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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition)
Autoren: Halvar Beck
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hatte, und blieb auf seinem Platz.
    Carl schien die Situation auszukosten. Er kicherte.
    »Das ganze Dorf sucht nach dem Kind, Carl!«, erinnerte ihn Noah. »Früher oder später werden sie Aurora finden. So groß ist der Ort nicht, dass man ein Kind lange verstecken könnte. Komm, sag es uns, das wird sich mildernd auf deine Strafe auswirken.«
    »Ach so?«, säuselte Carl amüsiert. »Meine Strafe? Na, zweifacher Mord, Entführung und Brandstiftung wird sicher sehr viel milder bestraft als vierfacher Mord!«
    »Vierfach? Wieso vierfach?«, fragte Noah.
    »Na, lass mich zählen. Da wäre Liv, die Schlampe. Dann das Kind, Hetland und Sommer … macht vier! Oder irre ich mich?«
    »Hetland und Sommer«, flüsterte der Arzt mit Entsetzen.
    »Ja, die mussten ja unbedingt rumschnüffeln … was für ein dummer Zufall … die Idioten haben sich die Schlinge selbst um den Hals gelegt!«
    Dann wandte er sich Magnus zu. »Und du bist schuld an allem. Du und deine verdammte Gier. Alles musstest du an dich reißen. Ein Haus nach dem anderen hast du dir geholt. Du hast die Menschen vertrieben. Sieh dir nur dieses scheußliche Hotel an. Alles hast du uns genommen. Alles hast du mir genommen!«
    Magnus brauchte ein paar Momente, um antworten zu können. »Carl, ich … es war ein Unfall! Ein schreckliches Unglück! Du hast damals selbst gesagt, dass er wusste, dass er den Steg nicht betreten durfte. Egal ob Zaun oder Trassenband, er wäre so oder so drüber geklettert.«
    Morgan lachte bitter. »Ein Unfall, pah! Du hast ihn umgebracht! Und dann? Dann starb meine Emma. Und dann? Ich war mit Leib und Seele Polizist. Nur dir hab ich es zu verdanken, dass sie mich so früh in Rente geschickt haben. Ja, da bist du überrascht, was? Auch ich habe meine Verbindungen. Als untragbar hast du mich bezeichnet, als rückständig , als Alkoholiker . Du mit deinem Fortschrittswahn! Du hast mir alles genommen. Meinen kleinen Anders. Meine Emma. Ja – auch sie hast du auf dem Gewissen! Sie hat den Verlust nie verwunden. Und jetzt habe dir alles genommen. Den Rest hol ich mir auch noch! Ich mach euch alle fertig!« Er lachte wieder. 
    »Ja, es stimmt. Ich ließ dich abberufen, aber nicht wegen des Fortschritts, sondern weil du außer Saufen nichts mehr auf die Reihe bekommen hast!« Magnus Paulsen rang nach Luft, die rechte Hand auf seiner Brust. »Aber niemals hätte ich dein Kind getötet oder sterben lassen, Carl, niemals …«
    »Das war deine Baufirma, die den Steg beim Umbau nicht richtig abgesperrt hatte! Nur darum konnte er ins Wasser stürzen. Du hast mir mein Kind genommen! Du hast mir meine Emma genommen! Du hast mir meinen Job genommen! Du hast mir alles genommen, du Schwein!« Morgans Stimme wurde immer lauter und überschlug sich zum Schluss. Dann wandte er sich an Runar. »Und du? Du hast alles gehabt, was ich jemals haben wollte! Hast du das verdient? Nein! Frau, Kind … und … und was machst du? Du verprügelst deine Frau und betrügst sie mit dieser Hure! Schade, dass das Feuer ganz umsonst war … ich hätte liebend gern gesehen, wie du hinter Gittern landest!«
    »Du hast auch das Feuer gelegt?«, fragte Noah.
    »Genial, nicht wahr? Frau und Kind flüchten vor dem brutalen Mann, und der steckt aus Rache den Zufluchtsort an!« Hasserfülltes Leuchten in den Augen. Genugtuung über den Schmerz, den er dem Bürgermeister und Runar zugefügt hatte. Plötzlich senkten sich seine Mundwinkel. »Aber das Glück lässt sich eben nicht erzwingen. Nie hatte ich Glück. Zu den anderen kam es, aber nie zu uns. Womit hat Runar dieses Glück verdient, womit?«, fragte er die anderen.
    Magnus schüttelte den Kopf und flüsterte wieder und wieder den Namen seiner Tochter. Runar schien ein Loch in Carls Schädel starren zu wollen. Noah wurde sich der schrecklichen Tragweite und Dimension Carls geisteskranken Plans bewusst. Sie würden nichts mehr aus ihm herausbekommen. Nichts außer hasserfüllten Botschaften, die seinem Wahn entsprangen. Den Carl, den er kannte, gab es nicht mehr.
    Carl Morgan spannte den Hahn. »Zeit, zu sterben!«
     
     

45
    Jeder, der noch konnte, hob seine Hände.
    »Bitte, Carl. Es ist schon genug geschehen! Lass die Waffe fallen! Das bringt doch nichts!«, versuchte Noah, zu Carl Morgan durchzudringen.
     Morgans Blick schien verschleiert. Die Augen waren unnatürlich weit geöffnet. Er ging zum Tisch hinter sich, griff in seine Hosentasche, nahm zwei Tabletten heraus, schob sie in seinen Mund und kippte einen
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