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Flashback

Titel: Flashback
Autoren: Dan Simmons
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für uns beide dreihundertzwanzig Stundenkilometer.
    Sato warf die Pistole beiseite, die er noch in der linken Hand hatte, und drosch Nick eine Riesenfaust gegen den Schädel. Nick sah Sterne, und der Griff seiner gefesselten Hände löste sich von Satos blutendem Hals.
    Er rutschte ab und fiel. Allein. Sato hing weiter am Balken.
    Noch im Stürzen schrie Nick seinen wilden Protest hinaus. Im nächsten Moment schwenkte die Libelle scharf nach links, und die geneigten Rotoren schnitten Zentimeter über Nicks Kopf durch die Luft. Dann spürte er Satos heranschnellende linke Hand, die sich mit gewaltiger Kraft um seine gefesselten Handgelenke schloss.
    Während er mit der Rechten weiter an dem kreischenden und sich biegenden Schwenkbalken hing, riss Sato Nick nach oben und schleuderte ihn – fast verächtlich, wie es schien – zurück durch die offene Tür in den Helikopter.
    Val und Leonard lagen hingestreckt da, entweder tot oder bewusstlos. Nick knallte gegen eine Wand und spürte, wie in seinem Bein etwas riss. Trotzdem sprang er sofort auf, um sich gegen die heranstürzenden schwarzen Gestalten zu wehren. Hinter den Ninjas
schwang sich Sato in den Hubschrauber. An Nicks Zähnen klebte Satos Blut, und er wollte mehr …
    Dann hörte Nick mindestens drei Taser gleichzeitig losgehen, und auf einmal wurde es ganz still.

1.20
TEXLINE , REPUBLIK TEXAS
    SAMSTAG, 25. SEPTEMBER
     
     
    Der Schmerz brachte Nick schließlich dazu, die Augen aufzuschlagen.
    Er war verblüfft, dass er sie überhaupt öffnen konnte. Hatte Sato mit den Hinrichtungen gewartet, bis er das Bewusstsein wiedererlangt hatte? Gehörte das zu Nakamuras Befehlen? Sollte Nick mit ansehen müssen, wie sein Sohn und sein Schwiegervater getötet wurden, ehe er selbst den Fangschuss bekam?
    Als das Licht in seine Augen drang, schwappte ein Schmerz durch seinen Schädel, als hätte sich bereits eine Kugel in sein Gehirn gebohrt. Angestrengt kämpfte er gegen das Tosen in seinem Kopf und ein seltsames Ziehen im linken Bein an.
    Als Erstes fiel ihm auf, dass er sich nicht zwischen verwesenden Leichen an einem Hang der Mülldeponie 9 von Denver befand. Draußen war es dunkel, und er lag in einem beleuchteten Zelt mit offenen Seiten. Auf einer Pritsche mit sauberen Laken. Er hatte irgendwas auf dem Gesicht …, eine durchsichtige Sauerstoffmaske. Mit der freien Hand zerrte Nick sie herunter.
    Mit der freien Hand. Er war nicht mehr gefesselt. Sein linkes Bein steckte in einer Schiene, und er trug keine Hose.
    Nick versuchte den Kopf zur Seite zu drehen, um sich umzuschauen, doch bei der Bewegung zuckten Blitze vor seinen Augen, und ihm wurde wieder schwindlig. Er schloss die Lider.

    »Sie sind wach.« Eine Frauenstimme.
    Nick blinzelte vorsichtig, um das Drehen im Kopf zu vermeiden. Er wollte sich hochschieben. Eine Frau in grauem Uniformhemd mit rundem Schulterabzeichen und einer roten Rotkreuzbinde um den Arm drückte ihn zurück aufs Kissen. »Sie dürfen sich nicht zu viel bewegen, Mr. Bottom. Sie haben eine Gehirnerschütterung und ein gebrochenes Bein, dazu viele Abschürfungen und Prellungen. Captain McReady wird gleich zu Ihnen kommen.«
    Nick schaffte es, den Kopf zu drehen, wenn er dabei die Augen geschlossen hielt. Links von ihm standen mehrere leere Pritschen, und außerhalb des Erste-Hilfe-Zelts herrschte dunkle Nacht. Von oben schien elektrisches Licht auf mehrere alte Geländewagen vor einem Drahtzaun und auf einige neue Transportpanzer, an denen die Flagge der Republik Texas mit dem einzelnen weißen Stern und den dreizehn roten und weißen Streifen prangte. Dahinter warteten in einem Kreis von grünen und roten Landescheinwerfern, die im Gleichtakt mit dem Pochen in seinem Kopf pulsierten, die drei Flüsterlibellen Nakamuras mit reglosen Rotoren. Männer in verschiedenen Uniformen standen herum und unterhielten sich. Die schwarz gewandeten Ninjas konnte Nick nirgends sehen.
    Er machte die Augen zu und wandte den Kopf ganz nach rechts. Neben ihm war eine leere Pritsche und dahinter eine weitere, auf der der bewusstlose Leonard unter einer Decke ruhte. Der Alte hing jetzt an zwei Infusionsbeuteln, doch es war erkennbar, dass er atmete. Er schnarchte sogar leise.
    Nick schaute sich nach Val um, aber die anderen Pritschen im Erste-Hilfe-Zelt waren leer. Wo ist mein Sohn?
    »Mr. Bottom?«
    Wenn er das linke Auge etwas weiter als das rechte öffnete, bekam er seine Umgebung halbwegs scharf in den Blick, ohne dass ihm vor Schwindel übel wurde. Der
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