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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter
Autoren: Thomas Ziegler
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Empfindungen betäubt, nur ihr Geist war völlig klar.
    Das zunehmende Sperrfeuer zwang sie in die Deckung eines mächtigen Stahlpfeilers, und während rings um sie herum die Sprenggeschosse die Asche aufwühlten, erledigte sie systematisch ein halbes Dutzend Killermaschinen.
    Wie viele hatte sie inzwischen vernichtet?
    Zehn? Fünfzehn? Zwanzig?
    Unwichtig.
    Es waren noch genug übrig. Und Maschinen kannten keine Furcht, keinen Selbsterhaltungstrieb — zumindest nicht diese Maschinen. Die Ritter dagegen schon …
    »Ergeben Sie sich!«
    »Sie haben keine Chance!«
    »Werfen Sie die Waffe fort!«
    Sie floh vor den Stimmen und den Geschossen in ein Labyrinth aus Mauerstümpfen, wassergefüllten Schützengräben, ineinanderverkeilten Fahrzeugwracks und hochgetürmten Trümmerbrocken, aber ihre Hoffnung, daß die Tanks ihre Spur verlieren würden, erfüllte sich nicht. Die klirrenden Stimmen folgten ihr, ganz gleich, in welche Richtung sie sich wandte, und wenn sie zu lange an einem Ort blieb, wurde sie vom heftigen Sperrfeuer aus ihrem Unterschlupf getrieben.
    Ihre einzige Chance war, in Bewegung zu bleiben.
    Aber ihre Kräfte ließen nach, ihre Muskeln schmerzten, und ihre Verletzungen schwächten sie zunehmend.
    Resignierend gestand sie sich ein, daß es nicht mehr lange dauern konnte, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrach.
    »Ergeben Sie sich!«
    »Sie haben keine Chance!«
    »Nur wenn Sie sich ergeben, werden wir ihr Leben schonen!«
    Heiße Wut stieg in ihr hoch. »Niemals!« schrie sie. »Ich werde mich niemals ergeben! Ich werde kämpfen, hört ihr? Ich werde kämpfen und siegen! Zur Hölle mit euch! Zur Hölle mit den verdammten Rittern!«
    Zornig drohte sie dem Roten auf seiner Schwebeplattform mit der Faust. Doch es war nur eine Geste, und sie wußte es. Flaming Bess stolperte weiter. An Ruinen vorbei, durch ein Meer aus Staub und Asche. Asche zu Asche, dachte sie. Und Staub zu Staub. Sie stolperte und fiel, und sie war so müde, daß sie wünschte, eine Ewigkeit dazuliegen, einfach in der Asche liegenzubleiben. Aber irgendwo rasselten die Ketten eines Robotpanzers, und die metallischen Stimmen brüllten ihre Lügen in die Stille hinaus, und so kam sie mühsam wie der auf die Beine und setzte ihre Flucht fort.
    »Ergeben Sie sich!«»Sie haben keine Chance!«»Nur wenn Sie sich ergeben, werden wir ihr Leben schonen!«Flaming Bess lachte, doch es wurde nur ein Krächzen daraus. Dann ertappte sie sich bei dem Gedanken, daß es vielleicht doch eine Chance gab, die Jagd zu beenden und ihr Leben zu retten. Dem Ritter ging es nicht um sie persönlich; sein Bestreben war es, die Öffnung des Tores zu verhindern. Vielleicht konnte sie mit ihm verhandeln, ihn hinhalten, Zeit gewinnen …
    Aber Zeit war genau das, was ihr nicht zur Verfügung stand. Der Krumme! Zum Teufel, wo war der Krumme? Warum half er ihr nicht? Wußte er nicht, daß sie in Lebensgefahr war?
    Ein Energiestrahl sengte heiß an ihrem Kopf vorbei; sie hechtete hinter ein Fahrzeugwrack, das halb in einen Graben gerutscht war, und erwiderte das Energiefeuer. Sie handelte rein mechanisch. Sie zerstörte zwei Minitanks, beschädigte einen dritten und zwang ein ganzes Rudel zum Rückzug, doch sie verspürte keinen Triumph.
    Sie war zu müde.»Ergeben Sie sich!«»Sie haben keine Chance!«»Nur wenn Sie sich ergeben, werden wir Ihr Leben schonen.«Lügen. Verführerische Lügen. Aber eben nur Lügen. Bess kroch an dem Wrack entlang zum Graben, kletterte hinein und folgte ihm, bis ein Erdrutsch ihr den Weg versperrte. Weiter, weiter, nur nicht stehenbleiben, denn wenn sie stehenblieb, würde sie nie mehr die Kraft aufbringen, ihre Flucht fortzusetzen.
    Hinaus aus dem Graben, über Mauerreste hinweg, zwischen geborsteten Betonblöcken hindurch.
    Ein Minitank schoß mit durchdrehenden Ketten hinter einer Ruine hervor, und ein Energieblitz aus ihrem Destruktor ließ ihn in Flammen aufgehen. Sie erklomm einen glasierten Schuttberg, rutschte jedoch auf dem schlüpfrigen, regennassen Hang aus und stürzte in eine muldenförmige Vertiefung.
    Der Sturz war ihre Rettung.
    An der Stelle, wo sie soeben noch gestanden hatte, explodierte eine Granate und überschüttete sie mit pulverisiertem Gestein.
    »Nicht bewegen, Soldatin!« zischte jemand.
    Sie kannte die Stimme. Sie würde sie unter tausend verschiedenen Stimmen wiedererkennen. Der Krumme.
    Sie gehorchte. Aber selbst wenn sie gewollt hätte, sie hätte sich nicht bewegen können. Sie war zu erschöpft, Aus,
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