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Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR

Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR

Titel: Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR
Autoren: Thomas Ziegler
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»Bewegen Sie sich nicht!«
    Hinter einer pilzförmigen Audioskulptur trat Lassan Lassaner hervor. Der Modeschöpfer war ein kleiner, zierlicher Mann mit einem mädchenhaft zarten Gesicht und riesigen Augen. Sein Haar schimmerte wie eine Wolke aus gesponnenem Silber, und sein Mund leuchtete wie ein rotes Mal im Weiß der Haut. Er trug einen perlmuttfarbenen Anzug mit schwarz abgesetzten Revers und dick wattierten Schultern, die Schuhe schienen aus glasiertem Licht zu bestehen.
    In den schmalen Händen hielt er ein diskusförmiges Schaltgerät, dessen Displays in hektischer Folge aufleuchteten. Konzentriert beobachtete Lassaner die Anzeigen, spitzte dann zufrieden die Lippen und rief: »Großartig! Bewegen Sie sich, bewegen Sie sich, Ihre Maße sind gespeichert. Idealmaße! Göttliche Symmetrie! Wir sind begeistert!«
    Bess sah ihn belustigt an.
    Man hatte sie vor Lassaner gewarnt. Neben Kaunda Kramka, dem berüchtigten Solipsisten, der das Raumschiff und die Flüchtlinge an Bord für seine ureigene Wahnvorstellung hielt, galt der Modeschöpfer als größter Exzentriker unter den Flüchtlingen. Hartnäckigen Gerüchten zufolge hatte er selbst während des Angriffs der Herculeaner auf Terminus keine Sekunde die Arbeit an seiner neuen Winterkollektion unterbrochen — ungeachtet der Tatsache, daß es so etwas wie einen galaktischen Modemarkt längst nicht mehr gab.
    Der Modeschöpfer eilte mit trippelnden Schritten auf sie zu, umschwirrte sie wie eine große Motte, machte beschwörende Gesten und stieß leise, entzückte Schreie aus.
    »Ah«, seufzte er. »An Ihnen werden wir unser größtes Werk vollbringen. Was haben wir getan, was haben wir bisher nur getan? Vogelscheuchen eingekleidet! Gartenzwerge ausstaffiert! Kosmische Kreationen für Kretins entworfen! Die grausamen Fehler der Natur mit Glitter gnädig zugedeckt! Kommen Sie, kommen Sie, treten Sie näher. Wir sind entzückt, Sie in unserem bescheidenen Studio begrüßen zu dürfen!«
    Flaming Bess warf einen Blick in die Runde; das Studio des Modeschöpfers war größer als die Zentrale der NOVA STAR.
    »Wenn Sie das bescheiden nennen, Lassan«, sagte sie ironisch, »dann sind Sie nicht nur ein Meister der Mode, sondern auch der Untertreibung.«
    Lassaner schlug die Augen nieder. »Perfektion ist mein Lebenselixier, Kommandantin«, gab er fast verschämt zu. »Außerdem ist alles relativ. In den glücklichen Jahren auf Centrus bedeckten unsere Studios die Fläche einer Großstadt. Von den entferntesten Planeten kamen die Reichen, die Edlen und die Schönen, um sich von uns wahre Kunstwerke auf den Leib schneidern zu lassen … «
    Bess blieb vor einer Audioskulptur stehen, die an- und abschwellende Baßtöne von sich gab. »War damals auch Lady Gondelor Ihre Kundin?«
    »Gondelor!« Der Modeschöpfer hauchte geziert seine Fingernägel an und polierte sie mit einem Samttuch. »Zu unseren Geschäftsprinzipien gehört Diskretion. Ersparen Sie uns deshalb, uns an die Abgründe modischer Trivialitäten zu erinnern, die Gondelor von uns verlangte. Es ist monströs, eine gute Figur mit vulgärem Flitterkram zu verschandeln. Gewissen Menschen fehlt das notwendige Fingerspitzengefühl — in allen Dingen.«
    Er blinzelte ihr zu, und Bess blinzelte in stillschweigendem Einverständnis zurück.
    »Zur Sache!« rief Lassan Lassaner und schnippte mit den Fingern. Aus dem Nichts formte sich ein lebensgroßes Hologramm von Flaming Bess: eine junge Frau mit kurzgeschnittenen schwarzen, seidig glänzenden Haaren, bronzefarbener Haut und klassisch geschnittenen Gesichtszügen. Die Augen dunkel und kühl, der Mund zu einem feinen spöttischen Lächeln verzogen. Schlank und wohlproportioniert, die Brüste voll und rund, die Hüften schmal, die Beine lang.
    Kritisch musterte sie ihr nacktes, dreidimensionales Ebenbild. An den Hüften und den Oberschenkeln hatte sie zugenommen; nicht viel, aber Grund genug, in den nächsten Tagen einige Stunden in den Fitneßanlagen des 6. OD zu verbringen.
    Bess bemerkte Lassaners Bewunderung angesichts ihres nackten Hologrammbildes.
    »Wie Sie sehen«, wandte sie sich an den gnomenhaften Mann, »benötige ich dringend ein neues Kleid.«
    Lassaner deutete mit einem spitzen Finger auf ihre tief ausgeschnittene, ärmellose Bluse, die glänzende Hose, den breiten Waffengurt, die perlgrauen Stiefel. »Praktisch«, meinte er ungnädig, »aber hoffnungslos altmodisch.«
    »Vor dreißigtausend Jahren war es der letzte Schrei … «
    »Ja, es ist zum
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