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Flammenpferd

Flammenpferd

Titel: Flammenpferd
Autoren: Susanne Kronenberg
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überraschend.
    „Nun ja, ich mag die alten Häuser und die Atmosphäre in der Altstadt ausgesprochen gern“, erklärte Hella verwundert. „Aber was habe ich mit deiner Diplomarbeit zu tun?“
    Swantje trat einen Schritt beiseite, weil Bonita einen langen Hals machte. Melia hatte damit begonnen, die Futtereimer mit Hafer zu verteilen. „Ich suche nach einer Möglichkeit zum Reiten und habe mich in Hameln nach Ställen umgehört. Dabei fiel der Name Reinckehof. Als mir mein Freund eine Reise schenken wollte und ich deswegen im Reisebüro war, buchte dort eine Frau einen Flug auf deinen Namen. Sie erzählte von einem empfehlenswerten portugiesischen Reiterhof. Ich hatte vorher keine Idee, wohin ich fahren sollte. Also habe ich mir die Adresse geben lassen, und nun bin ich hier.“
    Sie schaute Hella an, als erwarte sie eine begeisterte Zustimmung. Hella wusste nicht, was sie von dieser spontanen Art der Urlaubsbuchung halten sollte. Sie wandte sich lieber Melia zu und nahm den Futtereimer entgegen. Bonita schob sofort den langen Schädel hinein, und Hella machte sich daran, das Sattelzeug fort zu tragen. Als sie zu Bonita zurückkehrte, hatte Swantje sich zu Eva und Karin begeben. Doch kaum führte sie die Stute gemeinsam mit den anderen zur Weide, schloss Swantje sich ihr an und verwickelte sie in ein Gespräch. Hella hätte lieber eine Weile geschwiegen und den Pferden zugesehen. Sie hörte nur mit halbem Ohr hin. Immerhin bekam sie mit, dass Swantje in Delft Architektur und Städtebau studierte.
    „Wieso studierst du in Holland?“ fragte sie, ohne die Blicke von Bonita zu lassen, die sich nach einigen Happen Gras zum Wälzen entschlossen hatte und grunzend mit den Vorderbeinen einknickte. „Du bist doch Deutsche, oder nicht?“
    Swantje wippte ungeduldig auf den Zehenspitzen. „Ich stamme aus Hamburg wie mein Freund. Aber er lebt schon seit Jahren in Amsterdam, und ich will in seiner Nähe sein.“
    Hella war sich inzwischen absolut sicher, diese Swantje nicht zu mögen. Trotzdem wollte sie höflich bleiben. „Ist dein Freund Architekt?“
    „Nein, nein“, wehrte Swantje ab. „Er ist Geschäftsmann.“
    Über die Art seiner Geschäfte ließ sie sich nicht aus. Stattdessen plapperte sie munter weiter über ihre Diplomarbeit. Hella sann derweil darüber nach, wie es an einem Tisch für sechs Personen zu schaffen wäre, einen Platz so weit wie möglich von Swantje entfernt zu ergattern. Als sie zum Gästehaus hinunter gingen, tappte Swantje ihr nach wie ein Hündchen. Auf der Veranda wurde sie zum Glück von Uschi in Empfang genommen, die ihr wie jedem neuen Gast das Haus zeigen wollte.
    Hella nutzte die Pause bis zum Mittagessen, um auf dem Reinckehof anzurufen. Sie ging auf die kleine Terrasse hinter ihrem Zimmer und setzte sich in einen Korbsessel. Vor ihr breitete sich das Tal aus. Der steile Hang am Horizont wurde von einer Reihe himmelwärts strebender Eukalyptusbäume gekrönt.
    Jette war sofort dran und fragte, ob Hella gut angekommen wäre.
    „Ich bin sogar schon ausgeritten“, lautete Hellas fröhliche Antwort.
    „Welches Pferd hattest du?“, wollte Jette sofort wissen.
    „Bonita!“
    „Oh, die Schöne!“ Jette lachte leise. „Pass auf, sie springt über jeden Graben. Auch wenn er so breit ist, dass die anderen Pferde die Böschungen runter und rauf klettern.“
    „Danke für die Warnung. Wie geht es bei euch?“
    „Alles in Butter, mach dir keine Sorgen. Die Pferde sind putzmunter.“
    Ihre Worte sollten beruhigend klingen, aber Hella merkte Jettes Tonfall an, dass etwas nicht stimmte. „Du verheimlichst mir etwas, Jette. Ist einem der Fohlen was zugestoßen? Oder hat es mit Melody zu tun?“
    „Nein, nein, die Jungs sind in Ordnung, und Melody geht es bestens. Es ist nur ... eigentlich wollte ich dich damit nicht behelligen. Wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten.“
    „Jette, bitte!“
    Jettes Seufzer klang durch das Telefon seltsam blechern. „Also gut. Heute Vormittag hat sich ein merkwürdiger Typ bei uns herum getrieben. Er muss zu Fuß gekommen sein, jedenfalls hat auf dem Hof kein fremdes Auto gestanden. Ich bin ihm begegnet, als er aus der Scheune geschlichen kam.“
    „Aus der Scheune! Dort hat kein Fremder etwas zu suchen!“
    „Darauf habe ich ihn sofort angesprochen! Er wirkte, als fühlte er sich ertappt, und hat sich damit heraus geredet, er suchte für seine Freundin eine Reitgelegenheit. Ich habe ihm gesagt, dass bei uns nur Privatpferde stehen, und ihn
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