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Flashback

Titel: Flashback
Autoren: Dan Simmons
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Mann vor ihm war über sechzig und hatte einen vollen weißen Schnurrbart. Er trug die gleiche
graue Uniform wie die Krankenschwester und das Schulterabzeichen mit einem weißen Stern in einem blau-weißen Kreis. In einem altmodischen Halfter an der Seite steckte eine Waffe mit langem Lauf, und er hatte einen großen Stetson auf.
    »Ich bin Captain McReady, Mr. Bottom.« Der Mann nahm den Cowboyhut ab. Durch sein graues Haar zog sich eine Linie, die nur vom jahrzehntelangen Tragen eines Stetson stammen konnte. »Greg B. McReady. Das B steht für gar nichts. Captain in der Kompanie C der Texas Rangers. Wir befinden uns hier in der Grenzstation der texanischen Army in Texline, südwestlich des Oklahoma Panhandle. Wir freuen uns, dass sie es hierhergeschafft haben, Mr. Bottom.«
    »Mein Sohn …« Nick versuchte sich auf einen Ellbogen zu stützen.
    »Val geht es gut«, antwortete Captain McReady. »Mehrere Prellungen, aber von Ihnen dreien hat er den Taserschock am schnellsten überstanden. Er hat hier ziemlich lang bei Ihnen und seinem Grandpa gesessen, aber dann haben wir ihn überredet, dass er was isst. Er ist im Kantinenzelt nebenan, kommt aber bestimmt gleich zurück.«
    »Mein Schwiegervater«, krächzte Nick. Er hob die rechte Hand und deutete. »Wird er durchkommen?«
    »Aber ja. Professor Fox schläft nur. War aber vorher schon länger wach. Oberst Sato hat uns mitgeteilt, dass er an einer Aortenstenose leidet, und wir werden uns mit dem Professor schon in den nächsten Tagen über die chirurgischen Möglichkeiten unterhalten. «
    »Sato«, zischte Nick. Noch immer schmeckte er das Blut des Mörders in seinem Mund, und noch immer wollte er mehr. Er wollte ihm das Herz herausreißen.
    McReady legte ihm eine faltige Pranke voller Leberflecken auf die Schulter. »Ganz ruhig, Junge. Wir wissen, was passiert ist.
Das hätte besser laufen sollen, aber für Feinheiten war keine Zeit. Oberst Sato wollte hier sein, wenn Sie aufwachen, aber wir hatten Angst, dass Sie ihm an die Gurgel gehen, bevor er Ihnen alles erklären kann.«
    »An die Gurgel«, presste Nick hervor. Das war keine Frage. Er dachte daran, wie der Mörder Daras Telefon zerquetscht hatte und dass er den Unfalltod von Dara und Harvey geplant haben musste.
    Ja, er würde Sato töten, sobald sich die Gelegenheit bot. Davon konnte ihn nichts auf der Welt abhalten.
    »Was ist mit meinem Bein?«, fragte er überflüssigerweise.
    »Sie haben sich bei der Rauferei im Hubschrauber das Wadenbein gebrochen«, erklärte Captain McReady. »Ziemlich weit unten, aber ein sauberer Bruch. Wurde eingerichtet, als Sie bewusstlos waren. Wird bestimmt schnell zusammenwachsen.«
    »Welcher Tag … ist heute?«
    »Immer noch der gleiche, Junge«, antwortete der Ranger. »25. September, kurz vor Mitternacht. Samstag. Ein Samstag, an dem bei Ihnen wohl einiges los war.«
    Plötzlich traten Sato und Val ins Zelt. Sato hatte einen Verband am Hals und Nähte an Wange und Stirn. Nick nahm den Schwindel in Kauf, um sich nach einem spitzen Gegenstand umzuschauen – einem Skalpell, einem Essmesser, einer Flasche, die er zerbrechen konnte, irgendwas. Doch er fand nichts. Sein Blick fiel auf den Colt in Captain McReadys Halfter.
    »Ganz ruhig, mein Freund.« Der alte Ranger schob Nick zurück aufs Kissen und machte einen Schritt nach hinten.
    »Bottom-san.« Der Rahmen der unbesetzten Pritsche rechts von Nick ächzte, als sich Sato darauf niederließ.
    »Wahnsinn, Dad, hast du gesehen, wie Grandpa dem Ninja das Knie in die Cojones gerammt hat?« Val kaute noch an den Resten eines Sandwichs. »Ich meine, hättest du gedacht, dass der alte Leonard so was draufhat?«

    Dad? Eigentlich hatte Nick nicht damit gerechnet, dieses Wort noch einmal zu hören. Auf der Pritsche hinter Sato schnarchte Leonard weiter. Entweder war er immer noch bewusstlos, oder er tat so, um sich nicht zu den Lobeshymnen äußern zu müssen, die auf ihn angestimmt wurden.
    »Wir müssen reden, Bottom-san«, mahnte Sato mit leiser Stimme.
    Erst jetzt bemerkte Nick die anderen Verletzungen des Sicherheitschefs. Zwei Finger der linken Hand lagen in einer Schiene. Und durch einen Riss in seinem schwarzen Hemd schimmerte ein Druckverband über den Rippen.
    »Du kannst mich …« Nick war wütend auf sich selbst, weil er in seiner Benommenheit nur dämlich auf Captain McReadys Waffe gestarrt hatte, statt sofort danach zu greifen.
    »Nein, Dad, das ist schon okay. Oberst Sato …«
    Nick unterbrach seinen Sohn. »Hat
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