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Flandry 8: Agentin des Imperiums

Flandry 8: Agentin des Imperiums

Titel: Flandry 8: Agentin des Imperiums
Autoren: Poul Anderson
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verleitet hat, Massenverrat zu begehen.«
    »Wir sind, was wir sind.«
     
    Gatto beendete mit seiner Rundfunkansprache eine Woche der Unsicherheit und Unruhe. Niemand außer seinen engsten Stabsoffizieren wusste mehr, als dass er ein merseianisches Schiff in Aurea hatte landen lassen und dass die Besatzung in einem blickgeschützten Fahrzeug fortgeschafft worden war; dass er daraufhin die planetarische Abwehr wegen etwa bevorstehender merseianischer Übergriffe in Alarmbereitschaft versetzt hatte; und dass aus ungenannten Gründen eine Brigade der Marineinfanterie Zacharia besetzt und eine umfassende Nachrichtensperre verhängt hatte. Er brauchte die Woche, um vorbereitende Maßnahmen zu treffen, während seine nachrichtendienstlichen Auswerter fieberhaft drei Datenträger studierten.
    Diverse Offiziere waren überrascht, als sie im passenden Moment unter Arrest gestellt wurden. Ihre Festnahme war eine Vorsichtsmaßnahme; der General konnte bei ihnen nicht sicher sein, ob sie in der Lage wären, die Wahrheit über ihr Idol Sir Olaf augenblicklich zu akzeptieren. Dann ging Gatto auf Sendung.
    Von einem Ende des Systems zum anderen durchschnitt das, was er zu verkünden hatte, wie ein Schwerthieb die allgemeine Anspannung. Als Nächstes folgte die Reaktion, ein Aufwallen der Empörung und der Sorge. Dennoch regte sich darunter auch eine eigentümliche stille Erleichterung. Wie viele hatten denn wirklich Gefahr eingehen und Opfer aufbringen wollen, nur damit ihr Herrscher wechselte? Nun aber, solange die Merseianer nicht offen einschritten, brauchten sie sich nur von Tag zu Tag zu mogeln, bis der Status quo wiederhergestellt werden konnte.
    Zu Hunderten verließen Aufzeichnungen der Verlautbarung zusammen mit Kopien und Analysen der Beweise in Nachrichtentorpedos und Kurierbooten das System und gingen zu den imperialen Sternen.
    Gatto war nicht der Einzige, der sprach. Nach seiner Rede richtete sich die Kamera auf eine Frau. Sie stand sehr gerade vor einem einfachen roten Hintergrund. Eine graue Robe verhüllte ihren schlanken Leib. Eine weiße Haube rahmte ein dunkles, feines Gesicht ein. Hinter ihr standen zwei halbwüchsige Jungen und ein kleines Mädchen. Sie trugen die gleiche Kopfbedeckung. Auf dem Planeten Nyanza ist es ein Zeichen der Trauer um die Toten.
    »Grüße«, sagte sie leise und tonlos. »Ich bin Vida Lonwe-Magnusson, Ehefrau von Admiral Sir Olaf Magnusson. Bei mir sind die Kinder, die wir hatten. Viele von Ihnen waren aufrichtig von der Rechtmäßigkeit seiner Sache überzeugt. Sie werden begreifen, wieso wir vier niemals auch nur in Erwägung zogen, sie anzuzweifeln, genauso wenig, wie wir das Sonnenlicht oder den Frühling infrage stellen.
    Heute wissen wir, dass Olaf Magnussons Leben ein einziger Betrug war. Er hätte uns in die Macht unserer Feinde gegeben … – nein, von etwas Schlimmerem als Feinden; in die Macht derer, die uns zu Haustieren in ihren Diensten gemacht hätten. Ich sage Ihnen nun, enteignen Sie ihn, wie wir ihn hier vor Ihren Augen enteignen. Verwerfen Sie ihn und seine Taten, vernichten Sie sie vollständig, schleudern Sie ihren Staub hinaus in die Gezeiten des unendlichen Alls. Lassen Sie uns zu unserer wahren Untertanenpflicht zurückkehren. Nein, das Imperium ist nicht perfekt; aber es gehört uns. Wir können es verbessern.
    Was nun mich angeht, so werde ich, sobald wir Frieden haben, zur Welt meines Volkes zurückkehren, und nehme meine Kinder mit. Ich wünsche Ihnen allen die gleiche Freiheit. Und ich bitte Sie, seien Sie bereit, denen zu vergeben, die sich geirrt haben. All die unter Ihnen, die religiös sind, bitte ich, für jeden zu beten, der in diesem abscheulichsten aller Kriege das Leben verloren hat. Vielleicht sind einige von Ihnen sogar so großherzig, für die Seele Olaf Magnussons zu beten.
    Ich danke Ihnen.«
    Nachdem sie ihre Pflicht erfüllt hatte, zog sie ihre Söhne und ihre Tochter an sich, und sie weinten.
     
    Die Winternacht lag über dem südlichen Wilwidh-Ozean. Der stürmische Wind trieb die Wellen vor sich her, die schwarz waren, nur nicht an den weißen Mähnen, die kurzlebig in dem wenigen Licht schimmerten. Es kam von oben. Der Mond Neihevin schien durch die Wolkenfetzen zu rasen. Das Gleiche galt für einen winzigen, fahlen Flecken, den Nebel, der sich von der Sternleiche Valenderays ausbreitete; und über mehr als ein Parsec hinweg erzeugte ihre Strahlung Leuchteffekte in kalten Farbtönen. Mehrere eilig dahinziehende Fünkchen verrieten
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