Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter
Autoren: Thomas Ziegler
Vom Netzwerk:
Mosaik aus fließenden Farben, die jede Muskelbewegung, jede noch so geringe Gefühlsregung enthüllten und dem, der sie zu deuten wußte, wertvolle Informationen lieferten. Violett und Braun; Violett für Konzentration, Braun für Überdruß. Keine grellen Farben wie Rot oder Gelb, die für Haß und Lüge standen.
    Beruhigt deaktivierte der knochige Mann den Gefühlsdetektor der Technobrille und wandte sich nach links, brachte die Stahlröhre des Aufzugs zwischen sich und den Hauptkorridor und bog dann in einen weiter leewärts führenden Seitengang.
    Sein Ziel war nicht die Leesektion des l. OD, sondern der Kabinentrakt in der Peripherie des Bugs. Der Umweg war ein Teil des Verwirrspiels, das er trieb, um etwaige Beobachter über seine wahren Absichten zu täuschen.
    Er ging jetzt schneller, eine hochgewachsene Gestalt in einem grauen, betont unauffällig geschnittenen Anzug, das hohlwangige Gesicht verkniffen, die Lippen grimmig zusammengepreßt.
    Das Wummern des Paratriebwerks verschluckte das trockene Klappern seiner Schritte.
    Je mehr er sich seinem Ziel näherte, desto weniger gefiel ihm, daß er sich auf dieses Treffen eingelassen hatte. Vor allem in der derzeitigen Situation konnte das verheerende Folgen für ihn haben. Verdammt, in seiner exponierten Stellung mußte er doppelt vorsichtig sein. Er war überzeugt, daß Flaming Bess nur auf eine Gelegenheit wartete, ihm auch seine letzten Einflußmöglichkeiten zu beschneiden. Außerdem war die Machtposition der Kommandantin so gefestigt wie nie zuvor; reine Illusion, jetzt noch auf ihren Sturz zu hoffen …
    Er schrak aus seinen Gedanken auf.
    Aus einem Quergang trat ein bulliger, fast zwei Meter großer Mann mit kahlgeschorenem Schädel, einem breitflächigen, brutal wirkendem, Gesicht und kleinen schlauen Augen. Er trug einen schwarzen, speckig glänzenden Lederoverall, der leicht an die Kampfanzüge der herculeanischen Klonsoldaten erinnerte, und an seiner Stirn, direkt über der Nasenwurzel, prangte ein fünfzackiger Eisenstern, der durch einen chirurgischen Eingriff mit dem Schädelknochen verbunden war.
    Der Eisenstern war das Zeichen der Zyn-Kampfschule, und es gab nur einen Zyn-Gladiator an Bord: Brisco, Lady Gondelors Leibwächter.
    Brisco neigte andeutungsweise den Kopf. »Vordermann Frust, meine Herrin erwartet Sie bereits voller Ungeduld.«
    Frust, ehemals Supervisor und damit oberster Verwaltungsbeamter des Sternenbundes und nun Chefregistrator der NOVA STAR, machte eine unwirsche Handbewegung. »Meine Zeit ist begrenzt«, sagte er schroff. »Gondelor kann sich glücklich schätzen, daß ich mich überhaupt zu diesem überflüssigen Gespräch herablasse.«
    »Ich habe nur den Auftrag, Sie zur Suite meiner Herrin zu führen.« Das Gesicht des Zyn-Gladiators blieb undurchdringlich, doch der Farbdetektor von Frusts Technobrille zeigte Rot und Blau, die Farben des Zorns und des Hasses. »Folgen Sie mir.«
    Während sie schweigend durch das Gewirr der Quer- und Seitenkorridore gingen, peinlich darauf bedacht, die belebteren Bereiche wie Bugmesse und die Freizeitanlagen zu meiden, fragte sich Vordermann Frust, was die Lady dazu veranlaßt hatte, ihm Brisco entgegenzuschicken.
    Eine steile Sorgenfalte erschien auf seiner Stirn.
    Entweder wollte sie ihm damit demonstrieren, daß sie ihn keineswegs als gleichberechtigten Partner, sondern als Befehlsempfänger ansah, der bei Bedarf herbeizitiert werden konnte — oder sie befürchtete, daß ihn jemand am Besuch ihrer Suite hindern könnte. Beide Möglichkeiten mißfielen ihm außerordentlich.
    Bei allen Sternen, warum hatte er Lady Gondelor nicht gesagt, daß er genug von ihr und ihren Intrigen hatte? Das Spiel war längst verloren. Flaming Bess und ihre Crew hatten sich gegen alle inneren und äußeren Widerstände durchgesetzt; weder Admiral Clusters Meuterei noch der Terror der Kultisten hatten zum Sturz der Kommandantin geführt. Und die tödlichen Gefahren während der langen Reise vom Sternenbund bis zum galaktischen Rand — angefangen von der Auseinandersetzung mit den Dhrakanen bis hin zum entscheidenden Kampf gegen die eingedrungenen Herculeaner — hatten das Vertrauen der Flüchtlinge zu Bess eher noch gestärkt, statt es zu erschüttern.
    Es war absurd, jetzt noch an eine Wende zu glauben. Die Erde war greifbar nah — am Ende der Paraflugetappe wartete die Welt der Elektrischen Ritter, das Tor zur alten Urheimat aller Menschen …
    Brisco blieb abrupt stehen, und Frust wäre fast gegen ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher