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Five Stars 02 - Wildes Verlangen

Five Stars 02 - Wildes Verlangen

Titel: Five Stars 02 - Wildes Verlangen
Autoren: Lesley Ann White
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Beherrschung vorbei. Ich ließ den Tränen freien Lauf und Valerius nahm mich väterlich in den Arm, führte mich ins Wohnzimmer, schloss die Fenster, ohne den Ausblick zu versperren und setzte sich neben mich. Als die Krämpfe nachließen, drückte er mir erneut das Glas in die Hand, in das er großzügig nachgeschenkt hatte. »Trink das in einem Zug!« Es war ein Befehl, dem ich mich nicht zu widersetzen wagte. Die Wärme des Whiskys legte sich wie eine Decke um meinen Körper und der Alkohol brachte die immer noch in mir tobenden Stimmen bald zum Schweigen. Von irgendwoher zauberte Valerius eine Platte mit Käse, Salami und Oliven herbei. »Sie müssen etwas essen, Violetta.« Ich nahm ein Stück Schafskäse und als ich es in den Mund schob, spürte ich, wie hungrig ich war. Kein Wunder, denn seit meinem Abflug von Bali hatte ich nichts gegessen. Zehn Minuten später war die Platte leergeputzt und wenn ich es richtig mitbekam, hatte Valerius höchstens zwei Oliven gegessen. Nachdem er Kaffee gekocht und die Gläser erneut großzügig gefüllt hatte, lehnte er sich in einem breiten Sessel zurück.
    »Eins müssen Sie wissen, Violetta. Ich habe dieses Haus vor über dreißig Jahren als eine Art Zuflucht für mich gekauft. Damals gab es solche einmaligen Anwesen noch für kleines Geld, was für mich immer noch ein riesiger Batzen war, aber ich habe die Investition nie bereut. Wann immer ich eine Auszeit brauchte, kam ich hier her. Dieses Haus hat schon alles erlebt. Große Erfolge und schmerzende Niederlagen, Liebe und Tod.« Er hielt für einen Moment inne, als müsse er zunächst eine Erinnerung vertreiben, ehe er fortfahren konnte. »Wenn Sie möchten, ist es nun auch Ihr Refugium, wann immer Sie es brauchen.«
    Ich schluckte, weil mir schon wieder die Tränen kamen, diesmal aber vor Rührung und Dankbarkeit. Valerius war aber noch nicht fertig mit seiner Rede.
    »Ich bin ein alter Zausel, Violetta, und wie die meisten Schriftsteller oft allein. Einsamkeit ist eine Plage, unter der wir oft leiden. Zum Schreiben braucht es die karge Wüste, in Oasen entstehen Plaudereien aber keine guten Texte.« Er nahm einen Schluck Whisky und sein Blick schweifte durch die Fenster in die Weite der nunmehr dunklen, nur vom geheimnisvollen Licht eines Dreiviertelmonds beschienen Bucht. »Manchmal aber treffen wir einen Menschen, der in uns das wahre Menschsein zum Klingen bringt. Sie - nein, Du, Violetta - bist so ein Mensch.« Er schaute auf und mir direkt in die Augen. »Ist es in Ordnung für dich, wenn wir uns duzen? Das distanzierte Sie scheint mir einfach nicht angemessen.«
    »Nichts lieber als das«, sagte ich und meinte es aus tiefstem Herzen. Fred Valerius hatte in seinen Kinderbüchern meine wichtigsten Kindheitsbegleiter geschaffen und jetzt bot er mir seine Freundschaft und seinen Ratschlag in der größten Krise meines Lebens.
    »Gut«, fuhr Valerius fort und lachte. »Eins muss ich noch klarstellen. Ich mag dich wirklich sehr und für diese Form von Gefühlen wurde einst ganz selbstverständlich das Wort Liebe benutzt, so wie ein Vater seine Tochter liebt oder ein Schüler seinen Lehrer. Leider haben wir den Begriff derart eingeengt, dass er fast immer von einer sexuellen Komponente begleitet wird.« Ich hielt einen Moment die Luft an, aber er löste die Spannung in der nächsten Sekunde auf. »Ich war immer ein begeisterter, wenn auch vielleicht kein besonders begabter Liebhaber, Violetta, und wäre ich vierzig Jahre jünger, würde ich auf jeden Fall versuchen, dich in mein Bett zu bekommen. Den Reizen einer so aufregenden Frau konnte ich in diesem Alter nie widerstehen. Heute aber genieße ich umso mehr die Freuden der platonischen Liebe, und wenn du diese mit mir teilen möchtest, wäre ich der glücklichste Mensch auf diesem Planeten.«
    Ohne Zweifel war dies die erstaunlichste Liebeserklärung, die ich je bekommen hatte. Ich dachte eine Weile über eine passende Antwort nach und Valerius saß schweigend, mich weder mit Worten, Gesten oder Blicken drängend da und trank in kleinen Schlucken.
    »Danke für deine Zuneigung, Fred.« Die Anrede klang fremd, fühlte sich aber richtig an. »Ich nehme dein Angebot gerne an und bleibe hier. Vor allem aber brauche ich deinen Rat - und ich hoffe, dass du ihn mir nicht verweigerst.«
    »Warum sollte ich?« Er lächelte mich verschmitzt an und prostete mir zu. Als ich beginnen wollte, zu reden, hob er die Hand. »Aber nicht heute, Violetta. Morgen, morgen reden wir über
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