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Flammenpferd

Flammenpferd

Titel: Flammenpferd
Autoren: Susanne Kronenberg
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Nun jagte sie mit kraftvollen Galoppsprüngen über einen schmalen gewundenen Weg, vorbei an sanft gewelltem Weideland, auf dem in weitem Abstand knorrige Korkeichen wuchsen. Das Tempo war frisch, und die Strecke zog sich hin, und noch immer griff Bonita weit aus und setzte dicht hinter dem flinken Fuchs her, auf dem Uschi die Gruppe anführte. Hella trat die Bügel fest aus und presste die Knie an den Sattel, als wenige Pferdelängen voraus der Fuchs mit einem hohen Satz über einen umgefallenen Baumstamm flog, und gleich darauf Bonita den Sprung anzog und auch schon drüber war und im gleichen schnellen Rhythmus voran galoppierte. Über die Schulter warf Hella einen Blick nach hinten. Die vier nachfolgenden Reiter hatten kaum an Abstand verloren, und gerade sprang Inas kompakter Schimmel über den Baumstamm hinweg. Ina hatte vorsorglich in die Mähne gegriffen und kam heil drüber. Inzwischen stieg der Weg deutlich an. Die Pferde galoppierten unermüdlich weiter, bis sie eine karge Anhöhe erreichten. Hoch oben auf der Kuppe lenkte Uschi ihr Pferd in einen weiten Linksbogen und nahm es in den Schritt zurück. Hella lehnte sich ein wenig zurück, legte die linke Wade eine Spur deutlicher an den Pferdebauch, und sofort reagierte Bonita. Sie verkürzte den Galopp und beschrieb eine exakte Zirkellinie. Als sich Hella nun ganz in den Sattel setzte, hielt die Stute prompt aus dem Galopp an und schob dabei die Hinterhand unter wie ein Westernpferd. Hella strich ihr über den Mähnenkamm. Bonita schnaubte und rieb sich die Nüstern am Vorderbein. Ihr Atmen ging kaum schneller, und am Hals zeigten sich nur Spuren von Schweiß.
    Uschi hatte ihren Fuchs angehalten. Sie blickte zu Hella hinüber.
    „Bist du zufrieden mit deinem Reitpferd?“, fragte sie lächelnd.
    Hella nickte und erklärte fröhlich: „Meine Melody ist bestimmt keine Schlafmütze. Aber ich bezweifle, dass sie nach diesem Tempo noch so frisch wäre wie Bonita.“
    Die Stute hob den Kopf und schaute aufmerksam in das Tal hinunter, in dem sich der Sandweg, den sie herauf galoppiert waren, wie ein rotes Band durch das grüne Hügelland zog. Ein sanfter Schenkeldruck, und sie wäre aus dem Stand angaloppiert. Auch die anderen Pferde machten nicht den Eindruck, als wären sie vom Galoppieren besonders angestrengt. Ruhig standen sie beieinander und warteten das weitere Geschehen ab. Ihre Reiter wirkten weniger gelassen. Inas Wangen glühten, als sie begeistert erzählte, wie beherzt sie den Sprung gemeistert hatte. Ihr Mann Robert, der sich selbst als typischen Hallenreiter bezeichnet hatte, blickte nicht weniger stolz in die Runde. Die beiden Freundinnen – Eva und Karin – strahlten um die Wette.
    Uschi schmunzelte. „Ich wusste, es wird euch gefallen. Mit Anfängern in der Gruppe kann ich nicht so zügig reiten.“
    Im lockeren Schritt ging es weiter. Bald bog die Reitergruppe in einen Fahrweg ein, der sich an einen Hang schmiegte und leicht bergab führte. Hella reihte sich neben Uschi ein. Sie gab Bonita, die grunzend den Hals streckte, die Zügel hin und genoss den Ausblick. Im Tal wuchsen Korkeichen, die zur Ernte regelmäßig geschält wurden, wie Uschi ausführlich erklärte, und uralte buschige Steineichen. Und etwas anderes fiel Hella auf.
    „Dieser Wald aus riesigen Bäume dort hinten?“, fragte sie neugierig und erklärte, er wirkte fremd in der Landschaft.
    Uschi stimmte ihr zu. „Das ist Eukalyptus. Davon gibt es inzwischen endlose Monokulturen. Die Bäume wachsen schnell und bringen viel Geld.“
    Bonita schlug einen Bogen, um einer flachen Steinplatte auszuweichen, und als sie wieder auf der Höhe von Uschi ritt, fragte Hella: „Wofür braucht man das Holz?“
    „Alles für die Papierindustrie“, erklärte Uschi. „Es ist ein lohnendes Geschäft für wenige, und die Folgen für die Umwelt sind verheerend. Die Bäume brauchen extrem viel Wasser. Sie saugen das Grundwasser auf wie Schwämme, und sie brennen wie Riesenfackeln. Jeden Sommer gibt es heftige Brände in Portugal. Bisher ist unsere Gegend zum Glück verschont geblieben. Auch an unseren Hof grenzt ein Eukalyptuswald an. Ich darf gar nicht daran denken, was passieren könnte.“
    Nach den heftigen Regenfällen lagen weite Landstriche in tiefstem Grün und waren von Feuchtigkeit gesättigt. Im Sommer brannten die trockenen Sträucher und verdorrten Gräser wie Zunder. Bei einem Waldbrand spränge das Feuer von Baumkrone zu Baumkrone und wäre nur aus der Luft zu bekämpfen,
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