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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt
Autoren: Poul Anderson
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plärrte es vom Bildschirm. »Ihr kommt vom Kurs ab! Ihr seid in absolutem Sperrgebiet!«
    »Sag bloß«, höhnte Flandry auf Eriau. Halb hoffte er, eine echte Antwort zu erhalten. Die Stimme tadelte nur sein Verhalten.
    Ein dumpfer Laut ertönte und hallte nach. Das Heulen von Wind und Antrieb ließ nach. Sie waren gelandet.
    Flandry sprang vom Sessel, schnappte sich einen Kampfhelm und schnallte ihn im Rennen zu. Darunter trug er bereits einen Gedankenschirm, wie jeder an Bord. Davon abgesehen steckte er in einem grauen Overall und robusten Lederstiefeln. Auf dem Rücken und vor der Brust befanden sich die Antriebskegel und die Steuerung eines Gravgeschirrs. Am Koppel hingen Feldrationen, ein Verbandskasten, eine Wasserflasche, Munition, Strahler, Projektilwerfer und ein merseianisches Kampfmesser.
    An der Spitze seines Dutzends dennitzanischer Marineinfanteristen sprang er aus der Personenhauptschleuse auf die ausgefahrene Gangway und den Boden Chereions. Dort duckte er sich in die Deckung, die der Rumpf ihm bot, und sah sich angestrengt um, die Hände an den Waffen.
    Nach ein, zwei Minuten ging er weiter. Ehrfurcht stieg in ihm auf.
    Eine Brise wisperte, vor Kälte und Trockenheit scharf wie eine Klinge. Sie trug den Eisengeruch ungezählter Meilen von Sand und Staub mit sich. An einem wolkenlosen violetten Himmel stand die Nachmittagssonne, größer als Sol über Terra, röter und trüber als die Sonne über Diomedes; wenn Flandry die Augen zusammenkniff, konnte er sekundenlang direkt hineinblicken, ohne geblendet zu sein, und durch seine Wimpern monströse dunklere Flecken und Strudel an ihrer Oberfläche ausmachen. Sie würde erst in vielen Stunden untergehen, der alte Planet drehte sich so müde.
    Die Schatten lagen lang und purpurn über den Dünen, die sich wellig in Zimt und Ocker zum nahen Horizont erstreckten. Hier und da stand der zernagte Stumpf einer Bergspitze, blaugrau von Mineralfarben, oder eine Schlucht spaltete eine schroffe Wand, über der vielleicht einmal ein Gebirge aufgeragt hatte. Die fernere Wüste wirkte genauso ausgestorben. Rings um die Stadt wuchsen, weit voneinander getrennt, niedrige Büsche, deren Blätter in allen Regenbogenfarben glitzerten, als bestünden sie aus Kristall. Die Stadt selbst stand auf einem Sockel aus Fundamenten, die weit in die Tiefe gereicht haben mussten, als sie errichtet wurde, bis im Verstreichen der Zeitalter die Landschaft ringsum erodierte.
    Die Stadt – sie war kein gigantisches Durcheinander wie auf Terra oder Merseia; nichts auf Chereion war so. Sie bildete eine Ellipse von etwa zehn Kilometern größter Ausdehnung, auf eine perfekte Art proportioniert, die Flandry von weitem erkannt hatte, ohne es zu bemerken. Die Gebäude am Stadtrand waren nur eingeschossig und mit schlanken Kolonnaden versehen; hinter ihnen erhoben sich die nächsten immer höher, bis schließlich in Gestalt schlanker, aufstrebender Türme ein Höhepunkt erreicht wurde. Nur wenige Fenster unterbrachen die Harmonie der schillernden Farben, das Zusammenspiel der geometrischen Formen, das Visionen einer vielfach gewölbten Unendlichkeit wachrief. Das Herz lief ihm auf den Linien und Bögen nach oben, bis der gesamte Anblick zu einer unhörbaren Musik wurde.
    Stille … nur der Wind regte sich oder murmelte.
    Eine Zeit jenseits der Zeit verstrich.
    » Milostiv Bog« , hauchte Lieutenant Vymezal, »sehen wir vor uns den Himmel?«
    »So ist der Himmel leer?«, fragte ein anderer Mann genauso leise.
    Flandry befreite sich aus der Verzückung, riss seine Aufmerksamkeit los, sah seine Männer an, suchte nach dem Zweck seines Hierseins in den langweiligen, vertrauten Formen ihrer Panzerung, der Waffen und Handgranaten, die sie trugen. »Finden wir es heraus.« Seine Stimme klang ihm barsch und laut in den Ohren. »Dies ist eine größere Gemeinde, und soweit ich feststellen konnte, eine typische.« Nicht dass sie alle gleich wären. Jede ist ihr eigenes Lied. »Wenn sie aufgegeben worden ist, können wir annehmen, dass es bei allen so ist.«
    »Weshalb sollten die Merseianer sie beschützen, wenn es nur … Relikte sind?«, fragte Vymezal.
    »Vielleicht tun sie es nicht.« Flandry sprach in sein Minikom. »Chives, beim ersten Anzeichen von etwas Ungewöhnlichem hebst du ab. Eröffne nach eigenem Ermessen den Kampf. Ich nehme an, wir können auch von innerhalb der Stadt Funkkontakt halten. Wenn nicht, bitte ich dich vielleicht, in die Schwebe zu gehen. Erhältst du noch ein
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