Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen
Autoren: Administrator
Vom Netzwerk:
Lorcan war davon ausgegangen, dass sein Freund das Festival längst verlassen hatte, doch er stand hilflos am selben Platz, an dem sie ihn zurückgelassen hatten. Die drei Becher in seiner Hand waren leer. Er hatte das Bier selbst getrunken. Lorcan glaubte nicht, dass er ihnen abnahm, er hätte an der falschen Stelle auf sie gewartet und sie wären die ganze Zeit auf der Suche nach ihm gewesen. Aber Gavin schwieg, wie er es immer tat, und drückte Kimora so verzweifelt an sich, dass Lorcan übel wurde vor Schuldgefühlen und er sich verabschiedete.
    Dieses verbotene Abenteuer lag inzwischen zwei Wochen zurück. Er hatte gedacht, dass er Kimora vergessen würde, da seine Lust gestillt war, aber sie ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Nun, da er sie erneut umarmte, sie schmeckte  und roch, brannte das Verlangen in ihm noch intensiver als zuvor. Wohin sollte das führen? Egal, was er tat, er würde verlieren - entweder Gavin oder Kimora.
    Sie löste sich aus der Umarmung, drehte sich zu ihm herum und hob die Kaffeetasse auf Brusthöhe an, ohne zu trinken, wie eine Art Schutzschild. Entschuldigend lächelte sie, doch in ihrem Blick lag Bedauern.
    „Ich sollte mit dir zu der Vernissage gehen“, sagte er kämpferisch und legte die Hände an ihre Taille.
    Sie streichelte über die kleine Erhebung seines Bizeps. „Du gehst doch lieber trainieren als zu Kulturveranstaltungen.“
    Bisher hatte er es immer als Pluspunkt angesehen, dass er der Sportliche war, während Gavin lieber ein Buch las oder ins Theater ging, doch jetzt kam es ihm wie ein Makel vor.
    Ihre Fingerspitzen glitten über seinen Brustkorb und reizten beiläufig seine Nippel durch den Stoff. Doch dann nahm sie die Hand weg und nippte am Kaffee. „Wenn Gavin uns erwischt, flippt er aus.“
    „Ausflippen, er?“ Lorcan schnaubte. „Niemals. Er macht seinem Ärger nie Luft.“
    „Du hast keine Ahnung, wie er wirklich ist.“ „Entschuldige bitte, aber ich kenne ihn schon über zehn Jahre länger als du.“
    „Du hast allerdings nie mit ihm zusammengelebt“, gab sie zu bedenken und zwinkerte. „Daheim verhalten sich die Menschen immer anders. Gavin ist sehr eifersüchtig, doch er würde das nie jemandem zeigen außer mir.“
    Sein Daumen kreiste über ihren Bauch. „Eifersüchtig habe ich ihn noch nie erlebt.“
    „Er war auch noch nie so verliebt wie in mich, sagt er zumindest.“ Sie stellte die Tasse ab und griff nach ihrer Handtasche.
    Hatte Gavin ihr nach dem Crescent City Blues and Barbecue Festival eine Szene gemacht? Ahnte er, dass sie mit Lorcan mehr als nur getanzt hatte? Hatte Gavin ihr jemals wehgetan? „Was willst du damit andeuten?“
    „Gar nichts.“ Bevor Kimora fortfahren konnte, schwang die Tür auf, und Gavin erschien.
    Sofort trat Lorcan einen Schritt zurück, aber noch immer stand er zu dicht bei ihr.
    Gavins Blick glitt zwischen ihnen hin und her. Seine Miene war so neutral wie während einer Geschäftsverhandlung. Seine Finger glitten in seinen Haifischkragen und zogen ihn von seinem Hals weg, als wäre er nun, da er eine Krawatte trug, zu eng. Oder war ihm heiß ? Er öffnete seine Anzugjacke, obwohl die Klimaanlage auf Hochtouren lief. Schließlich zog er die Mundwinkel nach oben, doch Lorcan war nicht erleichtert, denn ihm fiel auf, dass das Lächeln nicht seine Augen erreichte.
    Gavin hielt Kimora seinen Arm hin. „Mrs. Buckley, darf ich Sie zu Ihrer Vernissage begleiten? Die Gäste warten bestimmt schon auf den Star des Abends, die Malerin höchstpersönlich.“
    „Es wäre mir eine Ehre, Mr. Buckley.“ Elegant hakte sich Kimora bei ihm ein und ließ sich von ihm hinausgeleiten. Ein letztes Mal sah sie zu Lorcan zurück, geradezu ängstlich. Fürchtete sie sich davor, dass Gavin erfuhr, was auf dem Festival passiert war, und sie verließ? Oder vor seiner Rache?
    Gleichsam besorgt wie sehnsüchtig nahm Lorcan Kimoras Kaffeetasse und presste seinen Mund auf die Stelle, wo ihre Lippen das Porzellan berührt hatten.

5. KAPITEL
    August dieses Jahres
    Waggaman, Shotgun House
    Ein Wassertropfen löste sich aus Lorcans Haar. Er fiel auf seine muskulöse Brust, rann seinen Bauch hinab, bis das Handtuch um seine Hüften ihn aufsaugte. Amy träumte mit offenen Augen davon, mit ihrer Zunge eine ebenso feuchte Spur auf Lorcans Oberkörper zu hinterlassen. Sie schluckte schwer.
    Obwohl er seinen Bart in Form gebracht hatte und sein Schopf nicht mehr nach Grunge-Look aussah, wirkte er keineswegs wie ein gezähmter Löwe. Ein Paket aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher