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Flashback

Titel: Flashback
Autoren: Dan Simmons
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erdenklichen, selbst auferlegten Wahnsinn abdeckte –,
todgeweihte Gefangene auf dem Weg zur Hinrichtung an ihren Wunden sterben zu lassen.
    Doch es spielte keine Rolle, warum sich dieser Ninja einbildete, den Sanitäter mimen zu müssen; was zählte, war allein, dass er Nick dadurch eine Chance eröffnete.
    Als der Ninja das Klebeband von Leonards Handgelenk entfernt hatte und Anstalten traf, die Nadel wieder einzuführen – der Infusionsbehälter war inzwischen fast leer –, versetzte Leonard dem Mann unter dem Schutzpanzer plötzlich einen Tritt zwischen die Beine und rief Val eine Warnung zu. Nick war sofort aufgesprungen, riss den zusammenklappenden Japaner von den Beinen, um ihn als Deckung zu benutzen, und stieß ihn vor sich her.
    Ein anderer Wachposten warf sich auf Leonard, verpasste ihm einen Hieb und griff nach seinem Taser. Val sprang an seinem Großvater vorbei und rang mit einem Ninja um dessen Maschinenpistole. Nick stürzte sich direkt auf Sato.
    Alle schrien wild durcheinander. Die Waffe, um die Val kämpfte, ging los, und von der Wand, wo gerade noch Nicks Kopf gewesen war, spritzte Isoliermaterial. Vielleicht waren Kugeln in die Kanzel eingedrungen und hatten einen Piloten getroffen, denn auf einmal sackte die Libelle nach links.
    Nick rammte Hideki Sato mit dem Kopf und drosch ihm die gefesselten Fäuste ins Gesicht. Der massige Sicherheitschef riss schützend den verletzten rechten Arm hoch, der noch immer in dem polymorphen Smartcast steckte, und hielt sich an einem hydraulischen Schwenkbalken fest, der zum Hochziehen von Menschen und Gerät diente. Mit der Pistole in seiner linken Hand prügelte Sato auf Nicks Hinterkopf ein, doch Nick blieb nach vorn gekrümmt, und die schweren Schläge trafen ihn nur am Rücken und an den Schultern.
    Val saß rittlings auf einem hingestreckten Ninja und versuchte immer noch, einem anderen die Waffe zu entringen. Der Sanitäter
wand sich noch immer am Boden, doch der andere Wachposten traf den mit ihm ringenden Leonard nun mit dem Taser. Wie ein Sack Ziegel kippte Nicks Schwiegervater um, und Nick befiel kurz die Sorge, ob ihn der Taserstoß womöglich getötet hatte.
    Sato trieb ihn zurück, um sich Platz zu verschaffen, und einige Sekunden lang stand Nick Rücken an Rücken mit Val, während beide nach allen Seiten schlugen und auskeilten. In diesen Sekunden der Nähe vereinte sich ihre Wut und ihr Überlebenswille zu einer einzigen Kraft.
    Dann hörte Nick, wie sich hinter ihm mehrfach der Taser entlud, und Val brach zusammen.
    Sato spannte sich an, um Nick endgültig zu erledigen, doch Nick sprang in die Luft. Er landete auf dem breiten Oberkörper seines Gegners und teilte erneut wilde Kopfstöße aus. Und auf einmal waren sie durch die offene Tür des zur Seite hängenden Helikopters.
    Sato hatte wieder den Schwenkbalken gepackt, der aber jetzt auf seinen schweren Gelenken nach draußen rotierte. Satos massige Gestalt hing nur an einer Hand über der Leere, und Nick klammerte sich mit verzweifelter Kraft an Sato fest. Schreiend schlug er nach dem Japaner, um ihn mit sich in die Tiefe zu reißen.
    Plötzlich legte sich die Flüsterlibelle scharf nach rechts, und Satos und Nicks Beine wurden so weit nach oben geschleudert, dass sie fast die wirbelnden Rotoren berührten. Wie ein Profiturner am Reck vollführte Sato einen kompletten Dreihundertsechzig-Grad-Schwung um den horizontalen Schwenkbalken, bis sich von ihrem gemeinsamen Gewicht der Metallrahmen verzog und sich aus seiner Verankerung zu lösen drohte. Nick begriff nicht, wie Sato in seinem kürzlich gebrochenen Arm so viel Kraft haben konnte. Vielleicht wurde er durch die polymorphe Manschette ja noch verstärkt.
    In dem wild schaukelnden Einstieg kauerten sich Ninjas zusammen,
die mit ihren Waffen auf Nick zielten und unverständliches japanisches Zeug riefen.
    Nick merkte, dass er wie ein wildes Tier fauchte, mit den Nägeln nach Satos Augen krallte und ihn in den dicken Hals biss. Nur gehalten von Satos rechter Hand drehten sich die beiden Männer unter dem ächzend pendelnden Schwenkbalken hin und her.
    Dann schlug Nick die Zähne in Satos rechten Oberarm über der Manschette, bereit, sich bis zum Knochen durchzubeißen, damit der Scheißkerl endlich losließ. Bis zum zuckenden Boden unter ihnen ging es über dreihundert Meter in die Tiefe. Nick glaubte bereits den Gestank der Mülldeponie zu riechen.
    Okay, dann lande ich eben dort, aber du kommst mit mir, du Wichser. Endgeschwindigkeit
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