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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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es ihr leichter. Sie
     verzog das Gesicht, ließ dann die Flamme verlöschen und die unversehrte Zigarette in den Papierkorb fallen. |15| Die Packung und das Feuerzeug wanderten zurück in ihre Tasche. Sie schob sich ein zuckerfreies Pfefferminzbonbon in den Mund,
     um den Geschmack zu vertreiben.
    Das Zittern hatte sich gelegt, aber die Kopfschmerzen waren wieder da, tasteten buchstäblich ihren Schädel ab. Kate wünschte,
     sie hätte sich ihr Haar am Morgen nicht so straff zurückgebunden. Sanft knetete sie ihre Schläfen.
Ist es das wert?
    Als vor sechs Wochen das Angebot auf ihrem Schreibtisch gelandet war, ein Marketingkonzept für den Parker Trust vorzuschlagen,
     hatte sie sich ohne große Erwartungen darauf eingelassen. Der Trust war Spezialist für unauffällige Investitionen im Auftrag
     wohlhabender Klienten und verwandte gerade so viele Mittel auf «Förderungswürdige Zwecke» (in der Selbstdarstellung des Trusts
     waren beide Worte großgeschrieben), wie nötig war, um noch als wohltätige Einrichtung anerkannt zu werden. Kate hatte es überrascht,
     dass ihre Firma dem Trust überhaupt bekannt war, ganz zu schweigen davon, dass man Powell PR dort für eine langfristige, teure
     Kampagne in Betracht zu ziehen schien.
    Dann war sie erstaunlicherweise in die engere Wahl gekommen. Sie hatte sich noch nicht ganz von diesem Schock erholt, als
     sie herausfand, welche Firma außerdem im Rennen blieb und gegen wen sie also antreten musste.
    Von da an war die Herausforderung zu so gewaltiger Größe angewachsen, dass sie ihren ganzen Horizont ausfüllte. Clive witzelte,
     sie solle sich doch gleich ein Bett ins Büro stellen lassen, damit sie überhaupt nicht mehr nach Hause gehen müsse. Du bist
     doch nur glücklich, wenn du arbeitest, hatte er gesagt. Sie hatte gelächelt, aber hinter dem Lächeln war eine dunkle Woge
     der Panik aufgebrandet. |16|
Glücklich?
An diesem Abend hatte sie sich im Fitnessstudio gequält, bis ihre Muskeln schrien, hatte versucht, ihre Rastlosigkeit zu verbrennen
     wie Kalorien.
    Jetzt komprimierte sich die Wartezeit wie eine Ziehharmonika auf die allerletzten Stunden. Redwood, der Vorsitzende des Kuratoriums,
     hatte ihr gesagt, er werde ihr die Entscheidung des Trusts vor Mittag mitteilen. Ein Sieg würde finanzielle Sicherheit bedeuten,
     vielleicht sogar ein größeres Bürogebäude. Er würde den Ruf der Agentur untermauern und ihr den Weg zu größeren und besseren
     Aufträgen ebnen.
    Kate gestattete sich nicht, darüber nachzudenken, was eine Niederlage bedeuten würde.
    Sie bemerkte, dass sie ziellos auf ihrem Kugelschreiber herumklickte. Sie hielt inne, legte den Kuli weg und griff entschlossen
     nach der Mappe, die sie einige Minuten zuvor geöffnet hatte. Sie begann, darin zu lesen und sich Notizen zu machen, zuerst
     stockend, dann flüssiger. Aber alle paar Minuten verirrte sich ihr Blick zur Uhr an der Wand.
    Der Morgen verstrich langsam. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, versteifte sie sich, weil sie glaubte, es sei der Trust.
     Aber Fehlanzeige. Um fünf vor zwölf versuchte Kate nicht einmal mehr, so zu tun, als arbeite sie. Sie saß in der Stille ihres
     Büros, blickte zur Uhr und wartete auf den entscheidenden Anruf. Der zweite Zeiger kroch über das Zifferblatt und brachte
     die entscheidende Mittagsstunde immer näher. Kate sah zu, wie er mit den beiden anderen Zeigern zur Deckung kam. Alle drei
     Zeiger bildeten einen Augenblick lang einen einzigen, aufgerichteten Finger; dann tickte der zweite Zeiger gleichgültig weiter.
    Kate spürte, wie die Angst langsam von ihr abfiel und |17| einer schweren Enttäuschung Platz machte. Der Parker Trust war für seine beinahe zwanghafte Pünktlichkeit bekannt. Wenn sie
     den Wettbewerb für sich entschieden hätte, wäre sie mittlerweile benachrichtigt worden. Reglos saß sie am Schreibtisch, während
     ihr langsam zur Gewissheit wurde, dass sie gescheitert war. Es war nicht mehr nur eine von zwei Möglichkeiten, sondern eine
     Realität, der man sich stellen musste. Unvermittelt schüttelte sie sich.
Du hast den Auftrag also nicht bekommen. Es war nur eine Ausschreibung. Es wird weitere geben.
    Sie setzte sich aufrecht hin und schlug mit verbissener Miene wieder die Mappe auf, an der sie gearbeitet hatte.
    Das Telefon klingelte.
    Kate zuckte zusammen. Es klingelte noch einmal. Sie nahm den Hörer ab. «Ja?»
    Caroline meldete sich. «Da ist ein Anruf von Mr.   Redwood vom Parker Trust.»
    Obwohl sie wusste,

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