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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter
Autoren: Thomas Ziegler
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setzen.«
    Glory Moon bestätigte, und Bess konzentrierte sich wieder auf den Hauptbildschirm. Sechs Milliarden Kilometer Durchmesser, dachte sie. Groß genug, um das ganze Sonnensystem aufzunehmen. Der blaue Wall … der Wall aus heißem Licht, der die Menschen der Erde beschützt — und gleichzeitig einkerkert. Aber, mein Gott, über was für eine Technik müssen sie verfügen, um eine künstliche Sonne dieser Größe bauen zu können!
    An ihrem Terminal blinkte eine Diode, und sie schaltete den Interkom auf Empfang. Der handtellergroße Monitor leuchtete auf. Jasper »Chip« Chipansky, der exzentrische Bordkybernetiker mit der wallenden, blau und orange gefärbten Haarmähne und dem spitzen, blassen Gesicht, schenkte ihr ein müdes Lächeln.
    »Immer noch von der Schlafkrankheit verfolgt, Chip?«
    »Und von Grishnu«, gähnte Chipansky. »Ich frage mich nur, was schlimmer ist. Glory hat übrigens recht — diese aberwitzige Sonne ist mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit ein künstlich geschaffener Hohlkörper. Die Dicke der Korona beträgt nur ein paar tausend Kilometer. Trotzdem keine Illusionen; wenn wir einen Durchbruch versuchen, wird das Schiff mitsamt Besatzung — und das sind wir — verbrennen. Ich schätze, es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Welt der Elektrischen Ritter anzufliegen und nach dem Tor zu suchen. Aber woher bekomme ich auf die schnelle eine Rüstung?«
    »Vielleicht von Samwell Goldberg. Du hast doch beste Verbindungen zum Schwarzmarkt.« Bess musterte die Displays an ihrem Terminal und nickte zufrieden; die Ferntaster meldeten nur die Leere des interstellaren Raums und, am äußersten Rand des Ortungshorizonts, den verschwommenen Massereflex der Oortschen Wolke: ein riesiger Schwärm aus kosmischen Trümmern, Eis, Staub und gefrorenen Gasen, ein knappes Lichtjahr von der Erde entfernt, die Wiege der Kometen. »In Ordnung, Chip«, wandte sich Bess wieder an den Bordkybernetiker. »Halte dich bereit und vor allem: schlaf nicht ein.«
    Chipansky gähnte demonstrativ. »Zum Glück wird die ses Schiff permanent von Katastrophen heimgesucht. Nicht einmal Grishnu könnte unter derartigen Umständen einschlafen. Und wer Grishnu kennt, weiß, was das bedeutet.«
    Der Bildschirm erlosch.
    In den Deckenlautsprechern knackte es. »Bess, wir erreichen in wenigen Minuten den erforderlichen Sicherheitsabstand vom Schwerefeld der Kunstsonne«, sagte Glory Moon. »Was sind deine Befehle? Transit in den Pararaum? Oder soll ich in eine Umlaufbahn gehen?«
    Flaming Bess zögerte.
    Vielleicht lieferte ihnen eine sorgfältige Untersuchung der Sonnensphäre Informationen über das Tor, durch das sich die Barriere passieren ließ, aber Orat-Madur und Larn-Saan, das planetenumspannende Archivwesen, hatten keinen Zweifel daran gelassen, daß der einzige Weg zur Erde über die Welt der Elektrischen Ritter führte.
    »Transit in den Pararaum«, befahl die Kommandantin. »Kurs auf die Welt der Elektrischen Ritter.«
    Die Entscheidung war gefallen.
    Sekunden später begann das Paratriebwerk mit seiner Arbeit.
     

2.
     
    Der knochige Mann mit den streng nach hinten gekämmten Haaren und der großen, dunkel getönten Technobrille, die seinem Gesicht etwas Eule nhaftes verlieh, schwang sich aus dem Antigravschacht und blieb einen Moment lang stehen.
    Der Verkehrsknotenpunkt in der Bugsektion des 1. Oberdecks war nahezu menschenleer; die lichtdurchfluteten Röhren der sternförmig abzweigenden Seitengänge waren völlig ausgestorben, und nur im breiten Hauptkorridor, der in Richtung Zentralsektion führte, knieten zwei Wartungstechniker vor dem Schaltkasten einer Interkomkonsole und hantierten geschäftig mit Prüfsonden und blitzenden Werkzeugen.
    Der knochige Mann bedachte die Techniker mit einem argwöhnischen Blick.
    Natürlich, sie konnten völlig harmlos sein, Angehörige des Technischen Korps, die hier ihrer Arbeit nachgingen, aber im Lauf seines langen Lebens hatte er gelernt, dem Augenschein zu mißtrauen und dem offensichtlich Normalen mit Vorsicht zu begegnen. Durchaus denkbar, daß es sich bei den beiden angeblichen Technikern um Mitarbeiter von Muller McLaskys SD handelte. Oder — schlimmer noch — um Raumsoldaten, die dieser Kospodin zu seiner Beschattung abkommandiert hatte. Der knochige Mann rückte die Technobrille zurecht und berührte mit der Fingerkuppe kurz den Mikrosensor am rechten Bügel. Sofort sah er die Gesichter der Techniker prismatisch zerlegt, ein sich ständig veränderndes
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