Der Gruß, den Sie mir von Omura-sama bestellt haben … In
dieser Welt steht ein Baum ohne Wurzeln; seine gelben Blätter senden den Wind zurück. Das ist ein Gedicht, das Omura-samas und mein geliebter Lehrer Sozan kurz vor seinem Tod verfasst hat. Es war die letzte verschlüsselte Nachricht, die mir sagte, dass der Tag gekommen ist, um loszuschlagen.«
    »Losschlagen?« Nicks Frage war erfüllt von Argwohn. Es gab keinen Grund, diesem Mann auch nur ein einziges Wort zu glauben. Einem Mann, der seiner Tochter eine Kugel in den Kopf gejagt hatte.
    Sato schaute ihn an, als hätte er seine Gedanken gelesen. Dann deutete er mit dem Kinn auf seine Uhr. »Hier ist Mitternacht, und in Tokio ist es schon vier Uhr am Sonntagnachmittag. Genau in diesem Moment werden feindliche Übernahmeangebote gegen acht von Nakamuras elf Großunternehmen gestartet, die den Kern seines Zaibatsu bilden. Wenn morgen früh in Japan die Börse öffnet, werden mindestens fünf – vielleicht auch mehr – dieser Übernahmeversuche erfolgreich sein. Das Nakamuraimperium wird zusammenbrechen. «
    »Er ist immer noch Bundesberater in Amerika«, wandte Nick ein. »Damit kontrolliert er die Nationalgarde von Colorado und weitere bewaffnete Verbände.«
    »Nakamura und seine Leute werden gerade verhaftet, Bottom-san, in diesem Augenblick. Das ist die Strafe dafür, dass er seine Bergresidenz nie verlässt … und dass er sich zu sehr auf die Berichte seiner Kundschafter verlässt, die in Wirklichkeit für mich arbeiten. Seit sieben Wochen habe ich mehrere tausend japanische Soldaten hierher verlegen lassen – meine eigenen Tigertruppen aus China.«
    »Die haben wir doch heute Nachmittag vor dem alten Country Club in Denver gesehen, Dad.« Val setzte sich auf die andere Seite von Satos Pritsche. »Die Senkrechtstarter haben sich gerade bereit gemacht.«

    Einen Moment lang vergaß Nick alles andere, als er den Arm
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