Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
sensorische oder sexuelle Funktion. Im Großen und Ganzen wirkte der Fremde ästhetisch ansprechend und hinreichend exotisch, um Neugier zu wecken, gleichzeitig aber auch vertraut genug, um attraktiv zu wirken.
    Das Problem war nur, dass Flandry nicht in Stimmung war, sich angesprochen zu fühlen. Stirnrunzelnd inspizierte er den Aufzug seines Gegenübers. Er bestand aus einem bunt gemusterten Kilt und Tunika, Brustharnisch und einem Helm aus einer rötlichen Legierung sowie ledernen Schnürstiefeln. Am Gürtel hingen ein mörderisch wirkender Langdolch und zwei verschrumpelte rechte Hände, die wahrscheinlich einmal Feinden gehört hatten. Ein Barbar!, begriff Flandry.
    Der Wächter winkte ihn zurück, nahm ein Horn, das an einem Schulterriemen über seiner Schulter hing, und blies einen langgezogenen, jaulenden Ton. Purer Pomp, dachte Flandry; wer Raumschiffe bauen oder kaufen kann, hat auch Interkoms. Alte Bräuche hielten sich jedoch lange, insbesondere, wenn ein Volk über Nacht moderne Technik in die Finger bekam.
    Was viel zu vielen gelungen ist, sinnierte Flandry grimmig. Einmal wäre schon einmal zu oft gewesen, und so, wie es ist … Na ja, es überrascht mich nicht, dass ich von diesen Burschen noch nie gehört habe; ihre Existenz an sich ist die böse Überraschung.
    Niemand konnte die Abertausende von intelligenten Spezies im Kopf behalten, über die das Terranische Imperium die Vorherrschaft beanspruchte – ganz zu schweigen von den Sophonten im Einflussgebiet anderer sternenfahrender Zivilisationen wie den Ythrianern und Merseianern. Der Großteil war unbekannt, primitiv nach den Maßstäben der Sternenreisenden, und wenn sie je besucht wurden, dann nur selten; ihre Gefolgschaft bestand nur dem Namen nach. Im Laufe der Jahrhunderte konnte sich bei ihnen Merkwürdiges entwickeln, ohne dass die angrenzenden Welten es bemerkten. Und das erforschte All war nur ein winziger Splitter im äußeren Teil eines Spiralarms einer Galaxie mit weit über hundert Milliarden Sonnen.
    Außerhalb des Imperiums verebbte das Wissen rasch. Dennoch hatte es gelegentlich Kontakt mit den Bewohnern der galaktischen ›Wildnis‹ gegeben. In den Tagen der alten Polesotechnischen Liga waren abenteuerlustige Händler weit vorgestoßen und hatten, was ihre Handelsware anging, nicht immer große Skrupel bewiesen. Auf diese oder eine andere Weise waren einzelne Eingeborene zu fortschrittlichen Planeten vorgedrungen und hatten manchmal umwälzende Kenntnisse mitgebracht. Oft wurden diese Informationen sogar an andere Spezies weitergereicht.
    Aus diesen Gründen war es wenig verwunderlich, wenn hier und da Kulturen aufstiegen, die zwar Sternenschiffe und Atomwaffen besaßen, mit diesen neuen Spielzeugen aber die uralten Spiele trieben. Während der Schweren Zeit hatten barbarische Plünderer entsetzlich gehaust. Auf lange Sicht betrachtet hatte die damals allgemein übliche Praxis, rivalisierende Barbaren als Söldner anzuheuern, die Lage nur schlimmer gemacht. Nachdem das Imperium die Pax Terrania gebracht hatte, pflegte es von Überfällen und Eroberungsversuchen innerhalb seines Machtgebiet abzuraten – mit tödlichen Folgen. Lange war es in den Marken ruhig gewesen. Jetzt aber degenerierte das Imperium und verließ sich immer mehr auf angeworbene nichtmenschliche Kämpfer; allmählich entglitten ihm die Grenzsterne – so etwas sprach sich schnell herum, und moderne Bukaniere gingen immer größere Wagnisse ein …
    Von Barbaren konnte man sich freikaufen, sie gegeneinander ausspielen oder sie durch gelegentliche Strafexpeditionen einschüchtern. Doch falls eines Tages eine dominante Barbarenspezies unter einem starken Anführer ein starkes Bündnis zuwege bringen sollte – dann vae victis! Selbst wenn das Imperium ihn besiegte, hätte er vorher katastrophale Schaden angerichtet. Vae victoris!
    Flandry zügelte sein Brüten. Schritte hallten auf dem Gang. Eine Minute später trat eine Gruppe von Fremdwesen in die Kabine, sieben Krieger und ein Häuptling.
     
    Der Anführer überragte den Gefangenen um Haupteslänge, der für einen Terraner überdurchschnittlich groß war. Er hatte blassblaue Augen und trug darüber ein goldenes Diadem aus drei ineinander verschlungenen Schlangenleibern. Obwohl es töricht war, nach solch kurzer Bekanntschaft zu versuchen, Gesichtsausdrücke zu interpretieren, ging Flandry, als er die Miene des Anführers sah, eine Zeile aus der fernen Vergangenheit durch den Kopf: › … der herrische Mund,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher