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Flaming Bess 09 - Die Erde

Flaming Bess 09 - Die Erde

Titel: Flaming Bess 09 - Die Erde
Autoren: Thomas Ziegler
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synthetisieren, ein psychoaktives Aerosol. Wir haben uns erlaubt, dieser Kreation den Namen Ecstasy zu verleihen. Ecstasy ist mehr als ein Parfüm; es ist ein magischer Schleier. Wir werden es Ihnen demonstrieren.«
    Lassaner drehte den Flakon und drückte auf den Sprayknopf. Mit leisem Zischen entwich ein feiner, rosafarbener Sprühnebel, und dann …
    Es war ein Duft, der sich wie ein Zauber auf Vordermann Frust legte. Ein Duft, der sich nicht in Worte fassen, sondern nur andeuten ließ: wie von Sternenlicht, eisig und glitzernd, die unendlichen Weiten des Kosmos durcheilend; wie von heißer Liebe, die den grauen Herbst in einen einzigen strahlenden Sommertag verwandelte; wie von Sehnsucht, endlich erfüllt, und Frieden nach finsteren Zeiten. Es war ein Duft, der berauschte, ohne die Sinne zu betäuben oder zu verwirren; ein Duft, der das Bewusstsein erweiterte, indem er eine neue Dimension der Wahrnehmung eröffnete.
    Frust war überwältigt.
    Der Duft rührte etwas in den dunklen Tiefen seiner Seele, und plötzlich schämte er sich für das, was er getan hatte und noch tun würde. Dann packte ihn die Angst.
    Er wußte, wenn er diesem Duft nur noch einige Minuten länger ausgesetzt war, würde er sich verändern. Er würde sich selbst, sein Leben, seine Pläne aus einer anderen Perspektive sehen, auf eine Art, die die Gefühle nicht ausgrenzte, sondern zu einem gleichwertigen Teil des Denkens machte.
    Mit aller Willenskraft zwang er sich, den Atem anzuhalten und zurückzuweichen, den Dunstkreis der Duftwolke zu verlassen. Dann atmete er tief durch, um seine Lunge und seinen Kopf zu reinigen. Langsam ließ die Wirkung des psychoaktiven Aerosols nach.
    Lassan Lassaner sah ihn strahlend lächelnd an. »Nun?« sagte er. »Nun? Nun?«
    »Ich … « Frust hustete. »Mir fehlen die Worte, Meister. Dies ist kein Parfüm, sondern ein Geschenk der Götter. Ja, ich glaube wirklich, daß wir ein Präsent gefunden haben, das einer Frau wie Flaming Bess würdig ist.«
    Der Modeschöpfer seufzte entzückt.
    »Aber da ist noch ein Punkt, den ich mit Ihnen besprechen möchte, Meister.«
    »Wir hören, mein Patron!«
    »Wie ich schon sagte, möchte der von mir vertretene Personenkreis zunächst anonym bleiben.« Vordermann Frust hüstelte. »Es sind noch einige andere Überraschungen für Flaming Bess geplant, und wir möchten, daß es wirklich Überraschungen werden. Das Parfüm soll nur eine Art Appetithappen sein, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Aber gewiß!« rief Lassaner. Aufgeregt lief er hin und her, zupfte an seinen Haaren und blinzelte Frust schließlich verschwörerisch zu. »Wenn wir Ihnen irgendwie helfen können … «
    »Und ob, Meister! Ich wäre Ihnen auf ewig dankbar, wenn Sie für uns dieses Geschenk überreichen würden. Natürlich mit der gebotenen Diskretion. Die beste Gelegenheit bietet sich auf der Bordversammlung, die in einer knappen Stunde in der Messe des l. OD beginnt.«
    »Kein Problem«, versicherte Lassaner. »Sie können sich auf mich verlassen. Es wird mir ein Vergnügen sein.« Liebevoll strich er mit der Hand über den leuchtenden Flakon.
    »Übrigens … Ich würde sehr gern einen Blick auf Ihre neue Winterkollektion werfen, Meister.«
    Der Modeschöpfer riß begeistert die Augen auf. »Ja? Das ist wundervoll! Warten Sie, wir werden sie Ihnen sofort präsentieren. Es dauert nur eine Minute, mein Verehrtester, nur eine Minute!«
    Er stellte den Flakon auf den Tisch und verschwand im abgedunkelten Hintergrund seines Studios. Frust hörte das Surren einer sich öffnenden Tür. Er verlor keine Zeit. Während der Modeschöpfer sich im Nebenraum zu schaffen machte, wo auch sein Cyclop-1 stand, der erste und einzige Cybernetische Couturier mit integrierter Produktionskomponente aus den Robotronic- Werken von Centrus, trat Frust an den Tisch, schraubte den Sprayaufsatz des Flakons ab und zog das Stahletui mit der Phiole aus der Tasche. Vorsichtig nahm er die Phiole heraus, brach die Spitze ab, wobei er peinlich darauf achtete, daß seine Finger nicht mit der Virusflüssigkeit in Berührung kamen, und schüttete den Inhalt in den Flakon. Rasch schraubte er den Sprühaufsatz wieder auf, stellte den Flakon auf den Tisch zurück und verbarg die Phiole — nachdem er sie sorgfältig mit einem Tuch von Fingerabdrücken gereinigt hatte — unter dem Polster eines Sessels.
    Kaum war er fertig, näherten sich Lassaners trippelnde Schritte.
    Frust drehte sich um. Der Modeschöpfer schwenkte
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