Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Five Stars 02 - Wildes Verlangen

Five Stars 02 - Wildes Verlangen

Titel: Five Stars 02 - Wildes Verlangen
Autoren: Lesley Ann White
Vom Netzwerk:
der Insel. Heute geht es hier nur noch ums Geld.«
    Ketuts Trauer über den Niedergang des Ortes war unüberhörbar. Wir verließen die Stadt und bogen nach wenigen Kilometern in einen Feldweg ein. Wie aus dem Nichts tauchte ein großes, schmiedeisernes Tor auf. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als Ketut ein kleines Schaltkästchen unter dem Armaturenbrett hervorzog und das Portal mit einem Knopfdruck öffnete. Als er meinen staunenden Blick bemerkte, sagte er lachend: »Wir wollen die gute Madé doch nicht den langen Weg vom Haus hierher scheuchen, sie ist schließlich auch nicht mehr die Jüngste.«
    Ketut steuerte das Auto einen schmalen, geschwungenen Pfad entlang, direkt auf eine Mauer mit einem reich verzierten, balinesischen Eingangsportal zu, vor dem er den Wagen zum Stehen brachte. Kaum war ich ausgestiegen, öffnete sich die Tür und ein rundes, dunkles Gesicht, umrahmt von pechschwarzen, dichten Haaren erschien, in dem die Zähne strahlend weiß blitzten. Es gehörte zu einer kleinen, rundlichen Frau in Sarong und Bluse, die ihre Arme ausbreitete und mir fröhlich zurief: »Willkommen in der Villa Mimpi Manis.«
    Madé, die mir von der ersten Sekunde mit ihrer direkten, unkomplizierten und freundlichen Art sympathisch war, führte mich ins Haus. Staunend schritt ich durch helle, mit wundervollen Möbeln und ausgesuchten Antiquitäten eingerichtete Räume. An den Wänden hingen farbenfrohe Gemälde, auf Sideboards standen Kunstobjekte und aus den Bodenvasen ragten floristische Meisterwerke. Das gesamte Anwesen bestand aus mehreren Gebäuden, die sich um einen Garten voll üppiger, tropischer Vegetation gruppierten. Der Pool war größer als in so manchem Hotel. Madé führte mich in ein etwas abseits stehendes Gebäude mit einer überdachten Holzveranda. »Mister Daniel hat die Gästevilla für Sie herrichten lassen.« Sie öffnete die Schiebetür und lud mich mit einladender Geste ein, ihr zu folgen. »Ich habe ihnen ein Bad eingelassen, das wird ihnen gut tun nach der anstrengenden Fahrt.«
    Als sie die Tür zum Badezimmer öffnete, stockte mir der Atem. Es war ein zu einer Seite offener Pavillon, in dessen Mitte sich eine große Badwanne befand, von der sich der Blick auf herrliche, in allen Grüntönen leuchtende Reisterrassen öffnete. Aus der Ferne hörte man leise das Rauschen eines Flusses.«
    »Was für ein Traum«, rief ich und Madé lachte glucksend.
    »Nein, kein Traum. Nur Bali!«
    Sie überprüfte die Temperatur des Badewassers und entfernte sich, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Ich schlüpfte aus meinem Kleid, spülte mir den Staub der Reise unter der Dusche ab und glitt dann in das herrliche, warme Bad. Während ich mit den Händen den Schaum auf meiner Haut verteilte, konnte ich den Blick nicht von der Landschaft vor mir nehmen. Das war es also, von dem Daniel so geschwärmt hatte und weswegen er mir geraten hatte, so bald wie möglich hierher zu reisen. Eine Landschaft wie diese hatte ich noch nie zuvor gesehen, sie war wie geschaffen, von einem begabten Künstler in einem Gemälde festgehalten zu werden. Nach einigen Minuten schloss ich die Augen. Was für ein Tag. Die Bilder der Verbrennung hatten sich tief in meine Seele eingegraben, die fröhlichen Menschen, die tanzten und feierten, weil sie dem Verstorbenen noch einmal helfen konnten auf seinem Weg in ein neues Leben. Um wie viel schöner war diese Vorstellung als die unsere, bei der den Hinterbliebenen nichts übrig bleibt, als zu trauern und zu beten, dass der geliebte Verstorbene in den Himmel statt in die Hölle kommt. Ich sah vor meinem geistigen Auge, wie der in das Holzstier gebettete Leichnam in Flammen aufging und hörte leise die fremdartige Musik. Sie war so klar und deutlich, als stünde das Orchester irgendwo versteckt hinter dem Haus. Ich öffnete die Augen. Fing ich an zu fantasieren? Nein, die Klänge waren real und erfassten meinen Körper, ich begann, meinen Kopf sanft im Rhythmus zu heben und zu senken.
    »Wunderbar, so ein Gamelan, nicht wahr?«
    Ich musste aufpassen, dass mich diese Insel nicht um den Verstand brachte, denn jetzt hörte ich schon Daniels Stimme klar und deutlich, als stünde er hinter mir im Raum. Ich schloss die Augen und legte den Kopf auf den Wannenrand, fest entschlossen, mich dieser Fantasie hinzugeben, meinen Verstand würde ich dann ab morgen wieder benutzen. Derart mit meinem Kopfkino beschäftigt, erschreckte es mich fast zu Tode, als sich zwei Hände auf meinen Kopf legten und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher