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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition)
Autoren: Halvar Beck
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leicht zur Seite gebeugt, den Ellenbogen auf der Lehne, der Kopf ruhte in der Handfläche. Sie kletterte auf seinen Schoß, dabei fiel er ihr entgegen und begrub sie mit seinem Gewicht unter sich. Sofort begriff sie, dass dies keine Absicht sein konnte. Mit größter Mühe japste sie nach Luft. Zum Schreien reichte ihre Kraft nicht. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis die Großmutter ins Zimmer kam und sie nach dem ersten Schock befreien konnte. 
    Doch Erik regte sich nicht. Sie rüttelte, sprach auf ihn ein. Keine Reaktion. Zögernd wagte sie den Blick in sein Gesicht. Es wirkte starr, wie eingefroren. Die Haut so blass, dass die Adern um die Augen herum durchschimmerten. Glasige Pupillen, die in die Flammen blickten und nicht einmal ihre wischende Handbewegung vor seinem Kopf wahrnehmen wollten.
    Erschrocken griff sie nach seinem Arm, zerrte den Handschuh herunter und tastete nach seinem Puls. Schnell und flach. Blasse Haut. Der Atem kurz und abgehackt. Sie griff nach seiner Stirn. Kalter Schweiß, trotz der Wärme der Kleidung und des Feuers. 
    »Odin!«, schrie sie. »Odin, schnell! Hilf mir!«
    Ihr Schrei richtete sich nicht an den Göttervater der alten Germanen, sondern an den oben im Haus lebenden Freund ihres Mannes, Odin Dahl, der gleich darauf die Treppen hinuntergestürzt kam.
    »Was ist los?« Odin Dahl erfasste die Situation mit einem Blick. Sein Freund regungslos vor dem Kamin auf dem Boden sitzend, in Jacke und Stiefel, Ann Christin panisch neben ihm. 
    Er lief zu Erik und kniete sich vor ihn, tastete nach dem Puls und versuchte Blickkontakt herzustellen, aber Erik sah durch ihn hindurch. Odin griff nach Eriks Schultern und rüttelte heftig. Keine Reaktion. Er legte seine Hand auf Eriks Stirn und anschließend zwei Finger an den Hals.
    »Schock!«, diagnostizierte er. »Er steht unter einem schweren Schock! Was, zur Hölle, ist hier passiert?« Er richtete seine Frage an Ann Christin, ohne sie dabei anzusehen. 
    Dieser entfuhr hysterisches Gelächter. »Woher – zur Hölle – soll ich das denn wissen?«, brach es aus ihr hervor, ebenso wie die Tränen. Verzweifelt rückte sie von ihrem Mann ab. 
    Odin kümmerte sich nicht um Ann Christin. Er wusste um ihre labile Persönlichkeit, und wäre Erik nicht gerade in Lebensgefahr gewesen, hätte er auch mit seinen ganz eigenen Problemen genug zu tun gehabt. Er verdankte es Erik, dass er hier war. Wahrscheinlich verdankte er ihm auch, überhaupt noch am Leben zu sein. 
    »Was, zum Teufel, hast du genommen, du verdammter Idiot?«, grollte er. Entschlossen riss er ein Kissen vom Sofa, packte den Freund, legte ihn flach auf den Boden und lagerte seine Beine hoch. »Stirb mir hier ja nicht weg! Hast du gehört? Das will ich nicht noch einmal erleben …«
    »Spinnst du?«, fuhr Ann Christin ihn erschrocken an. »Erik würde nie … Du hast ihm doch wohl nicht …« Sie sprang auf und rannte zum Telefon. »Du verdammter Drogenfreak! Was hast du mit ihm gemacht? Was hast du ihm gespritzt? Oh mein Gott …« Sie riss das Telefon aus der Basis und wählte zitternd die Nummer des einzigen Arztes im Dorf. Sie vertippte sich mehrmals hintereinander. Im vierten Versuch gelang es ihr endlich, Noah Sørensens Nummer zu wählen.
     
     

3
    Erik Sommer hatte schon von dem Licht gehört. Auch dass es hell sein sollte, aber nicht so hell, dass es ihn blendete. Die Helligkeit hier war unangenehm. Es schien ihm, als würde er aus kürzester Entfernung in eine Taschenlampe blicken. Stimmen schwirrten um ihn herum. Sie kamen ihm bekannt vor. Er versuchte, sich darauf zu konzentrieren. Da war seine Frau, Ann Christin – Anni, wie er sie liebevoll nannte, und er liebte sie von Herzen – aufgebracht, fast hysterisch. Was konnte sie nur so in Rage versetzt haben , fragte er sich wie nebenbei. Die Frage wie die Feststellung machten ihn zwar neugierig, aber brennend interessierten sie ihn nicht. Es war wie im Traum. Man erlebt etwas, aber ist nicht wirklich beteiligt. Die Dinge ziehen an einem vorüber.
    Odin war auch da. Er klang hart und resolut. In seiner Stimme lag nichts von der üblichen Gleichgültigkeit und Resignation, die Erik bisher vergeblich versucht hatte, aus seinem Freund zu vertreiben. Sie waren als Kinder die dicksten Freunde gewesen. Später verließ Odin Kongesanger. Erik konnte nicht genau erkennen, mit wem Odin sprach. Mit Ann Christin oder ihm? Noch jemand musste im Raum sein. 
    Erik spürte, dass er am Boden lag. Fast schwerelos fühlte es sich
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