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Flammenpferd

Flammenpferd

Titel: Flammenpferd
Autoren: Susanne Kronenberg
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berichtete Uschi, als sie an einer Wiese entlang ritten, auf der die ersten Frühlingsblumen blühten. Selbst kleine Flüsse wären kein Hindernis, wenn der heiße Wind die Flammen anheizte.
    Ein Feuer auf dem Hof! Das ist eine der schlimmsten Bedrohungen, die sich ein Pferdebesitzer ausmalen kann, dachte Hella beunruhigt. Eine durchaus reale Gefahr, überlegte sie, als ihr einfiel, dass der Vater ihres Jugendfreundes Thies bei dem Brand seiner Scheune ums Leben gekommen war. Nein, auch auf dem Reinckehof zu Hause in Hameln wäre ein Feuer nicht auszuschließen. Ob aus Unachtsamkeit, aufgrund veralteter Stromleitungen oder durch zu nass eingefahrenes Heu, das beim Gären eine enorme Hitze bilden und sich selbst entzünden konnte. Es gab erschreckend viele Möglichkeiten. Sogar Brandstiftung musste man in Betracht ziehen! Doch die Vorstellung, ein Mensch würde aus purer Bosheit einen Pferdestall in Brand setzen, erschien ihr so abwegig, dass sie diese Gefahr als die geringste betrachten wollte.
    Ein frischer Trab lenkte sie von diesen beklemmenden Gedanken ab. Sie hatten die Talsenke erreicht und folgten im Gänsemarsch dem Lauf eines stillen Flusses. Mit seinen sanften Biegungen und den von Erlen und Hecken gesäumten Ufern erinnerte er Hella an die Hamel, die sich an den Pferdeweiden des Reinckehofs entlang schlängelte. Eine Furt führte hindurch, und die Pferde senken die Nasen zum Trinken hinab und schlugen sich mit den Vorderbeinen das Wasser unter den Bauch, bevor es auf der anderen Seite im gesetzten Galopp weiterging.
    Als die weißen flachen Gebäude des Reiterhofs in Sicht kamen, saßen alle Reiter auf Uschis Bitte ab und lockerten die Sattelgurte, um die Pferde auf dem letzten Kilometer nach Hause zu führen. Bonita schnaubte und blieb stehen. Hella wartete ab und sah zu, wie sich das Pferd – auf drei Beinen balancierend – mit der Spitze des Hinterhufs ausgiebig am Hals kratzte. Die anderen zogen vorbei. Robert kommentierte Bonitas Verrenkungen mit einem Grinsen. Endlich war Bonita zufrieden, brummte und schüttelte die gelbe Mähne. Mit dem Pferd am langen Zügel, schlenderte Hella hinter den anderen her. Jette hat nicht übertrieben, erkannte sie bester Laune. Hier kann man wunderbar Urlaub machen.
    Auf dem Hof wurden sie von dem pummeligen Labrador Billi in Empfang genommen, der es für seine Pflicht hielt, jeden einzelnen Rückkehrer einschließlich der Pferde mit einem würdevollem Wedeln zu begrüßen. Hella bemerkte zwei junge Frauen. Die eine, Melia, eilte trotz ihres freien Tages herbei und half, die Pferde zu versorgen. Die andere, die Mitte zwanzig sein mochte und ihre blonden Haare sorgfältig zu einem Pferdeschwanz hoch gebunden hatte, nahm neugierig die Pferde in Augenschein. Mit abschätzendem Blick kam sie zu Hella herüber und tätschelte Bonitas Hals, als Hella den Sattel abnahm.
    „Wie sind die Reitpferde hier?“, fragte sie und blinzelte gegen Sonne. Die schicke Sonnenbrille saß nutzlos auf dem blonden Haarschopf. „Hoffentlich nicht die typischen Verleiher. Für abgestumpfte Gäule lege ich mein Geld nicht hin.“
    Eine Geringschätzigkeit gegenüber Tieren reizte von jeher Hellas Widerspruch. „Wer sich über abgestumpfte Pferde beschwert, sollte sich fragen, warum das so ist“, sagte sie säuerlich und legte den Sattel außerhalb der Reichweite der Stute über die Anbindestange. „Hier bekommt jeder das Pferd, das zu ihm passt.“
    Der Seitenhieb kam falsch an.
    „Du hast bestimmt eins der besten Pferde gekriegt“, säuselte die Blonde. „Du sollst ja ’ne tolle Reiterin sein.“
    „Wer sagt das?“, fragte Hella verblüfft und auf die Gefahr hin, dass die junge Frau sich nur einschmeicheln wollte.
    Das Mädchen zeigte mit dem Daumen hinter sich. „Die beiden Frauen dort drüben sagen das. Sie sind schwer beeindruckt von deinem Sitz.“
    Dann stellte sie sich vor. „Ich bin Swantje von Berner.“
    Die angebliche Bekanntschaft also. Hella konnte weder mit dem Gesicht, noch mit dem Namen etwas anfangen. „Bernd Klinghöfer hat mir erzählt, dass du nach mir gefragt hattest. Wieso? Ich wüsste nicht, dass wir uns kennen.“
    Swantje lächelte. Ihr breiter Mund war hellrot geschminkt. „Stimmt, wir kennen uns nicht persönlich. Aber ich habe von dir gehört. Ich werde für ein paar Wochen in Hameln wohnen, wenn auch nur vorübergehend. Ich arbeite dort an meiner Diplomarbeit. Interessiert du dich für die Altstadtsanierung?“
    Die Frage kam ziemlich
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