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Flaming Bess 09 - Die Erde

Flaming Bess 09 - Die Erde

Titel: Flaming Bess 09 - Die Erde
Autoren: Thomas Ziegler
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einen extra Starken aufbrühen. Verlassen Sie sich ganz auf den alten Harp.«
    Frust lächelte gekünstelt. Während Harp davonschlurfte, um den Blaukaffee zu holen, warf er einen Blick durch das Panoramafenster.
    Die G-Typ-Sonne stand hoch am strahlend blauen Himmel der Torwelt, und doch konnte man, obwohl es heller Tag war, das Dimensionstor deutlich erkennen: ein Strudel aus allen Farben des Regenbogens, der ein Viertel des Himmels bedeckte. Im Westen, am Rande der grauen Landefläche des Raumhafens, breitete sich die Stadt der Gaukler wie ein bunter Flickenteppich aus Zelten, Buden, Marktplätzen, Gassen und Viehpferchen aus — eine von vielen Zonen, in denen von humanoiden Robotern Szenen aus der Geschichte der Erde nachgestellt wurden.
    Mit dem Ende der sechs Elektrischen Ritter war auch das Ende der Roboter in den historischen Zonen gekommen, aber der farbenprächtige Wirbel des Dimensionstors verriet, daß die wichtigsten technischen Einrichtungen des Planeten noch funktionierten.
    Wenn man genau hinsah, konnte man sogar das diffuse rote Netzwerk des Landegitters erkennen, ein Gespinst aus energetischen Feldlinien, das die NOVA STAR wie ein Kokon umhüllte.
    Harp brachte den Blaukaffee, und Frust trank ihn mit kleinen Schlucken. Die Klimatechniker verließen das Casino; nur das Liebespärchen blieb.
    Frust sah auf den Zeitmesser seines Multifunktionsarmbands und stand abrupt auf. Der entscheidende Moment war gekommen — er durfte nicht länger zögern. Er winkte dem Keeper zu und trat hinaus auf den Korridor.
    Mit einem verstohlenen Blick über die Schulter überzeugte er sich davon, daß niemand ihm folgte, dann ging er den Korridor entlang, bog in den nächsten Seitengang ein, durchquerte den Kabinentrakt, der die Luv- von der Zentralsektion trennte, und erreichte schließlich einen abgelegenen Korridor, der an einer massiven Stahltür endete. An der Tür war in Augenhöhe ein schlichtes Messingschild angebracht:
     
    LASSAN LASSANER
    Haute Couturier
     
    Frust atmete tief durch.
    Er horchte einen Moment, trat dann auf die Tür zu, und sie glitt automatisch zur Seite und gab den Weg in einen riesigen, indirekt beleuchteten Raum frei. Der Boden war mit flauschigen, purpurrot und königsblau karierten Teppichen ausgelegt, an der Decke glitzerten die Fixsterne und Nebelhaufen eines täuschend echt wirkenden Hologramms, und die Luft war von den Sphärenklängen der Audio-Kristallskulpturen erfüllt, die sich überall wie Riesenpilze erhoben. In der Mitte des Raumes, der größer war als die Zentrale der NOVA STAR, stand eine bequeme Sitzgruppe, auf deren malvenfarbenen Polstern sich eine exzentrische Gestalt rekelte.
    Lassan Lassaner, galaktischer Modeschöpfer von Centrus, der selbst jetzt, zehn Jahre nach Beginn des Herculeaner-Krieges und dem Zusammenbruch des interstellaren Modemarktes, an seiner neuen Winterkollektion arbeitete.
    Lassaner war ein kleiner, zierlicher Mann mit mädchenhaften Gesichtszügen, riesigen, silbrig schimmernden Augen. Er trug eine Röhrenhose, das eine Hosenbein purpurrot, das andere königsblau, passend zum Teppichboden, und eine hochgeknöpfte, taillierte Jacke, die mit Splittern aus Transkraftsteinen besetzt war.
    Mit zusammengekniffenen Augen brütete er über einem Stapel Holobilder und war so vertieft in seine Arbeit, daß er erst aufblickte, als Frust das Studio durchmaß und die Audioskulpturen seine Schritte in orchestrale Klänge umsetzten.
    »Vordermann Frust!« rief der Modeschöpfer begeistert. Er sprang auf und trippelte Frust entgegen. »Mein Bester! Mein Verehrter! Mein Patron! Haben wir Ihnen schon für die wahrhaft exquisiten Stoffe gedankt, die Sie uns vor der Landung auf dieser mysteriösen Welt zukommen ließen? Haben wir Ihnen schon die köstlichen Kreationen präsentiert, die wir in unsere Genialität aus jenen Stoffen geschaffen haben? Uns ist es ein Bedürfnis, Ihnen die Hand zu schütteln, Sie zu umarmen und … «
    Frust hob abwehrend die Hand. »Bedanken Sie sich nicht, Meister Lassaner «, sagte er mit einschmeichelnder Stimme. »Es war meine Pflicht, Sie und Ihren Cybernetischen Couturier mit allem Material auszustatten, das Sie zur Ausübung Ihrer Arbeit, nein, Ihrer Kunst benötigen. Wie Sie wissen, Meister, gehörte ich schon auf Centrus zu Ihren glühendsten Verehrern, und es ist mir eine Freude, einen Künstler wie Sie unterstützen zu dürfen. Nein, sagen Sie nichts! Sie sind ein Künstler! Sie kleiden die Menschen nicht ein, sondern Sie
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