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Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv

Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv

Titel: Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv
Autoren: Thomas Ziegler
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schaffst es!
    Krom wollte sich aufrichten, doch seine verkrampften Beine zuckten unkontrolliert, und der feurige, unerträgliche Schmerz in seiner Brust raubte ihm fast die Besinnung.. Er schrie, und er hörte seine eigenen Schreie nicht; das Dröhnen der unter Vollast laufenden Triebwerke übertönte alle anderen Laute.
    Irgendwie gelang es ihm, sich trotz der Agonie am Metallschreibtisch hochzuziehen und die schweißnasse, verkrümmte Hand auf das Sensorschloß des Wandfachs zu legen.
    Surrend glitt die Klappe in die Höhe. Auf dickem Samt, in genau passenden Vertiefungen, lagen ein Dutzend fingerlange Phiolen, jede mit einer schillernden Flüssigkeit gefüllt.
    Das Gegenmittel.
    Das einzige Mittel, das ihn von den Krämpfen und den Schmerzen befreien konnte, wenngleich nur für kurze Zeit.
    Er schluchzte vor Erleichterung.
    Im gleichen Moment wimmerte zum dritten und letzten Mal die Transitsirene.
    Mit bebender Hand griff er nach einer Phiole, aber sie entglitt ihm und zersplitterte klirrend auf dem Boden. Die schillernde Flüssigkeit spritzte nach allen Seiten.
    Abrupt brach der Triebwerklärm ab. Es wurde still, ganz still, und Kroms keuchende Atemzüge klangen in der Stille unheimlich laut.
    Aus! durchfuhr es ihn. Der Transit beginnt. Es ist aus, vorbei …
    Dennoch versuchte er es erneut. Er hatte nichts mehr zu verlieren, nur noch zu gewinnen. Und diesesmal zitterte seine Hand nicht. Sacht schlossen sich seine Finger um die nächste Phiole, hoben sie behutsam aus der gepolsterten Vertiefung und führten sie zu seinem verzerrten Mund.
    Im gleichen Moment begann der Transit. Rote Glut verdrängte das grelle Licht der Deckenlampe, ein Rot, das in zahllose Schattierungen zerbrach, die einander überlappten, in tausend Ebenen vom Boden bis zur Decke reichten. Die Wände verloren ihre Stabilität, wellten sich, schwankten hin und her, wurden diffus, transparent und enthüllten Visionen ferner Welten, fremder Zeiten: Gaswolken, in denen Lichtfunken wie ätherische Wesen tanzten; ein Meer aus flüssigem Teer, von wilden Stürmen aufgewühlt; Berge mit purpurnen Schneekappen unter einem Himmel aus purem Gold; Planeten, die sich wie rasend am Rand eines Kohlenstoffnebels drehten; und Tausende von Bildern mehr.
    Dies war die Zwischenzone, das Niemandsland zwischen dem Universum der Menschen und dem Universum der Herculeaner, das Reich, in dem die Wirklichkeit ihre Schatten warf.
    Krom biß die Spitze der Phiole ab. Splitter knirschten zwischen seinen Zähnen, und er spuckte sie aus, dann legte er den Kopf in den Nackenund ließ die schillernde Flüssigkeit in seinen Mund tropfen.
    Sie schmeckte nach Schnee, eiskalt, flüchtig wie Tau, von kaum merklicher Süße durchsetzt. Die Kälte breitete sich in seiner Mundhöhle aus und kühlte sein fiebrig heißes Gesicht. Die Kälte glitt seine Speiseröhre hinunter und löschte das Brennen in seiner Brust. Die Kälte war in ihm und fror die Schmerzen ein, die Kälte härtete sein Fleisch und ließ seine bebenden Glieder erstarren, die Kälte besiegte die Krämpfe und kroch in sein Herz, seine Seele.
    Die Schwäche, die Furcht, die Verzweiflung — all die erbärmlichen Dinge, von denen der Mensch befreit werden mußte, ehe er zum Reinen Menschen aufsteigen konnte, verschwanden, als hätte es sie nie gegeben.
    Kroms Atemzüge beruhigten sich, und sein Gesicht, soeben noch von Qual und Furcht gezeichnet, verwandelte sich wieder in die Maske des herculeanischen Kriegsherrn: kantig und kalt, starr wie Stein, die Augen unter den strichdünnen Brauen Murmeln aus grauem Eis, in denen kein Platz war für die Wärme menschlicher Gefühle.
    Er richtete sich auf und stand gerade und reglos da, ein großer, sehniger Mann in der schwarzen, schmucklosen Uniform der herculeanischen Flotte, Herr über Millionen Klonsoldaten und Eroberer eines ganzen Sternenreichs.
    Sein schmaler, grausamer Mund verzog sich zu einem freudlosen Lächeln.
    Und dennoch, dachte er, bin ich gezeichnet. Die Schattenwelt hat mich vergiftet. Sie hat mich mit einer Krankheit geschlagen, für die es keine Heilung gibt, nur kurzfristige Linderung. Und ich bin nicht der einzige, den der Fluch der Schattenwelt getroffen hat.
    Krom dachte an die Direktoren, die ihn auf Herculea erwarteten, in der schwarzen Stadt am Fuß des Bergwalls, tief unten in den Katakomben, die noch von den Ahnen in den Grund des Planeten gegraben worden waren.
    Auch die Direktoren waren gezeichnet, wie alle Reinen Menschen von Herculea. Das Universum
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