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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut
Autoren: Simon Beckett
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was er sagen würde, spürte Kate das Hämmern ihres Herzens. Sie räusperte sich. «Stell ihn durch.»
    Während die Verbindung hergestellt wurde, schien es in der Leitung häufiger zu klicken als gewöhnlich. Ein schwaches Summen
     drang an Kates Ohr. «Miss Powell?»
    «Guten
Nachmittag
, Mr.   Redwood.» Sie nahm sich heraus, die Tageszeit extra zu betonen, immerhin hatte Redwood sein Versprechen, sie vor Mittag anzurufen,
     nicht eingehalten.
    «Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass der Anruf so spät kommt. Mir ist klar, dass Sie erwartet haben, früher von uns
     zu hören.»
    Die Stimme vermittelte ein korrektes Bild von dem Mann. Ein Schotte. Dünn, trocken und humorlos. Clive |18| hatte ihn einen Pedanten genannt, und Kate war nichts zu seiner Verteidigung eingefallen.
    «Ja», sagte sie nur.
    «Das tut mir leid.» Es klang nicht sehr überzeugend. «Es ist unsere Geschäftspolitik, den erfolglosen Bewerber zuerst zu informieren»,
     fuhr er fort, «sozusagen, um ihn von seinem Elend zu erlösen, und es hat ein wenig länger gedauert, als wir erwartet hatten.»
    Es dauerte einen Augenblick, bis Kate klar wurde, was das zu bedeuten hatte. Mit einem Mal war sie vollkommen verwirrt. «Verzeihung   … Sie haben also mit CN B-Marketing gesprochen?»
    Sie vernahm Redwoods gereizten Seufzer am anderen Ende. «Vielleicht sollte ich nochmal von neuem beginnen. Ich freue mich,
     Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Ihre Bewerbung erfolgreich war. Das Kuratorium hat beschlossen, Ihrer Agentur die Betreuung
     unserer Werbekampagne anzubieten.»
    Kate hatte für einen Augenblick das Gefühl, zu schweben, körperlos zu sein. Draußen näherte sich der Klang einer Sirene und
     entfernte sich wieder.
    «Miss Powell? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?»
    «Nein! Nein, ich   …» Sie riss sich zusammen. «Ich freue mich. Vielen Dank.»
    «Ich möchte mich noch einmal für die Verzögerung entschuldigen.» Seine Stimme nahm einen missbilligenden Tonfall an. «Ich
     fürchte, CNB hat unsere Entscheidung leider nur widerstrebend akzeptiert. Die Person, mit der wir es zu tun hatten, erwies
     sich als ziemlich   … hartnäckig.» Er unterbrach sich. «Nun ja. Meinen Glückwunsch, Miss Powell. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihrer
     Agentur.»
    |19| Kate erwiderte irgendetwas – was, das wusste sie selbst nicht so genau. Sie kamen überein, sich einige Tage später zu treffen.
     Er legte auf. Sie lauschte eine Weile dem Wählton, bevor sie den Hörer wieder auf die Gabel legte. Von unten konnte sie das
     Summen eines Fotokopierers hören; irgendjemand brach in helles Gelächter aus. Sie starrte mit leerem Blick aus dem Fenster.
     Einen Moment lang dachte sie, der dunkle Fleck draußen sei eine Regenwolke. Dann fiel es ihr wieder ein.
    Nach einer Weile stand sie auf, um es den anderen zu erzählen.
     
    Der Bus hielt draußen vor den Läden, in der Nähe ihrer Wohnung in Fulham. Als sie ausstieg, kam ihr ein wenig verspätet zu
     Bewusstsein, dass sie es sich jetzt wahrscheinlich leisten konnte, von der U-Bahn -Station aus ein Taxi zu nehmen. Nun ja, die Macht der Gewohnheit. Sie ging in den asiatischen Supermarkt und kaufte sich
     eine Tüte Milch und ein Päckchen Reis. Nach einem Augenblick der Unentschlossenheit legte sie noch eine Flasche weißen Rioja
     in den Einkaufskorb.
    Auf dem Weg zu ihrer Wohnung – eine Viertelmeile vom Supermarkt entfernt – lag eine deutliche Kälte in der Luft. Bisher hatte
     der Frühling nur dem Kalender nach angefangen. Ein leichter Nieselregen setzte ein, und Kate beschleunigte ihre Schritte,
     hoffte, nach Hause zu kommen, bevor der Regen so heftig war, dass man einen Regenschirm brauchte. Beinahe wäre sie auf den
     Kinderhandschuh getreten, der am Rand einer Pfütze lag. Er war ein leuchtend roter Fleck auf dem schmutzig braunen Pflaster
     und konnte noch nicht lange dort gelegen haben, denn er sah immer noch neu und sauber aus.
    |20| Kate hob ihn auf und suchte die Straße nach dem Kinderwagen oder Buggy ab, aus dem er herausgefallen sein musste. Es war keiner
     zu sehen, daher hielt sie nach einer Mauer oder einem Fenstervorsprung Ausschau, um den Handschuh daraufzulegen. Aber es gab
     nichts dergleichen; sie konnte ihn lediglich wieder auf das schmierige Pflaster legen. Da es ihr widerstrebte, den Handschuh
     einfach fallen zu lassen, betrachtete sie das verlorene kleine Ding in ihrer Hand. Der Handschuh war nicht größer als ihr
     Handteller, und plötzlich musste
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