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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Autoren: Poul Anderson
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»Und Terra nimmt uns wieder auf! Dann gehören wir wieder zur Menschheit!«
    Während die Tebtengri diese Erkenntnis bejubelten und mit Freudentränen feierten, rauchte Flandry bedächtig seine Zigarette zu Ende. Es muss sie schließlich nicht korrumpieren, dachte er. Nicht allzu sehr jedenfalls. Es gäbe einen kleinen Flottenstützpunkt, einen kaiserlichen Residenten oder Gouverneur und einen Zwangsfrieden zwischen den Stämmen. Davon abgesehen konnten sie leben, wie sie wollten. Das Imperium verschwendete seine Zeit nicht mit Missionieren. Was die Altaianer an Freiheiten auf ihrer Welt einbüßten, erlangten ihre jungen Leute dadurch zurück, dass ihnen der Weg zu den Sternen offenstand. Das stimmte doch, oder? Oder?

 
VIII
     
    Juchi der Schamane, über den sämtliche anwesenden Häuptlinge miteinander verbunden waren, sagte in einem durchdringenden Flüstern: »Lasst uns schweigen. Wir müssen abwägen, wie es sich bewerkstelligen lässt.«
    Flandry wartete, bis sich die Männer gesetzt hatten. Dann bedachte er sie mit trübseliger Miene. »Das ist eine gute Frage«, sagte er. »Die nächste Frage bitte.«
    »Die Beteigeuzer …«, brummte Toghrul.
    »Das bezweifle ich«, erwiderte ein anderer Gur-Khan. »Wenn ich Oleg der Verdammte wäre, würde ich jeden einzelnen Beteigeuzer von einem Wächter begleiten lassen, und ebenso jedes Raumschiff, bis die Gefahr vorüber ist. Ich würde jeden Handelsartikel, jeden Pelz, jedes Leder, jeden Rauchstein inspizieren, eher er geladen werden darf.«
    »Oder Merseia sofort benachrichtigen«, sagte ein anderer bebend.
    »Nein«, entgegnete Flandry. »Da steht nichts zu befürchten. Wir können davon ausgehen, dass Merseia nichts Riskantes unternimmt, ehe zweifelsfrei feststeht, dass Terra von dem Projekt gehört hat. Merseia unternimmt anderswo zu viele andere Anstrengungen.«
    »Außerdem«, merkte Juchi an, »wird sich Oleg Yesukai vor ihnen nicht zum Gespött machen wollen, indem er um Hilfe jammert, weil hier im Khrebet ein einziger Flüchtling los ist.«
    »Außerdem weiß er«, warf Toghrul ein, »wie unmöglich es ist, solch eine Nachricht vom Planeten zu schmuggeln. Die Stämme, die nicht dem Schamanat angehören, mögen die Tyrannei der Yesukai vielleicht nicht, aber uns, die wir ihren albernen Propheten verspotten und mit dem Eisvolk verkehren, misstrauen sie noch viel mehr. Selbst angenommen, einer von ihnen würde wirklich für uns eine Tierhaut brennen oder einen Brief in einen Pelzballen stecken, und angenommen, Olegs Inspekteure übersehen es, könnte die Fracht monatelang auf ein Schiff warten und dann noch einmal monatelang in beteigeuzischen Lagerhäusern liegen.«
    »Und so viele Monate bleiben uns wohl nicht, ehe Oleg euch überrennt und die Merseianer eintreffen wie geplant«, fügte Flandry hinzu.
    Eine Weile hörte er schweigend zu, wie die Männer verzweifelt undurchführbare Pläne schmiedeten. Es war heiß und drückend im Raum. Plötzlich konnte er es nicht mehr ertragen. Er stand auf. »Ich brauche frische Luft und eine Möglichkeit nachzudenken«, sagte er.
    Juchi entließ ihn mit ernstem Nicken. Arghun sprang wieder auf. »Ich komme mit«, verkündete er.
    »Wenn der Terraner deine Gesellschaft wünscht«, erwiderte Toghrul.
    »Aber sicher, aber sicher«, stimmte Flandry geistesabwesend zu.
    Er ging zur Tür hinaus und stieg eine kurze Leiter hinunter. Bei der Kibitka, in der sich die Häuptlinge trafen, handelte es sich um einen großen, gedeckten Wagen, dessen Kasten als nüchternes Wohnquartier ausstaffiert war. Wie auf allen größeren und langsameren Wagen befanden sich auf seinem Dach die flachen schwarzen Platten eines Solarkollektors, die Krasna zugewandt waren und eine Akkumulatorenbank luden. Durch diese Dächer wirkte die wandernde Stadt, die sich über die Hügel ausbreitete, wie ein Rudel futuristischer Schildkröten.
    Das Khrebet war kein hoher Gebirgszug. Von Wasserrinnen durchfurchte Hänge liefen, graugrün von Dornbüschen und gelb von trockenem Gras, einer Eiskappe im Norden zu. Von ihr wehte ein kalter Wind herab, der Flandry umheulte; der Terraner zog sich den Mantel, den man ihm hastig auf seine Körpermaße umgenäht hatte, enger um die Schultern. Der Himmel war blass, und die Ringe standen fahl und tief im Süden, wo die Hügel sich zur Steppe verloren.
    So weit Flandry sehen konnte, erstreckten sich die Herden der Mangu Tuman unter den wachsamen Augen von Jungen auf Varyaks. Die Herden bestanden keineswegs aus Rindern.
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