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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter
Autoren: Thomas Ziegler
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Kommentar.
    »Wenn Sie das Tor zur Erde tatsächlich öffnen wollen, so tun Sie es«, fuhr der Weiße Ritter fort. »Aber ehe Sie das letzte Siegel brechen, denken Sie gründlich über mein Angebot nach.«
    Flaming Bess machte eine ungeduldige Geste. »Ich bin bereit, dich anzuhören. Aber meine Zeit ist begrenzt.«
    »Sie wollen das Tor öffnen, weil Sie sich von der Erde Hilfe gegen Ihre Feinde, die Herculeaner, erhoffen. Ich habe die Datenspeicher Ihres Bordcomputers angezapft. Ich bin über die Hintergründe und Ziele Ihrer Mission informiert. Die Dinge, die im Sternenbund geschehen sind … Die Menschenlager, die zerstörten Städte und verwüsteten Planeten, der drohende Krieg mit den Dhrakanen … Schreckliche Dinge. Ich bin eine Maschine, aber ich bin ein Produkt der Erdtechnik, und ich kenne den Bewußtseinszustand, den die Menschen ›Mitgefühl‹ nennen.
    Ich fühle mit Ihnen, Flaming Bess.
    Ich bin bereit, Ihnen zu helfen.«
    »Dann führe mich zum Sechsten Schloß«, verlangte Bess. »Hilf mir, das Tor zu öffnen und zur Erde zu gelangen.«
    »Die Erde schläft«, entgegnete der Roboter.
    »Das ist mir bekannt. Ich verstehe nicht … «
    »Die Erde schläft schon seit langer Zeit, seit sie sich hinter den Sonnenwall zurückgezogen hat, und das ist jetzt viele Jahrtausende her. Es ist ein besonderer Schlaf, kein gewöhnlicher Schlaf. Die Erde schläft, um die Zukunft zu erträumen, und wenn Sie ihren Schlaf stören, wird der Traum vorzeitig enden. Vielleicht wird es dann keine Zukunft geben … «
    »Wenn ich die Erde nicht erreiche, wird es mit Sicherheit keine Zukunft geben«, sagte Bess.
    »Das ist ein Irrtum.« Der Weiße schwieg einen Moment. »Sie brauchen die Erde nicht, um die Welten des Sternenbundes von den Herculeanern zu befreien. Ich kann Ihnen alle Hilfe geben, die Sie brauchen.«
    Flaming Bess warf dem Krummen einen schnellen Blick zu. »Stimmt das?«
    Der Zwerg schnitt eine Grimasse.
    »Ich habe dich etwas gefragt!« sagte Bess im scharfen Tonfall,
    »Ah, ah, ja, es stimmt, es stimmt«, knurrte der Zwerg. »Ihm gehört die High-Tech-Zone. Ihm stehen alle technischen Errungenschaften der Erde zur Verfügung. Aber was heißt das schon? Nichts heißt das! Wir verschwenden nur unsere Zeit. Öffnen wir das Tor, ehe es zu spät ist.«
    »Schauen Sie, Kommandantin!« rief der Weiße Ritter. »Schauen Sie!«
    Er hob die Arme, und von seinen Fingerspitzen lösten sich Bilder, dreidimensionale Bilder, die den Park überlagerten. Bilder von Raumschiffen, groß wie Monde, die in Dunkelwolken versteckt auf die Rückkehr ihrer Herren warteten. Bilder von Maschinen, mit denen sich Raum und Zeit kontrollieren ließen. Bilder von riesigen automatischen Fabrikanlagen, die auf Knopfdruck jedes gewünschte Produkt herstellen konnten. Bilder von Städten, die von emsigen Roboterheeren aus dem Boden gestampft wurden; von fliegenden Städten, die den Weltraum durchkreuzten; von Satellitenstädten, die im Orbit um fremde Welten kreisten. Und tausend Bilder mehr, Dokumente einer Wissenschaft und Technik, die den Menschen über sich hinaus hatte wachsen lassen.
    Als die Bilder verblaßten, war Flaming Bess wie betäubt.
    Das war es, wonach sie die ganze Zeit gesucht hatte. Mit diesen technischen Mitteln war der Sieg über die Herculeaner nur eine Frage der Zeit.
    »Kommandantin?« Die Stimme des Krummen schwankte vor Furcht. »Das Sechste Schloß — es wartet, Kommandantin. Die Erde wartet.«
    »Gönnen Sie der Erde ihre Ruhe!« rief der Weiße Ritter beschwörend. »Stören Sie nicht den Frieden der Erde! Sie hat ihn sich bitter erkämpft nach all den Jahrzehntausenden Arbeit, Leid und Krieg. Lassen Sie die Erde schlafen und den großen Traum zu Ende träumen!«
    Unsicher sah Flaming Bess von dem Weißen zum Zwerg. Der flehende Gesichtsausdruck des Krummen rührte etwas in ihr; eine ungeheure Sehnsucht lag in seinen Blicken. Sehnsucht nach — was?
    Nach Erfüllung, dachte sie. Er hat es selbst gesagt. Mit der Öffnung des Tores zur Erde erfüllt sich sein Dasein. Und die Erde schlief.
    Sie schlief schon seit Jahrtausenden hinter dem Wall aus blauem Sonnenfeuer, während ihre Kinder und Kindeskinder immer weiter hinaus in die Galaxis gezogen waren, von Sonnensystem zu Sonnensystem, von Planet zu Planet, ruhelos, auf der Suche nach neuen Grenzen, neuen Herausforderungen.
    Jetzt brauchten die Kinder der Erde die Hilfe der Urheimat.
    Nicht nur die Supertechnik der Erde, sondern die Erde selbst, ihre Weisheit, ihre
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